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Hexe auf leisen Sohlen

Hexe auf leisen Sohlen

Titel: Hexe auf leisen Sohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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alle das beste, nicht nur für Ihren Mann, sondern auch
für Sie und alle anderen. Sie können sicher sein, daß wir alles für ihn tun
werden, was für ihn getan werden kann, Mrs. Blair. Ich werde die notwendigen
Papiere vorbereiten, damit Sie sie unterschreiben können, ehe Sie wieder
fortfahren.«
    Ich hielt es für nicht mehr als
recht und billig, daß ich mich nun auch an der Schau mit ein paar Worten
beteiligte. Ich trat zu der immer noch weinenden Adele und klopfte ihr
freundschaftlich auf die Schultern.
    »Ich weiß, daß es ein
fürchterlicher Schock für Sie ist«, sagte ich, »aber Sie können nichts Besseres
tun, als Dr. Frazers Vorschlag annehmen, Adele. Im Interesse Nicholas´ müssen
Sie die Papiere unterschreiben.«
    »Ich weiß, daß Sie recht
haben«, schluchzte sie, »aber man tut ihm damit doch etwas Schreckliches an.«
    »Glauben Sie mir, Mrs. Blair«,
meinte Frazer mitfühlend, »es ist das Beste und einzige, was Sie jetzt für ihn
tun können.«
    »Armer Nicholas«, flüsterte
sie. »Ohne ihn werde ich entsetzlich einsam sein.«
    »Wenn es Weihnachten wird,
können Sie ihm doch eine Karte schreiben«, sagte ich fröhlich. Dann bemerkte
ich den Ausdruck auf Frazers Gesicht. »Ich dachte, ein kleiner Scherz würde sie
etwas aufmuntern«, erklärte ich verlegen.
    »Ihr Sinn für Humor scheint
sich zur falschen Zeit zu melden, Mr. Boyd«, erwiderte er frostig.
»Offensichtlich haben Sie nicht die geringste Vorstellung davon, was das für
Mrs. Blair bedeutet. Niemand, der es nicht selbst erfahren hat, kann begreifen,
welch tieffühlende Liebe eine Frau für ihren Mann empfinden kann.«
    »Ich werde es lernen, Doktor«,
versicherte ich ihm. »Bald sogar.«
     
     
     

5
     
    Es war vier Uhr nachmittags,
als wir zur Wohnung der Blairs zurückkamen. Adele schloß die Tür auf, und ich
folgte ihr hinein und drückte die Tür hinter mir zu. Wir gingen ins Wohnzimmer.
Es war leer.
    »Kein Aubrey?« fragte ich.
    »Er hat heute tagsüber die
Stadt verlassen«, antwortete sie. Ihre Unterlippe wölbte sich leicht vor. »Aubreys
Nerven sind für Geschichten dieser Art zu schwach. Darum hat er sich
wohlbedacht aus der Schußlinie begeben, für den Fall,
daß etwas schiefgehen sollte.«
    »Vermutlich wird er Freunde
besuchen, die irgendwo einen Hundezwinger besitzen«, sagte ich. »Ich vermisse
ihn nicht im geringsten.«
    Sie lächelte mir warm zu.
»Jetzt werden wir feiern, Danny«, sagte sie mit vibrierender Stimme. »Alles
ging prächtig. Sie sind ein Genie, um das mindeste zu sagen. Machen Sie uns
etwas zu trinken, etwas Besonderes.«
    »Ich werde uns einen
Danny=Boyd=Spezial mixen«, verkündete ich.
    »Und was ist das?«
    »Eine >lachende Witwe<.«
    »Der Name ist angemessen«,
antwortete sie, »aber was gehört alles hinein?«
    »Drei Tropfen Bitters zu zwei
Teilen Wodka und einem Teil Gin«, erklärte ich, »dazu eine Perlzwiebel. Die
Zwiebel gehört unbedingt dazu. Sie erst bringt den Geschmack heraus.«
    »Nach Zwiebel?«
    »Wenn Sie mit dem zweiten Glas
anfangen, dann ist Ihnen der Geschmack gleichgültig«, versicherte ich ihr.
»Dann kommt es nur noch darauf an, dem Leben seine besten Seiten abzugewinnen.«
    »Das klingt wie ein
Giftbecher«, antwortete sie. »Ich hoffe, daß Sie nicht da weitermachen, wo
Nicholas gerade aufhörte.«
    »Noch ein Clown von einem
Totengräber?« meinte ich. »Nein danke. Jedenfalls lachte Nickyboy sich als Hamlet direkt in eine Zwangsjacke.«
    »Sie sagten immer von ihm, daß
er ein Berufener wäre.« Ihr Lachen kam gurgelnd aus ihrer Kehle. »Jetzt ist er
damit reingefallen.«
    »Ich mixe die Drinks«,
verkündete ich. »Dieser Dialog fängt an, mich an etwas zu erinnern, was ich
gern vergessen möchte — an Hamlet.«
    »Ich glaube, es war Nickys
größter Triumph«, sagte sie träge. »Eigentlich hätte er es verdient, daß er die
tausend Dollar auch bekommt, die Sie ihm schulden.«
    »Ich werde sie ihm bezahlen«, versprach
ich, »sobald er aus dem Sanatorium wieder heraus ist, das heißt, falls ich dann
noch lebe.«
    »Das, was ich an Ihnen so
besonders anziehend finde, Danny«, sagte sie bewundernd, »ist, natürlich
abgesehen von Ihrem Profil, daß Sie innerlich so ein feiner Mensch sind.«
    Ich zog mich hinter die Bar
zurück und fing damit an, uns »lachende Witwen« zu mixen. Adele verschwand, was
mir die Möglichkeit gab, mich auf das Abmessen zu konzentrieren. Fünf Minuten
später goß ich die richtigen Ingredienzien im richtigen Verhältnis

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