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Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall

Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall

Titel: Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hawkins
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ja nie von hier fortgegangen, dachte ich benommen. Vielleicht hatte ich das alles nur geträumt. Doch nein. Jenna saß auf der Bettkante und blickte besorgt drein, während Archer zaudernd in der Tür stand. Und irgendwo unten waren meine Mom und Dad, die Brannicks, Nick und Daisy …
    Aber kein Cal.
    »Derselbe Traum?«, fragte Archer, und ich nickte und rieb mir mit beiden Händen das Gesicht. Seit der Nacht, in der wir den Itineris benutzt hatten, um von Hex Hall zu fliehen, während die ganze Insel gezittert hatte, als wolle sie gleich im Ozean versinken, hatte ich regelmäßig Albträume gehabt.
    Dad meinte zwar, das sei zu erwarten gewesen, angesichts dessen, was ich alles durchgemacht hatte. Aber das war jetzt einen Monat her. Würden die Albträume jemals aufhören?
    »Hab ich wieder geschrien?«, fragte ich, während ich die Decken zurückschlug.
    »Nur geweint«, antwortete Jenna mit mitfühlender Miene. »Aber richtig viel.«
    Ich versuchte, mich an den Traum zu erinnern, doch er entglitt mir bereits. Cal war wieder da gewesen, in der Grube, und Erde war auf ihn herabgeprasselt. Und Lara, ihre leeren, toten Augen. Ich schauderte.
    Jenna wollte nach meiner Hand greifen, aber ich stand auf und schenkte ihr mein bestes Alles-ist-gut-nein-wirklich-das-ist-es-Lächeln. »Es war nur ein Traum«, erklärte ich. Archer öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber ich hob die Hand. »Nur ein Traum«, wiederholte ich. »Also, sind schon alle unten? Denn … ich weiß ja nicht, wie es euch beiden geht, aber ich bin halb verhungert.«
    Das stimmte gar nicht. Bei dem Gedanken an Essen drehte sich mir sogar der Magen um. Ich hatte bereits so stark abgenommen, dass ich Magie benutzen musste, um meine Kleider enger zu machen. Ich ging an Archer vorbei, dabei legte er mir eine Hand zwischen die Schulterblätter. »Alles wird gut, Mercer«, flüsterte er mir ins Ohr, und nur für ein kleines Weilchen erlaubte ich mir, mich an ihn zu lehnen, seine Wärme aufzunehmen, seine Anwesenheit. Dann straffte ich mich und sagte: »Kommt, gehen wir nach unten. Nick und Daisy essen immer den ganzen Schinken weg.«
    Und tatsächlich, als wir die Küche erreichten, waren nur noch zwei Scheiben übrig. Nick und Daisy saßen an dem Resopaltisch, und ihre Teller waren fast leer, während Aislinn hinter ihnen am Herd Rührei machte. Ich stand in der Tür und betrachtete dieses Bild: Eine Brannick, die für zwei Dämonen Frühstück machte. Wer hätte sich das vorstellen können?
    Nick sah mich und grinste. Na gut, er versuchte es jedenfalls. Wie ich – na ja, wie wir alle – hatte er noch immer diesen gequälten Ausdruck in den Augen, der jede freundliche Miene traurig wirken ließ. »Morgen, Sophia. Ich habe dir eine Scheibe Schinken aufgehoben. Dir auch, Jenna«, fügte er hinzu und schaute über meine Schulter hinweg. Er sah auf meine andere Seite. »Tut mir leid, Cousin, du hast Pech gehabt.«
    Archer stieß ein kleines, amüsiertes Schnauben aus, aber da war immer noch etwas Wachsames in der Haltung seiner Schultern, als er in die Küche kam. Er setzte sich auch auf den Stuhl, der am weitesten von Nick entfernt stand. Ich war mir nicht sicher, ob Archer und Nick jemals so etwas wie eine normale Beziehung haben würden, aber das war wahrscheinlich zu erwarten gewesen. Schließlich hatten Nicks Eltern Archers Eltern ermordet, und Nick hatte nicht nur einmal, sondern zweimal versucht, Archer zu töten.
    Damit waren peinliche Familienfeste in Zukunft garantiert.
    Es wurde auch dadurch nicht besser, dass die Leute, die Archer als seine Familie betrachtete, jetzt ebenfalls entschlossen waren, ihn zu töten.
    »Soph?«, fragte Aislinn und riss mich aus meinen Gedanken. »Eier?«
    »Ähm … nein, danke, ich nehme mir später was.«
    Fast alle in der Küche runzelten bei meinen Worten die Stirn, daher griff ich, um sie zu beschwichtigen, nach der Scheibe Schinken und halbierte sie. Dann setzte ich mich Daisy gegenüber an den Tisch, kaute los und fragte: »Irgendwas Neues?«
    Es war die gleiche Frage, die einer von uns an jedem Morgen gestellt hatte, seit wir Hex Hall verlassen hatten. In den ersten Tagen hatte es noch Antworten gegeben. »Ja, die Insel ist immer noch da. Ja, wir haben Nick und Daisy gefunden und können sie herbringen. Ja, das Auge hat einen Preis auf Archers Kopf ausgesetzt, mit dem man sich eine kleine Insel kaufen könnte.«
    Diese letzte Information hatte Archer ziemlich hart getroffen. Offenbar war das kleine

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