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Hexe auf leisen Sohlen

Hexe auf leisen Sohlen

Titel: Hexe auf leisen Sohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Regisseur nicht, Vernon Clyde, und
dieses tolle blonde Mädchen, Charity Adam. Sie waren beide hier in der Wohnung,
als ich mit Nickyboy die Wette einging. Sie hörten,
daß ich von einem Psychiater sprach. Was denkst du denn, was sie sagen werden,
wenn sie erfahren, daß dein alter Herr in eine geschlossene Anstalt eingewiesen
wurde?«
    Aubrey jaulte scharf auf.
»Darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen, alter Junge, daran habe ich
schon gedacht. Wir erzählen ihnen einfach nichts davon. Nach allem, was wir
wissen, verließ der alte Herr heute morgen die Wohnung, und seitdem haben wir
nichts mehr von ihm gesehen oder gehört. Wie gefällt dir das?« Er machte ein
selbstzufriedenes Gesicht.
    »Das ist glänzend«, antwortete
ich. »Und vielleicht sorgen sie sich auch nicht mehr, als daß sie sich zwei
Tage Zeit lassen, bis sie sich soweit aufraffen, nach ihm zu suchen,
möglicherweise sogar drei. Dann rufen sie bei der Polizei an, im
Leichenschauhaus und in den Krankenhäusern...«
    »Oh!« Aubrey hörte auf zu
grinsen und begann wieder auf seinem Schnurrbart zu kauen.
    »Da mußt du dir schon etwas
Besseres einfallen lassen, alter Junge«, belehrte ich ihn. »Und kannst du nicht
endlich aufhören, auf der Fußmatte an deiner Oberlippe herumzukauen?«
    »Entschuldige.« Seine großen
braunen Augen waren gekränkt. »Ein nervöser Reflex, alter Junge. Meistens
bemerke ich selbst gar nicht, daß ich es tue.«
    »Ich wette, daß er das allen
Mädchen sagt«, warf Adele spitz dazwischen. Aber er war zu sehr damit
beschäftigt, sich Sorgen zu machen, um zuzuhören.
    »Hast du irgendeinen Vorschlag,
Danny?« fragte er schließlich.
    Ich trank einen Schluck von dem
Gin und Tonic. »Ihr werdet ihnen sagen müssen, wo er ist«, sagte ich
entschieden. »Ihr braucht nur eine gute Geschichte, die ihr ihnen dazu erzählen
könnt. Vielleicht, daß Nickyboy gestern
abend überschnappte, diesen Hamlet=Wahn bekam und mit einem Messer auf
Adele losging. Wenn sich einer die Mühe machen sollte, bei Frazer nachzufragen,
dann glaube ich, daß der es bestätigen wird. Es ist ihm selbst passiert.«
    Adele lachte leise. »Der gute
alte Nicky. Das war das Detail, das wir brauchten, um Frazer zu überzeugen. Und
Nicky kam ganz von selbst auf den Gedanken, das Messer für seine große Szene
mitzubringen.«
    Aubreys Gesicht erhellte sich
wieder. »Ja«, nickte er, »ja, ich verstehe, was du meinst. Wir erzählen ihnen,
daß es so passiert ist.« Er versuchte ein paarmal, mit den Fingern zu
schnippen, und gab es schließlich widerwillig auf, als es ihm nicht gelang.
»Also es kam ganz plötzlich, aus heiterem Himmel, wie? Im einen Augenblick war
Vater noch ein normaler Mensch, und im nächsten schnappte er über und begann zu
toben, bildete sich ein, er wäre Hamlet und Adele die Königin. Darum ging er
mit einem Messer auf sie los, und es gelang uns gerade eben noch, ihn daran zu
hindern, daß er sie umbrachte.« Er lächelte sie strahlend an, als ob er sich
das alles selbst ausgedacht hätte.
    »Genau das ist es, Aubrey«,
sagte ich erschöpft. »Und da Adele rein zufällig erst wenige Stunden vorher
sich mit Frazer in Verbindung gesetzt hatte — unserer Wette wegen —, packtet
ihr Nickyboy als erstes am nächsten Morgen in einen
Wagen und brachtet ihn in das Sanatorium. Frazer sagte, er leide an
fortgeschrittener Schizophrenie und wies ihn sofort zur Beobachtung ein. Aus!«
    »Donnerwetter.« Aubrey sah mich
bewundernd an. »Das ist es. Schnell gedacht, Danny.«
    »Wenn du nicht aufpaßt, wirst
du mal ebenso ein Schwachkopf wie dein alter Herr schon ist«, antwortete ich. »Und
daß ihr beide ja nicht vergeßt, traurige und betrübte Gesichter zu zeigen, wenn
ihr die Geschichte erzählt.«
    »Selbstverständlich«, sagte
Adele.
    »Unbedingt!« Aubrey nickte
zustimmend.
    »Ihr dürft das nicht für eine
Sekunde vergessen«, warnte ich sie, »denke immer daran, daß du Nickyboy liebst wie ein — wie ein...«
    »Ein Sohn!« schlug er strahlend
über seinen Einfall vor.
     
     
     

6
     
    Mein Apartment liegt auf der
Westseite, und man übersieht von dort den Central Park. Gewiß, ich weiß, daß
ich hier gesellschaftlich nicht existent bin, aber was hat das schon zu
bedeuten. Ich habe ein größeres Apartment, bezahle die Hälfte der Miete,
bekomme etwas von der Sommerbrise ab und kann tatsächlich zusehen, wie
lebendiges Gras wächst.
    Ostseite — Westseite. Wenn man
die Puppe erst mal überredet hat, mitzukommen, spielt es

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