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Hexe auf leisen Sohlen

Hexe auf leisen Sohlen

Titel: Hexe auf leisen Sohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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weiter Arzt bleiben und meine Praxis weiterführen?«
    »Ich habe Sie gebeten, die Jagd
auf Blair abzublasen, und das taten Sie, obwohl Sie überzeugt waren, daß sich
dann unser blaßblauäugiger Freund Ihrer annehmen und
Ihren Karren endgültig in den Dreck fahren würde«, sagte ich. »Dazu gehörte
schon etwas, Doktor, zwar nicht übertrieben viel, aber immerhin etwas. Und ich
vermute, daß Sie wie die meisten anderen Leute sind. Das nächste Mal wird es
bestimmt sehr viel schwerer sein, Sie übers Ohr zu hauen.«
    Ich setzte mich hinter das
Steuer meines Wagens und ließ den Motor an. »Und noch etwas, Doktor«, sagte
ich. »Sie waren Fachleuten in die Finger gefallen. Von dem Augenblick an, als
dieser Bursche Ihr Sprechzimmer betrat, hatten Sie keinerlei Chance mehr.«
    Erst als ich schon den halben
Weg nach New York City zurückgelegt hatte, wurde mir bewußt, daß ich wieder
sentimental geworden war. Es passiert nicht oft, aber wenn es vorkommt, kostet
es mich Geld. Ich war so darin vertieft gewesen, Frazer mit christlicher
Nächstenliebe zu überschütten, daß ich ganz die dreitausend Dollar vergessen
hatte, die er angenommen hatte. Ihm die fortzunehmen wäre leichter gewesen, als
einem Kind einen Bonbon fortzunehmen.
    Haben Sie schon einmal
versucht, einem Kind einen Bonbon fortzunehmen? Auf diese Weise hätte ich
beinahe einmal einen Zeigefinger verloren.
     
     
     

11
     
    Das leise Brennen hatte eingesetzt,
als Frazer mir erzählte, was in dem Sanatorium wirklich geschehen war. Ich
hatte Adeles Geld unter falschen Voraussetzungen angenommen, wenn mir das auch
nicht gerade Sorge machte. Was mich ärgerte, war, daß irgend jemand mich zum
Narren gehalten hat. Ich hatte mir den großen Coup ausgedacht, wie Nicky in
einer geschlossenen Abteilung untergebracht werden konnte, und die ganze Zeit
hatten sie mich dabei beobachtet und sich den Bauch vor Lachen gehalten. Der
große Coup. Irgend jemand hatte mich als Lockvogel vorgeschoben, ohne daß ich
es ahnte. Und je länger ich darüber nachdachte, desto stärker brannte es in
mir.
    Selbst in Frazers Sprechzimmer
hatte ich mich so von der Aufführung meiner rührseligen Szene hinreißen lassen,
daß ich darüber — beinahe — den Kerl vergaß, der hinter der Geschichte steckte;
den, der Frazer gezwungen hatte, genau das zu tun, was der große Regisseur
wünschte. Und der große Regisseur — mir schauderte bei dem Gedanken — war kein
anderer als mein teurer Freund Herbie.
    Herbie, der Bursche, dem ich
die Nase verbogen hatte und dessen Niere ich zu nahe getreten war. Der große,
zähe, gerissene und schnell denkende Danny Boyd konnte mit jedem beliebigen
psychopathischen Halunken fertig werden, ohne sich wirklich Mühe zu geben. Nur
war zufällig der psychopathische Halunke mit Danny Boyd so spielend fertig
geworden, daß selbst der geniale Boyd bisher nicht einmal geahnt hatte, wie mit
ihm gespielt worden war.
    Floyd Lamb bewohnte die andere
Dachgartenwohnung neben Loise Lee im » Occidental «. Dort würde ich Herbie finden. Ich wollte sie
beide zusammen finden. Ich hatte einiges auszuplaudern und wollte, daß sie
beide dabei zuhörten.
    Ich parkte den Wagen einen
halben Block von dem Hotel entfernt und ging das restliche Stück zu Fuß. Ich
fuhr mit dem Privatfahrstuhl zu Lambs Dachgartenwohnung hinauf und spürte dabei
den beruhigenden Druck des Achtunddreißigers an meiner Hüfte.
    Die Fahrstuhltür öffnete sich
gegenüber dem Eingang zu der Dachgartenwohnung. Ich stieg aus und zog
gleichzeitig die Waffe aus der Tasche. Ich hielt sie in der rechten Hand,
entsicherte sie und drückte mit meinem linken Daumen auf den Klingelknopf. Ich
lege großen Wert auf rationelle Arbeitsmethoden.
    Ich ließ meinen linken Daumen
auf dem Knopf ruhen, bis sich die Tür öffnete. Herbie zeigte mir ein
ungehaltenes Gesicht, und es wurde nicht freundlicher, als er mich erkannte.
    »Verschwinden Sie«, sagte er
schlicht.
    Ich rammte ihm den Lauf der
Waffe gegen den Magen, und er grunzte schmerzlich.
    »Lassen Sie das hier mal
verschwinden, wenn Sie können, Sie großer Zauberkünstler«, forderte ich ihn
auf. »Doch erst komme ich mal eben mit rein.«
    Er wich langsam vor mir in die
Wohnung zurück. Ich folgte ihm dicht auf, zwischen uns den Revolver, aber
Herbie hatte diesmal die falsche Seite vor sich. Als ich drinnen war, stieß ich
die Tür mit dem Fuß hinter mir zu.
    Der Wohnraum stand voller
übergroßer Polstersessel; außerdem befand sich ein Ungeheuer von

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