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Hexe auf leisen Sohlen

Hexe auf leisen Sohlen

Titel: Hexe auf leisen Sohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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»Jetzt kommen wir zu dir, mein Schatz.«
    »Mir bleibt also keine andere
Wahl.« Sie seufzte melodramatisch. »Könnte ich etwas daran ändern, wenn ich
schreie?«
    »Ich bin der perfekte
Verführer«, erwiderte ich bescheiden. »Ich habe mir Watte für meine Ohren
mitgebracht.«
     
    Es war kurz nach halb sieben,
und wir konnten uns wieder in Gesellschaft zeigen. Wir tranken Gin mit Tonic,
weil eine »lachende Witwe« nur besonderen Gelegenheiten vorbehalten ist, und
Sie können sich davon bei der lachenden Witwe im Apartment gegenüber
überzeugen.
    »Ich sollte jetzt gehen«, sagte
ich träge.
    Adele lag auf der Couch
ausgestreckt in einem Seidenhemd und einer an den Knöcheln eng zulaufenden
Hose.
    »Warum?« fragte sie, ohne sich
zu regen.
    »Es ist angebracht«, belehrte
ich sie. »Außerdem habe ich zu tun.«
    »Hast du heute
abend etwa eine Verabredung?« Sie drehte langsam den Kopf und sah mich
an. »Womöglich bist du doch Tarzan. Es könnte sein.«
    »Du Jane«, antwortete ich. »Ich
treu — ich auch müde — ich keine Verabredung.«
    »Dann bleib doch da«, sagte
sie. »Aubrey muß bald kommen. Er könnte uns vielleicht etwas zu essen
beschaffen.«
    »Den Typ kenne ich.« Ich
schauderte zusammen. »Weizenkeime und Joghurt. Nichts für mich.«
    »Man weiß zu berichten, daß er
schon Steak gegessen hat«, erwiderte sie gelangweilt, »selbstverständlich sehr
roh.«
    Mir schauderte wieder. »Weißt
du was«, sagte ich ernsthaft, »wenn ich die Energie dazu hätte, würde ich jetzt
aufstehen und nach Hause gehen. Wenn ich die Energie hätte.«
    Sie schnurrte zufrieden. »Weißt
du, es gibt Leute, die spielen tatsächlich Golf und Tennis und gehen schwimmen,
nur um ihre Energie loszuwerden.«
    »Und da wundert man sich noch,
daß die Welt so unausgeglichen ist?« meinte ich zustimmend.
    »Bringst du mir noch was zu
trinken?« bat sie mit kläglicher Stimme.
    »Wenn ich mich dazu aufraffen
könnte, würde ich mir auch noch was holen«, erklärte ich, »denn mein Glas ist
auch leer.«
    »Flegel.« Sie setzte sich
langsam auf und erhob sich dann noch langsamer von der Couch. Sie kam zu meinem
Sessel herüber, beugte sich zu mir herab, um mir das leere Glas aus der Hand zu
nehmen. Dabei küßte sie flüchtig meinen Handrücken. »Biest«, murmelte sie. Dann
schlenderte sie auf die Bar zu. Mit äußerster Anstrengung erhob ich mich in
eine sitzende Stellung. Ich hatte mir gerade eine Zigarette angezündet, als ich
das Schloß der Eingangstür klicken hörte.
    Zehn Sekunden später trat
Aubrey ins Zimmer. Er blieb stehen, als er mich sah, und lächelte unsicher.
»Hallo, Danny«, sagte er überrascht. »Ist alles in Ordnung?«
    »Nehmen wir mal an, er sagte
nein, was wäre dann?« fragte Adele spitz. »Was würdest du dann tun, Aubrey? Die
Stadt wieder verlassen?«
    Er blickte zu ihr hinüber und
blinzelte ein paarmal. »Hallo, Adele. Ich hatte dich gar nicht bemerkt. Aber es
ist doch alles in Ordnung? Ich meine, sonst wäret ihr beide doch nicht hier,
oder doch?«
    »Alles klappte glänzend«,
antwortete sie. »Danny hat wundervolle Arbeit geleistet. Komm her und mach die
Drinks fertig, während ich es dir erzähle.«
    Er latschte gehorsam zur Bar,
und ich rauchte meine Zigarette bis zum letzten Zug, während Adele ihm
berichtete, was geschehen war.
    Als sie geendet hatte, kam
Aubrey zu meinem Sessel herüber, schob mir einen Drink in die linke Hand und
schüttelte meine rechte heftig.
    »Gratuliere, alter Junge«,
sagte er, und seine Zähne schimmerten unter seinem Schnurrbart. »Erstklassige
Arbeit.«
    »Schade, daß du nicht dabeigewesen bist«, antwortete ich. »Adele sagte, du wärst
heute nicht in der Stadt gewesen.«
    Er kaute einen Augenblick auf
seinem Schnurrbart. »Ja, sehr schade«, antwortete er nervös, »aber es ließ sich
nicht umgehen, alter Junge. Ich mußte jemanden wegen eines Aktiengeschäfts
sprechen. Ein wichtiges Geschäft.«
    »Gewiß«, gab ich zu.
    Erleichterung zeigte sich auf
seinem Gesicht. »Aber jetzt, wo alles vorbei ist, sollten wir feiern, findest
du nicht? Also, trink ruhig, Danny.«
    »Moment mal«, sagte ich. »Was
ist alles vorbei?«
    Er sah aus wie ein kleiner
Junge, der um Mitternacht die Küche ausplündern wollte und die Keksdose leer
fand. »Ist es denn nicht vorbei?« fragte er besorgt. »Aber ich denke, alter
Junge, daß Vater endgültig eingewiesen ist, oder stimmt das nicht?«
    »Damit fängt es erst alles an«,
erklärte ich geduldig. »Vergiß doch seinen

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