Hexe sucht Besen (German Edition)
ist.
> Was hat sie, was ich nicht habe
könnte man da gleich weiterhaken. Schließlich bin ich viel jünger, und sie bereits Mitte fünfzig! Allein die Tatsache, dass ich einen leidenschaftlichen Liebesakt für einen Überfall gehalten habe, sollte mir zu denken geben. Mein seltsames Kombinationstalent, ist doch ein klares Indiz dafür, dass ich ein sexuelles Defizit habe. Akuter Hormonschwund! Bei diesen Nebenwirkungen kann ihnen kein Arzt oder Apotheker mehr weiterhelfen. Ich bin völlig aus der Übung, was mein peinliches Freiluftpetting mit Einar beweist. Dagegen scheint die Frau alles richtig zu machen. Die hat die Kerle voll im Griff. Nicht, dass ich neidisch wäre . H aha – ich ! A uch diese Untugend passt überhaupt nicht zu meinem Neurosenprofil. Aber v ielleicht sollte ich mich mal von Frau Grünbein beraten lassen, wie man aus einem zurückhaltenden Hundeliebhaber einen sexgierigen Rittmeister hinbekommt?
Als ich am nächsten Morgen die Küche betrete, werde ich mit einem feudalen Frühstücksmenü empfangen. Oskar sitz frisch gestriegelt wie ein selbst verliebter Pfau am Tisch und schlägt nicht nur emsig mit dem Löffel auf sein Ei ein, sondern schlägt mir auch noch kameradschaftlich auf meine verbrannte Schulter, so dass ich leicht zusammenknicke. Ute fegt leichtfüßig wie eine Elfe mit meinem seidig, flatternden Kimono und einem Topf Gänseschmalz in der Hand, umher, als bewege sie sich im Himmelreich.
> Na, Anna , eine erholsame Nacht gehabt
fragt mich Oskar scheinheilig, und Ute lobt ergänzend die guten Matratzen des Bettes, auf der sie angeblich wie ein Stein geschlafen hat. Mir entgeht nicht, wie sich die beiden heißblütige Blicke zuwerfen und ich bekomme auch mit, wie Oskar unter dem Tisch an Utes Beinen herumgrabscht und dabei seinen Kaffee schlürft, als gebe es nichts Selbstverständlicheres, gleich zwei Dinge auf einmal zu genießen. Ich glaube, es gibt für verstoßene Menschen wie mich, wohl nichts D emütig endes , als frisch verliebten Paaren beim Flirten zusehen zu müssen.
Wenn einem so viel böses wird beschert , ist das wie Führerscheinentzug und Darmspieglung an einem Tag.
> Ich packe heute meine Koffer schnattert mir Ute gutgelaunt zu.
> Ich ziehe den Rest meines Urlaubs zu Oskar, und nächste Woche fahren wir gemeinsam nach Rügen, dort eröffnet Oskar eine neue Filiale < ,
fügt sie noch stolz hinzu.
> Ach, was denn für Eine
erkundige ich mich.
> Oskar ist Bäckermeister und besitzt schon zwei gut gehende Geschäfte auf Sylt...er will jetzt expandieren und ich werde ihn tatkräftig unterstützen <.
> Na klar mein Rosinenschneckchen, wir werden das alles gemeinsam schaukeln...und in einem Monat wird Verlobung gefeiert...meine kleine Sahneschnitte < ,
schaltet sich Bäckermeister Oskar ein, und lässt keinerlei Zweifel aufkommen, dass die beiden mehr vorhaben, als sich auf gesellige Sexorgien zu beschränken.
> Ja...das ging sehr schnell, ihr seid richtig zu beneiden... <,
urteile ich mit vollem Mund und achte darauf, dass ich mich jetzt bloß nicht verschlucke.
Was hat die bloß, was ich nicht habe ? V erdammter Mist ! denke ich, während ich wie ein dahindösendes Kamel vor mich hinkaue und mitverfolgen darf, wie Ute ebenfalls mit ihrer Hand unter dem Tisch ihr Unwesen treibt.
> Ich wünsche euch viel Glück war so ziemlich der letzte Satz, den ich den beiden Liebestrunkenen mit auf den Weg gab. Ich hasse verliebte Pärchen. Die haben so eine rücksichtslose Art, vor einem herum zu turteln. Damit es auch jeder sieht...dieses Glück, von dem man sich schon seit Unzeiten stiefmütterlich behandelt fühlt. Man wird dazu verdonnert, sich mitfreuen zu müssen, dabei brodeln Gift und Galle im Magen, dass man jeden Moment kotzen könnte.
Das Haus ist leer. Ute und Oskar sind mit quietschenden Reifen davongerast und haben mich im Frühstücksmüll zurückgelassen. Ich bin traurig, dass ich jetzt niemandem mehr habe, dem ich meine Gefühle anvertrauen kann, und doch auch wieder ein wenig froh, dass Ute ein glückliches Los gezogen hat . A ber auch nur, weil ich hoffe, dass mir das Gleiche passiert. Ich glaube man muss anderen das Glück gönnen, bevor es sich einem selbst als gütig erweist.
Bevor ich mich zu meinem heiß ersehnten Rendezvous mit Struppi begebe, richte ich noch eine Tasche her, in die ich Zeichenblock und Stift einpacke, denn ich möchte meinen kleinen putzigen Verehrer gern als Bild
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