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Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall

Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall

Titel: Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hawkins
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solange ich konnte, und so richtig einen auf Braveheart machen. Aber ich wollte es nicht. Ich wollte weinen. Ich wollte meine Mom und meinen Dad wieder drücken. Ich wollte Archer sehen. Und ich wollte wissen, dass ich mehr getan hatte, als Finleys und Aislinns Tod lediglich um einige Minuten hinauszuzögern.
    Es gab also keinen harten stoischen Typen, der sich den Dämonenhorden in den Weg stellte. Da war nur ein Teenager mit tränenüberströmtem Gesicht und den beiden besten Freunden links und rechts, als alle Arten von höllischen Kreaturen herbeistürzten.
    Ich konnte den Umriss einer der dämonischen Elfen sehen, die auf uns zusteuerte. Mir fielen wieder ihre rasiermesserscharfen Flügel ein und die Art, wie sie in Daisys Arme geschnitten hatten. Mein eigener Arm zitterte, als ich ihn erhob. Die Magie, die ich benutzt hatte, um Aislinn und Finley aus der Grube zu holen, hatte mich einen großen Teil meiner Stärke gekostet, und jetzt kreiselten meine Kräfte träge um meine Füße, anstatt zu fließen. Trotzdem konnte ich die Dämonen für kurze Zeit aufhalten.
    Ich hörte bereits den Flügelschlag der Elfe und schoss einen Angriffszauber aus den Fingern. Aber bevor er sein Ziel traf, schlängelte sich etwas anderes hervor und wand sich um den Knöchel der Elfe – eine silbrige Peitsche. Aufkreischend fiel die Elfe zu Boden, während mein Herz zu rasen begann.
    »O Gott«, murmelte Jenna. Mehr brauchte sie nicht zu sagen. Jenna und ich hatten diese Waffe schon einmal gesehen, als das Auge einen Prodigien-Club in London überfallen hatte.
    »Es ist das Auge «, erwiderte ich ungläubig. Und dann, wahrscheinlich zum ersten Mal in der Geschichte der Prodigien, strahlten ein Dämon, ein Zauberer und ein Vampir einander an, während ich wiederholte: »Es ist das Auge !«
    Und tatsächlich, mehrere Kerle in Schwarz strömten aus der ungefähren Richtung des Itineris durch den Wald. »Wie?«, fragte Cal. Und dann lief einer der Typen in Schwarz auf uns zu. Ich vermute, es hätte durchaus auch ein anderes schlaksiges Auge mit dunklen Locken gewesen sein können, aber ich stürzte mich trotzdem auf ihn.
    Archer und ich prallten so heftig aufeinander, dass es mir die Luft aus den Lungen schlug, aber das war mir egal. Atmen konnte ich später noch.
    »Dachte, ihr könntet etwas Hilfe gebrauchen«, sagte er an meiner Schläfe. »Wir sind nur ungefähr zwanzig – mehr konnte ich nicht bewegen mitzukommen. Aber trotzdem. Ist besser als nichts, stimmt’s?«
    Ich drückte ihn fester an mich. »Viel besser.«
    Aber so gern ich ihn für ewig umarmt hätte, dies war nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Ich trat einen Schritt zurück und sagte: »Versuch sie nicht zu töten, okay?«
    Er zog eine Augenbraue hoch, doch ich hob sofort die Hand. »Nicht. Keine Zeit für Späße. Versuch … sie nur aufzuhalten, okay? Es besteht immer noch die Chance, dass wir sie retten können.«
    Ausnahmsweise versuchte Archer einmal in seinem Leben nicht, mit mir herumzuspaßen. Er sagte überhaupt nichts und rannte einfach in Richtung des Kampfes davon. Ich wirbelte herum und wollte Lara nachsetzen.
    Aber das war gar nicht nötig.
    Sie stand wieder am Rand der Grube – nur dass sie diesmal nicht überlegen oder erheitert wirkte. Und sie war nicht allein. Mrs Casnoff stand neben ihr; ihr Haar war noch immer schneeweiß, aber wieder kunstvoll hochgesteckt. Sie trug eins ihrer blauen Hecate-Hall-Kostüme, und der leere Gesichtsausdruck war verschwunden. Sie streckte eine Hand aus, und ich bemerkte, dass Lara erstarrt war, festgehalten von irgendeiner Art von Zauber. »Diese Schule war früher einmal eine Zuflucht für unsere Art«, rief Mrs Casnoff. Ihre Stimme war heiser und rau, aber ich konnte noch den Nachhall der Frau hören, die ich einmal gekannt hatte. »Und du hast sie in eine Hölle auf Erden verwandelt, Lara.«
    »Ich habe es für uns getan!«, rief Lara zurück. »Das ist es, was Vater wollte.«
    Aber Mrs Casnoff kaufte ihr das genauso wenig ab wie ich. »Es muss aufhören«, sagte sie, und in ihrer Stimme lag eine unendliche Traurigkeit. Sie wiederholte: »Es muss aufhören.« Über die Grube hinweg trafen sich unsere Blicke, und ich wusste, was ich zu tun hatte.
    Mit zitternden Händen zog ich das Zauberbuch aus dem Taillenbund meines Rockes und schlug die Seite mit den Angaben zu dem Ritual auf, das diese Grube für immer schließen würde. Ich flüsterte die Worte, aber sie brannten dennoch in meinem Mund, als ich sie aussprach.

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