Hexe sucht Besen (German Edition)
würde ich gern noch weiter schlafen, obwohl mich das Telefon im Wohnzimmer an meinem Bedürfnis hindern will. Wer sollte mich schon anr u fen? Walter mit Sicherheit nicht, der hätte es auf meinem Handy versucht und das liegt schweigend und aufgeladen auf meinem Nachttisch. Gähnend ziehe ich mir die Decke über den Kopf , um im nächsten Moment wieder kerzengerade zwischen meinen Kissen zu sitzen. Frä u lein Grünbein!! Schießt es mir wie eine Maschinengewehrsa l ve durch den Kopf. Genau, ich hatte mir doch vorgeno m men heute ins Büro zu fahren, um sie abzulenken!
> Ach, die Grünbein läuft dir nicht weg, die hat doch nur ein Bein und dann auch noch grün... < ,
höre ich die Lenorstimme hallen.
Leg dich wieder hin und schlaf weiter – morgen ist auch noch ein Tag, meine Liebe ,
flüstert sie beruhigend auf mich ein.
> Aber morgen ist Walter wieder im Büro versuche ich gegen zu steuern.
Entschlossen stehe ich nun doch lieber auf und gehe ins Bad, um in den Spiegel zu schauen, ob ich mich überhaupt optisch für geeignet ha l te, Fräulein Grünbein unbefangen unter ihre Augen zu treten, ohne dass mich meine seelische Verfassung entlarvt. Na ja, geht gerade noch, rede ich mir gut zu. Meine Augen sind ein wenig geschwollen und mein Teint ziemlich erblasst. Aber diesen Makel bekomme ich mit einer eiskalten Gesichtsdusche wieder hin.
Na wer sagt’s denn – sehe wieder richtig aufgeräumt aus. Meine Augenringe sind wie weggespült und meine Gesichtsfa r be ist dermaßen gut durchblutet, dass ich aussehe als wäre ich bei Windstärke 8 am Nordseestrand eingeschl a fen. Nur meine Lippenfarbe hat sich, ausgehend von einem faden Altr o sa, in ein geheimnisvolles Nachtblau verfärbt. Aber das macht nichts. Einfach mehrmals kräftig drauf beißen und mit einem Konturenstift etwas nachbehandeln – das müsste au s reichen, um wieder als schmollecht rüber zu kommen. Zufri e den betrachte ich mein gelungenes Make-up im Ba d spiegel, um anschließend zur Konkurrenz ins Schlafzimmer ü berzuwechseln, wo ich vor dem großen Spiegelschrank mit e i nem cremefarbenen Hosenanzug Eindruck zu schinden versuche . A llerdings mich aufgrund der hochsommerlichen Temperaturen doch für eine spärlichere Verhüllung entscheide. Ein g e blümtes Etuikleid, das nicht allzu figurbetont geschnitten ist, macht das Rennen. Es passt zwar nicht unb e dingt zu meiner inneren Verfassung, aber unter Berücksichtigung, dass Fräulein Grünbein gern schöne Kleider begutachtet, die sie sich nicht leisten kann, genau das Richtige. Und auch der Stoff ist von hochwertiger Qualität, fusselt nicht und hinterlässt keine Spuren.
Oh je – ich muss mich beeilen! Wo sind verflucht noch mal diese blöden We r begrafiken, die ich als Vorwand mitnehmen wollte, damit ich die Grünbein von ihrem Schreibtisch vo r locken kann? Ach ja, die liegen ja bereits in meiner T a sche. Eilig schließe ich die Haustür, um sie auch gleich wieder aufzuschließen, weil ich mein Handy vergessen habe. Beim wiederholten Zuklappen, vergesse ich den Schlüssel a b zuziehen, der glücklicher w eise noch am Außenschloss hängt. Das bemerke ich natürlich erst als ich im Auto sitze. Meine Brille muss ich ebenfalls erst suchen, bis ich erspüre, dass ich sie nicht verschlampt habe, sondern einfach nur drauf sitze. Na ja, das fängt ja alles gut an! Wer weiß, was noch alles schief geht.
Es ist genau 15.30 Uhr, als ich in die Straße einbiege, in der sich Walters Büro befindet. Zum Glück finde ich sogar einen geeigneten Parkplatz. Mit einem mulmigen Gefühl b e trete ich das Gebäude, laufe die Treppe zum ersten Stock hinauf und läute an der Bürotür. Der Summer öffnet die schwere, Holz vertäfelte Tür und Fräulein Grünbein kommt hu r tig herbeigelaufen. Sie steht mir erstaunt gegenüber und empfängt mich mit einer merkwürdigen Zurückhaltung.
> Ach sie? Ihr Mann, also der Herr Steinberger, ist aber heute nicht anwesend e r klärt sie reserviert.
Als ob ich das nicht wüsste, denke ich und beobachte, wie sie ihre hinter dickem Glas versteckten Augen über mein Kleid kreisen lässt, um mir dann mitzuteilen, dass ihr die Farbgebung meiner Fußnägel gefallen.
> Ich wollte nur ein paar Unterlagen kopieren - bei uns in der Agentur ist der Kopierer kaputt <,
log ich sie freun d lich an, während ich mir meine Gedanken über ihre auffäll i ge Zurückhaltung mache. Wieso redet die zuerst von meinem Mann und bezeichnet ihn dann als
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