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Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall

Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall

Titel: Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hawkins
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Lichtkugel. Wir gingen weiter.
    Diesmal kamen wir vielleicht ein Dutzend Meter weit, bevor mein Licht abermals flackernd erlosch. Wir befanden uns in einem hell erleuchteten, freundlichen Wohnzimmer. Nichts darin kam mir vertraut vor, und ich warf einen Blick zu Cal und Archer hinüber. »Erkennt einer von euch diesen Raum?«
    »Nein«, sagten sie wie aus einem Mund. Ein Schrei hallte hindurch, der klang, als käme er von irgendwo über uns. Vor unseren Augen stieg ein dunkelhaariger Mann eine Treppe herunter in das Wohnzimmer. Die Vorderseite seines Hemdes war mit Blut bedeckt, seine Augen fuhren wild hin und her. »Elise!«, rief er. Ein anderer Mann, der sich mit übernatürlicher Geschwindigkeit bewegte, kam ebenfalls die Treppe herunter und sprang über das Geländer. Ich erhaschte einen flüchtigen Blick auf Krallen, dann kniff ich die Augen fest zusammen. Als ich sie wieder öffnete, lag der Mann, der nach Elise gerufen hatte, mit dem Gesicht nach unten auf dem Teppich. Der andere Mann stand keuchend über ihm, während Blut von seinen jetzt menschlichen Händen tropfte. An seiner Seite sah ich eine Frau, ihre Augen waren blutrot und ihr Gesichtsausdruck ebenso unmenschlich wie der des Mannes. Außerdem war sie hochschwanger, was das Ganze irgendwie noch viel verstörender machte.
    Irgendwo im Haus begann ein kleines Kind zu jammern, und der Mann hob die Nase, um zu wittern. Ich schüttelte bei dieser Szene verwirrt den Kopf. »Das sind Dämonen.« Ich wusste zwar, dass sie mich nicht hören konnten, doch ich konnte nicht umhin zu flüstern. »Aber ich habe sie noch nie zuvor gesehen. Und wenn sie ein schwangerer Dämon ist, dann ist ihr Baby … «
    Nun sah ich mir den Mann an – vor allem sein dunkles, gelocktes Haar und die vertraute Form seiner Augen und seiner Nase. »O mein Gott«, hauchte ich. »Nick. Das sind Nicks Eltern. Er wurde als Dämon geboren .«
    Jenna hatte aufgehört zu weinen. »Also, warum wird uns das gezeigt?«
    Als die Dämonen durch die Vordertür flohen, kam ein kleiner Junge von vielleicht zwei oder drei Jahren in den Raum. Seine rundliche Wange war blutverschmiert, und in seinen dunklen Augen glänzten Tränen.
    Ich sah Archer an. Er war so bleich, dass er geradezu grau geworden war. »Das war meine Familie«, sagte er, als die Szene schwarz wurde. »Das war es also, was mit ihnen geschehen ist. Ich habe mich immer gefragt … Gott.« Seine Stimme brach mit einem erstickten Laut.
    »Das war’s«, erklärte ich. »Wir verschwinden von hier.« Abermals leuchtete blaues Licht aus meinen Fingern.
    »Das Dämonenglas«, begann Archer, dessen Haut langsam wieder Farbe bekam.
    »Vergiss es«, sagte ich. »Wir lassen uns was anderes einfallen, aber hier können wir nicht bleiben. Ich will nichts mehr davon sehen.«
    Doch es war schon zu spät. Wir standen im Mondlicht, und ich konnte einen kühlen Luftzug auf der Haut spüren. Der Geruch von Lavendel drang in meine Nase, während mir schwer ums Herz wurde. Wir waren in Thorne Abbey. Vor uns im Gras saß schluchzend und in sich zusammengesunken Alice. Sie sah so jung aus, sehr verängstigt. So ganz anders als die machtvolle Kreatur, die ich kennengelernt hatte. Alexei Casnoff stand vor ihr, das Grimoire in Händen. Neben ihm war eine blonde Frau zu sehen, die die Hände hinter dem Rücken verschränkt hatte. Virginia Thorne, die dunkle Hexe, die mit den Casnoffs zusammengearbeitet hatte, um dieses Ritual zu finden. Alexei rezitierte das Ritual bereits, während Licht im dunklen Himmel aufblitzte. Ich hörte jemanden schreien und warf den Kopf herum; ein gut aussehender jüngerer Mann lief auf Alexei zu und versuchte, ihm das Buch zu entreißen. Der Wind heulte so laut, dass ich nicht verstehen konnte, was er sprach. Aber ich konnte Alice schreien hören: »Henry!« Dabei hielt sie sich schützend eine Hand auf den Bauch, und ich wusste, dass dies Henry Thorne sein musste, Virginias Bruder.
    Alice war schwanger gewesen, als sie verwandelt worden war, und Dad hatte den Verdacht gehabt, dass sie ein Kind von Henry erwartet hatte. Das Entsetzen auf Alice’ Gesicht verriet mir, dass er recht gehabt hatte. Und so verfolgte ich, wie Alexei Casnoff die Hand hob, als wolle er einen Käfer zerquetschen, und einen Zauberblitz in Henry Thornes Stirn aussandte, der ihn auf der Stelle tötete.
    »Nein!« Alice stieß einen Klageschrei aus, als auch Virginia Thorne aufschrie. Mit der gleichen lässigen Bewegung tötete Alexei sie ebenso mühelos, wie er

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