Hexe sucht Besen (German Edition)
hängen geblieben und hätte sich im danebenliegenden Akte n ordner festgebissen. Wie ungerecht von mir, aber meine Mu t maßungen sind nicht ganz abwegig. Dass sie nach so einem Schreibtischtrip giert, sieht man daran, wie sie Walter durch ihre Brille bewundernd anhimmelt und es dabei vorzüglich beherrscht schön silbern in zwei verschiedene Richtungen zu blicken.
Vielleicht wäre es eine Überlegung wert, Fräulein Grünbein als Geheimagentin anzuwerben? Ihre Befugnisse beschränken sich nicht nur auf die geschäftlichen Aktivitäten von Wa l ter, sondern schließen private Belange mit ein. Egal ob Arz t termine, Tischreservierungen, Reisebuchungen oder gar das Besorgen von Blumensträußen zu unserem Hochzeitstag, auch diese Aufgaben überließ Wa l ter treuhän dl erisch Fräulein Grünbein. Durch sie könnte ich herausfinden, wo Walter ne u erdings mit seiner Geliebten auszugehen pflegte oder welches Reiseziel für den Sommerurlaub gebucht wurde. Mit Siche r heit nicht in den neuen Bundesländern, so wie er es mir weismachen wollte. Ich hatte nie den Ei n druck, dass sie mich nicht mochte, da ich es immer verstand sehr nett und u n befangen mit ihr umzugehen. Nach meinen Einkaufstouren hatte ich manchmal einen kleinen Abstecher in Walters Stadtbüro gemacht und Fräulein Grünbein meine neuen Kaufe r rungenschaften präsentiert. Sobald ich das Vorzimmer betrat, strahlte sie mich erwartungsvoll an und ihre Augen kreisten wie Suc h scheinwerfer über meine Figur, als gäbe es einen Geheimcode zu knacken. Ohne dass ich ein Wort verlieren musste, servierte sie mir eine Tasse Kaffee und ich ließ sie willig in den noblen Boutiquetüten herumstöbern.
Ihre Bewunderung galt allerdings keineswegs meinem erlesenen G e schmack, sondern sie nestelte beflissen an dem edlen Stoff meines erworbenen Kleinods herum und begeisterte sich für die hervorragende Qualität. Irgendwann habe ich ihr sogar einige ausrangiert hochwertige Stücke geschenkt. So ges e hen, müsste ich bei der Frau ein Stein im Brett haben. Wenn ich mich ihr anvertraue und ihr von meinem Leid klage, dass Wa l ter einer hinterhältigen schamlosen Person zum Opfer gefa l len ist . Einer Schlampe, die keinerlei Anstand, geschweige denn Moral b e sitzt . D ie aus purer Habgier einer unbescholtenen Frau den Mann aus ge spannt hat, müsste es mir gelingen sie zum Spioni e ren anzuwerben. Als Erfolgshonorar könnte ich ihr eine Li e besnacht mit Walter versprechen. Von mir aus kann sie ihn mit Chlor o form betäuben, ihn an unser Metallbett fesseln und ihm sicherheitshalber die Augen verbinden. Ich wäre ihr sogar behilflich dabei – alles kein Problem. Hauptsache ich bekomme mein Eigentum zurück. Auch unter der Vorrause t zung ein beträchtliches Leihtribut zahlen zu müssen.
Ha...Hatschie! Es wäre ratsam, sofort mit ihr Kontakt au f zunehmen . I hr von meiner Misere vorzujammern und ihr mein u n moralisches Angebot zu unterbreiten.
Oh Schreck!!! Hier spukt’s! Gleich zwei schwarze Katzen si t zen auf meinem Fenstersims und starren mich mit verhangenen Augen fragend an. Und auf dem Tisch stehen gleich vier Weinflaschen herum, obwohl ich doch nur zwei getrunken h a be!
> Du bist stockbesoffen höre ich mein zweites Ich missbi l ligend bemerken.
Ja stimmt, ich bin völlig hinüber. En t sprechend bedacht, versuche ich mich zu e r heben . S tütze meine Hände auf dem Couchtisch ab und stoße mit einer ung e schickten Armbewegung den überquellenden Aschenbecher hi n unter, der aussieht als hätte ich die ganze Nacht mit me h reren Kettenrauchern über die Sin n frage philosophiert. Beim Aufstehen bleibe ich nicht nur mit meinem Ärmel an meinem nicht weniger gefüllten Rotweinglas hängen, sondern erw i sche auch gleich noch den angrenzenden Kerzenständer samt brennender Lichtquelle. Alles liegt jetzt schön übersich t lich verstreut auf meinem cremefarbenen Desi g nerteppich, von dessen Kauf mir Walter ausdrücklich abgeraten hatte. Ich kann gerade noch einen riesigen Blutfleck, einen eie r großen Brandfleck und einen nicht unbeachtlichen Ascheha u fen erkennen . E ine symbolische Verwüstung, die mich an ein Schlachtfeld in Miniaturausgabe erinnert , als mich auch schon ein penetranter Würgereiz dazu zwingt meine Toilette zu erstürmen. Dabei donnere ich gegen die verschlossene Glastür, ohne Schmerzen zu verspüren. Von dieser Tür hatte mir Walter wegen meiner Kurzsichtigkeit auch abgeraten, da er schon so oft miterleben
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