Hexe sucht Besen (German Edition)
wäre lediglich eine Überlegung wert, sie einmal zu bes u chen, wenn Walter nicht in seinem Büro ist. Könnte gut mö g lich sein, dass es mir gelingt sie abz u lenken und ich auf ihrem Terminkalender einige nützliche Eintragungen finde. Mittwoch N achmittag, wäre nicht schlecht, da ist Walter grundsätzlich nie anwesend. Das muss man sich einmal vo r stellen, obwohl dieser Mittwoch Fräulein Grünbeins freier Tag wäre, gluckt die trotzdem in ihrer Schreibstube und a r be i tet für ihren Vollstrecker, ohne dass ihr Guru es ihr mit einer Gehaltserhöhung dankt.
Oh je, morgen ist ja bereits Mittwoch – ich muss ins Bett!
Todmüde bin ich auch ohne Schäfchenzählen sofort eing e schlafen, jedoch kurz vor 3.00 Uhr schweißgebadet aufg e schreckt. Ein Albtraum war die Urs a che. Ich träumte, wie Walter mit seiner Geliebten und Fräulein Grünbein im Schlepptau, in mein Haus eindrangen. Mich aus dem Bett he r aus warfen und mein hilfloses Kätzchen am Schwanz packten wie ein Lassoseil in der Luft he r umkreisen ließen, um es anschließend zielsicher aus einem geöffneten Fenster zu werfen. Walter turtelte und knutschte demonstrativ mit se i nem läufigen Flittchen vor meinen entgeisterten Augen he r um. Die Schlampe trug einen grün k a rierten Hosenanzug und einen ausgefransten Strohhut über dem ein beigefa r bener Schleier hing, durch den ich aber dennoch ihr mit schwarzen Pusteln übersätes rundliches Gesicht erspähen konnte. Insgesamt betrachtet, sah sie aus wie ein Imker im Karn e valskostüm. Unter Walters Arm klemmte nicht wie üblich ein dicker Aktenor d ner, sondern ein schwarzer Geschenkkarton mit einer roten Schleife. Kaum zu glauben, aber dieses pockenkranke Subjekt nahm sich sogar die Frec h heit heraus, meinen altehrwürdigen Klavierflügel zu verg e waltigen. Ungeniert klimperte sie mit einem Finger Alle meine Entchen – und das auch noch falsch. Walter war von ihrem Gastspiel dermaßen ergriffen, dass er ihr lautstark applaudierte und ich mir meine Ohren zuhalten musste. Frä u lein Grünbein hingegen, stürzte sich wie besessen auf me i nen reichhaltig gefüllten Kleiderschrank und räumte meine qualitativ hochwertigen Bestände in riesige gelbe Müllsäcke ein. Beim Plündern bereitete sie mich so ganz nebenbei darauf vor, dass der letzte Mül l sack für mich gedacht wäre. Draußen stünde bereits der Giftmülltransporter. Darauf folgte abermals ein ohrenbetäubender Applaus. Diesmal klatschten alle Anwesenden mit. Panikartig flüchtete ich auf die Toilette, schloss mich ein und setzte mich aufs Klo. Warum ich ausgerechnet dort auf mein bevorstehendes Ableben gewartet habe, weiß ich auch nicht.
Dann bin ich aufgewacht . Nun sitze ich völlig aufgelöst in meinem Bett und schäme mich erbärmlich, weil ich vor Angst ins Bett gepi n kelt habe. Ich knipse das Licht an und fühle mich erleic h tert, dass mir dieses Malheur nicht in Gegenwart von Walter passiert ist. Leise öffne ich die Schlafzimmertür und krächze noch etwas benommen nach meinem Kät z chen. Nichts! Instinktiv greift meine linke Hand nach dem schweren Ke r zenständer, der auf der Anrichte steht. Zögernd taste ich mich die Treppe abwärts und bemerke ganz beiläufig, dass ich wieder recht gut zu Fuß bin. An der K ü chentür höre ich etwas kratzen. Ein gutes Zeichen, dass mein Raubtier noch lebt und nicht in irgendeinem Gebüsch hängt.
Ich hatte ihn versehentlich in der Küche eingesperrt und darüber hinaus ve r gessen, ihm seine Katzenration zu geben. Schnell hole ich das Versäumte nach und füttere das ve r wirrte Tier, beziehe mit der notwendigen Betroffenheit me i ne Bettwäsche neu, springe noch geschwind unter die Dusche, um anschließend mit meinem Kätzchen die Nacht zu verbri n gen. Auf die Erwartung vertrauend, dass mich sein Schnurren etwas beruhigt, da ich panische Angst habe, einen Traum zu Ende zu träumen, in dem ich qualvoll in einer gelben Mül l tüte ersticke.
Mit geöffneten Augen zähle ich ganze Scha f herden ab, nur um solange als möglich wach zu bleiben, bis mir meine schweren Lider die Sicht versperren.
Mir kam es so vor, als hätte ich sie gerade abgeschottet, als ich sie auch schon wieder aufriss, weil ein vertrautes Geräusch meinen Dornröschenschlaf störte. Schlaftrunken starre ich zur Uhr, deren Zeiger unermüdlich auf 14.00 Uhr z u tickte.
Ich habe 12 Stunden durchgeschlafen, ohne gefesselt und g e knebelt auf einer Giftmülldeponie verbracht zu haben.
Trotzdem
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