Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexe auf leisen Sohlen

Hexe auf leisen Sohlen

Titel: Hexe auf leisen Sohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
über
gestoßenes Eis in einen Shaker. Selbstverständlich schüttelt man eine »lachende
Witwe« nicht im Shaker, sie könnte explodieren. Man schwenkt sie nur ein
bißchen herum.
    Adele erschien wieder, während
ich noch schwenkte. Sie kam zur Bar herüber und legte einen Scheck über
neuntausend Dollar vor mich auf die Platte, gerade als ich die erste »lachende
Witwe« eingoß. Ich vergoß nicht einen Tropfen. Es gelang mir sogar, mit meiner
freien Hand den Scheck zu angeln und in meine Innentasche zu schieben.
    »Danke«, sagte ich.
    »Ich habe Ihnen zu danken, Mr.
Boyd«, erwiderte sie leichthin. »Für schnell geleistete, gute Arbeit. Ich werde
Sie allen meinen Freunden empfehlen. Wenn Sie aus dieser Geschichte eine
Routineangelegenheit machen würden, müßte es Ihnen ein leichtes sein, diesen
Arzt zur Zahlung einer Provision zu veranlassen.«
    »Daran habe ich auch schon
gedacht«, gab ich zu. »Wenn die Geschäfte wirklich gut gehen, könnte es sich
sogar lohnen, noch Medizin zu studieren. Auf diese Weise bekomme ich keine
Schwierigkeiten bei der Teilung der Honorare und auch keinen moralischen
Katzenjammer.«
    »Reizend«, sagte sie,
»köstlich, so ganz alte Schule, Mr. Boyd. Sagen Sie mir, haben Sie Blinden ihre
Pfennige gestohlen, als Sie noch sehr jung waren?«
    »Nur die Groschen und die
Fünfziger«, antwortete ich. »Wofür halten Sie mich eigentlich? Für einen
kleinen Halunken oder sonst was?«
    »Ich liebe Sie«, sagte sie
träumerisch.
    »Bisher hatte ich immer
geglaubt, Sie könnten mich nicht einmal leiden«, antwortete ich.
    »Das war gestern«, meinte sie.
»Heute finde ich Sie großartig, und dank eines phantastischen Zufalls befindet
sich Aubrey auch nicht in der Stadt.«
    Ihre Augen weiteten sich um
einen Bruchteil, als sie mich intensiv betrachtete, und wieder konnte ich
dieses Funkeln in ihnen aufleuchten sehen.
    »Haben Sie immer noch die
gleiche Animosität gegen mich, wie ich Sie einmal gegen Sie hatte, Danny?«
    »Das war gestern«, erwiderte
ich und hob mein Glas. »Trinken wir auf heute.«
    Sie hob ihr Glas zur Antwort.
»Und auf ein kühles Lebewohl für einen schizophrenen Ehemann.«
    »Ein Daniel kommt zu richten.«
Ich grinste, als ich mich daran erinnerte, wie Nicholas´ Stimme von den Wänden
dieses Raumes widergehallt hatte. »Nun, er hat sich jetzt einen ständigen
Parkplatz in der Löwengrube geschaffen.«
    Adele senkte ihr halb geleertes
Glas und sah mich mit Tränen in den Augen an.
    »Habe ich etwas Falsches
gesagt?« fragte ich.
    »Ist das das Zeug, das sich die
Hinterwäldler selbst brennen?« fragte sie heiser.
    »Es ist das Zeug, mit dem sie sich
dort am Leben erhalten«, antwortete ich. »Es bringt Witwen zum Lachen und
starke Männer zum Weinen. Hoffentlich haben Sie noch ein frisches Taschentuch?«
    »Gießen Sie mir noch einmal
ein, während ich danach suche«, sagte sie. Sie drehte mir den Rücken, und als
ich ihr Glas aufgefüllt hatte und auch meines, war sie wieder verschwunden.
    Etwa fünf Minuten später kam
sie zurück. Das düstere schwarze Kleid, das sie aus Rücksicht auf Frazer
getragen hatte, war verschwunden. An seiner Stelle trug sie eins aus schwarzem
Satin, von dessen Saum Orchideen aus scharlachroter Seide aufwuchsen.
    »Trinken Sie das, und ich
garantiere, daß Sie lachen.« Ich schob das Glas über die Platte der Bar vor sie
hin. »Dieses Kleid gefällt mir. Sie sehen sehr schön darin aus und sehr
verführerisch, etwa so wie jede Frau aussehen sollte und fast keine es tut.«
    »Ich gebe es nur ungern zu,
Dannyboy«, antwortete sie mit belegter Stimme, »aber dieses Profil, auf das Sie
immer so betont hinweisen, ist fast so gut, wie Sie glauben.«
    »Unmöglich«, antwortete ich
bescheiden, »aber kann ich was dafür, daß ich gut aussehe? Die meisten Damen
sind wie verrückt hinter mir her, wenn sie mich nur einmal gesehen haben.
Wahrscheinlich fand ich von Anfang an bei Ihnen das so reizvoll, daß Sie sich
so anders verhielten.«
    Adele leerte ihr zweites Glas
mit einer eleganten Bewegung und kämpfte dann still und verzweifelt mit sich,
bis sie wieder atmen konnte.
    »Sie haben mich geschlagen«,
sagte sie, als sie ihre Stimme wiedergefunden hatte. »Das werde ich Ihnen nie
vergessen, Dannyboy. Es war in Ihrem Büro. Dort haben Sie mich geschlagen.«
    »Nie vergessen und nie
vergeben?« fragte ich sie.
    »Ich mochte es«, antwortete sie
gelassen. »Es war eine neue Art von Annäherung. Nicky ist als Liebhaber ebenso
unmöglich wie in allem

Weitere Kostenlose Bücher