Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall

Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall

Titel: Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hawkins
Vom Netzwerk:
heraufbeschwören.« Ich streckte die Hände aus und tat so, als umklammerte ich die Griffe besagten geilen Jetbootes. Aislinn beobachtete mich einen Moment lang, bevor sie fragte: »Machst du das immer so, wenn du nervös bist?«
    Meine Hände fielen herunter. »Andauernd.«
    Ich drehte mich wieder zum Wasser um. »Die Sache ist die, ich bin mir ziemlich sicher, dass ich ein Boot hervorbringen könnte. Aber wenn ich es tue, gebe ich ihm dann auch einen Motor? Oder lieber ein Segel? Oder wird von mir erwartet, dass ich den ganzen Weg selbst rudere … «
    »Sei bitte still, bis dir etwas einfällt.« Die Worte selbst waren nicht besonders bedrohlich, aber Aislinn hatte so eine Art, einen dabei anzusehen, dass man das Gefühl bekam, gleich versetzt sie einem einen Schlag ins Gesicht.
    Das einzige Geräusch war das Plätschern der Wellen am Ufer und das Klappern meiner Zähne. Ich spähte über meine Schulter zu dem Kreis der Zelte hinüber. Jenna hatte tief und fest geschlafen, als ich kurz vor Tagesanbruch hinausgekrochen war. Ich hatte sie nicht geweckt, teils weil ich dachte, dass sie die Ruhe brauchte. Aber der Hauptgrund war, dass ich ihr hätte Auf Wiedersehen sagen müssen, wenn ich sie geweckt hätte. Und jemandem Auf Wiedersehen zu sagen, wenn man vorhatte, in die Hölle zu gehen, hätte irgendwie … etwas Endgültiges gehabt. Mehr von einem Lebwohl als von einem Auf Wiedersehen.
    Aus dem gleichen Grund war ich auch nicht in die Hütte zu Mom gegangen und hatte einen Umweg um Archers Zelt gemacht. Ich war schon fast am Ufer gewesen, als ich ihn leise rufen hörte: »Mercer.«
    So wie er im Eingang seines Zeltes gekniet hatte, das Haar zerwühlt, seine Hex-Hall-Uniform lächerlich zerknittert, hatte es mir fast das Herz gebrochen. Und als ich so lautlos wie möglich zu ihm hingelaufen war und mich praktisch auf ihn geworfen hatte, hatte ich mir gesagt, dass unser Kuss nur die ganz normale Freund-und-Freundin-sagen-sich-guten-Morgen -Nummer war. Selbst als er mich hineingezogen hatte und das Zelt so warm und gemütlich gewesen war und nach ihm gerochen hatte, erlaubte ich mir nicht, daran zu denken, dass dies vielleicht das letzte Mal war, dass ich ihn sah.
    Und als er mich fester an sich gezogen und gemurmelt hatte: »Mercer, ich liebe … «, hatte ich ihm den Mund zugehalten.
    »Sag das nicht. Nicht jetzt. Sag es irgendwann, wenn der Tod mal nicht am Horizont lauert, okay?«
    Er murmelte etwas in meine Handfläche, und ich verdrehte die Augen, als ich sie von seinem Mund nahm. Er drückte mir einen Kuss auf die Nasenspitze. »Ich wollte nur sagen, dass ich dieses Zelt liebe, das du für mich gemacht hast. Aber ich glaube, das kann ich dir natürlich später noch erzählen. Wenn du zurück bist.«
    Ich legte ihm den Arm um den Hals und zog ihn zu mir herab. »Wehe, wenn nicht.«
    Bei der Erinnerung kroch die Röte meinen Hals hinauf, ich löste den Blick von seinem Zelt und sah wieder auf den See. Ich würde wiederkommen. Es würde mir gutgehen, und es würde mir überhaupt nicht schwerfallen, in die Unterwelt zu gelangen, um Dämonenglas zu sammeln. Vielleicht wäre ich sogar schon vor dem Mittagessen zurück.
    Natürlich konnte ich es nicht zurückschaffen, wenn ich gar nicht aufbrach. Und dann kam mir einfach so die leichteste Art und Weise in den Sinn, wie ich über den See kommen würde.
    Ich stand auf und zeigte mit einem Finger auf das Wasser. Die Oberfläche des Sees begann sich zu kräuseln, dann fuhr das Wasser vor uns mit einem gewaltigen Rauschen zurück und hinterließ einen schmalen, silbrigen Schlammpfad auf dem Grund des Sees. Der Weg wand sich bis zum Fuße der felsigen Insel.
    »Ein bisschen fehlt zwar der Pep, aber das macht das Praktische wieder wett«, erklärte ich und hoffte, dass Aislinn nicht hören konnte, welch schreckliche Angst ich hatte. Aber sie legte mir eine Hand auf die Schulter – das erste Mal überhaupt, dass sie mich berührte – und sagte: »Du wirst es schon schaffen. Wenn es eines gibt, was ich über dich gelernt habe, Sophie Brannick, dann dies, dass du ein zähes kleines Ding bist.«
    Beinahe hätte ich gesagt: »Sophie Mercer.« Doch stattdessen sagte ich nur: »Danke, ähm, Tante Aislinn.«
    Sie zog die Hand zurück. »Wir sollten es nicht übertreiben.«
    »Stimmt, tut mir leid.«
    Ich drehte mich wieder zu dem Pfad um, der durchs Wasser führte, und versuchte, mir ins Gedächtnis zu rufen, dass ich ja schon alle möglichen anderen beängstigenden Dinge getan

Weitere Kostenlose Bücher