Hexe sucht Besen (German Edition)
verewigen.
Struppi kommt mir bereits mit wedelten Schwanz und mit seiner Hundeleine im Maul entgegen gehoppelt, als ich vor dem Haus von Adam Jansen eintreffe. Etwas verwundert, halte ich Ausschau, ob sich auch der Besitzer in der Nähe aufhält und läute an der Haustür. Niemand öffnet, und da ich auch im Garten hinter dem Anwesen niemand ausfindig machen kann, schreibe ich eine kurze Nachricht auf einem Zettel und stecke ihn in die Türverkleidung. Danach begebe ich mich mit meinem Begleiter in Richtung Strand. Das Wetter ist nicht mehr so schön wie gestern. Es ist windig und die Sonne hat sich hinter dicken Wolken versteckt, so dass der Strand fast menschenleer ist. Tollkühn jage ich mit Struppi durch den Sand, werfe Stöckchen zu, lauf mit ihm um die Wette und muss mich nach einer Weile erschöpft fallen lassen, weil mir meine Raucherlunge nicht genügend Freiraum für meinen körperlichen Entfaltungstrieb einräumt.
Aber auch Struppis Kondition scheint nicht die Beste zu sein, denn auch er liegt hechelnd im Sand und winselt um Gnade. Ich hole meinen Zeichenblock heraus und versuche Struppi möglichst naturgetreu zu zeichnen. Er erweist sich als geduldiges Modell und tut es mir auch nicht übel nehmen, wenn ich erst nach mehreren Anläufen, ein akzeptables Resultat in meinen Händen halte. Ich bin stolz auf mich. Vor allem, weil es mir meiner Ansicht nach gut gelungen ist, die heraushängende Zunge meines Modells, entsprechend hervorzuheben. An Widererkennungswert meines Gemäldes, besteht überhaupt kein Zweifel. Struppi sieht aus wie eine B u lldogge.
Nach zwei Stunden brechen wir wieder auf. Meine schriftliche Notiz hängt nicht mehr an der Tür , und im Hof steht ein Auto, das sicher Adam Jansen gehört. Ohne zu läuten, öffnet sich die Tür und Herr Jansen begrüßt überschwänglich vor Freude seinen Hund, und dann mich. Er bittet mich einzutreten und ihm beim Kaffeetrinken Gesellschaft zu leisten. Ich lass mich nicht lange bitten und willige dankend ein. Herr Jansen sitzt mir gutgelaunt, aber immer noch etwas verlegen , gegenüber und hält mir die verschnörkelte Zuckerdose unter die Nase, obwohl ich schon zweimal darauf hingewiesen habe, dass ich meinen Kaffee ohne jegliche Zutaten trinke. Für mich ist das ein eindeutiges Zeichen, dass der Mann mir nicht richtig zuhört, weil er mit seinen Gedanken ganz woanders ist. Aber wo? Gut möglich, dass ich ihn mit meiner Anwesenheit dermaßen ablenke, dass er sich auf solche banalen Dinge nicht konzentrieren kann. Irgendwie verständlich. Wenn ich mir gegenüber sitzen würde, wäre ich auch leicht angeschlagen. Ich sollte mich in Nachsicht üben, zumal mir dieser Mann, der viel jünger, attraktiver und dynamischer zu sein scheint, als ich ihn in Erinnerung habe.
Gut, er ist nicht besonders gesprächig, neigt immer aus Verlegenheit dazu, nach Struppi zu tätscheln, obwohl der ausgepowert auf dem Sofa liegt und eigentlich in Ruhe gelassen werden will. Aber diese Eigenart, haben sicher alle kultivierten Männer an sich. Deswegen ergreife ich die Initiative und erfinde einige heitere Anekdoten, die ich mit Struppi nie erlebt habe. Das schlafende Tier wird mir kaum ins Wort fallen.
Erst als meine Phantasie langsam ins Stocken gerät, unterbricht mich Adam Jansen.
> Ehrlich gesagt, würden sie mich mehr interessieren, als die Erlebnisberichte eines Vierbeiners <.
Er sagte es fast so, als wäre ich ihm wichtiger als das Tier. Ich ließ mich nicht zweimal ermahnen und schoss los.
Innerhalb von zwei Stunden, habe ich nicht nur einen wildfremden Menschen von meiner zerrütteten Ehe erzählt, ihn über mein Guthaben auf der Bank informiert, ihn über meinen langweiligen Job in der Agentur vorgejammert, sondern mich auch noch, so glaube ich wenigstens, mich in meinen charmanten Zuhörer verliebt.
Warum soll mir nicht das gleiche Glück widerfahren wie Ute , habe ich gedacht, als Adam Jansen seine geschmeidige Hand auf die meinige legte und mir eine verirrte Haarsträhne aus meinem Gesicht entfernte. Mir dabei so sehnsüchtig in meine Augen schaute, als suche er nur nach einem Hauch von Zuneigung in meinem Antlitz. Ist das der Augenblick, wo Liebe entsteht , habe ich mich gefragt. Ist das der Moment, wo Begehren geschürt und die Wollust aufkeimt? Ist begehrt werden weiblich und Wollust männlich? Wie weit darf ich gehen, um die Saat der Liebe zu ernten, ohne sie im wollüstigen Keim zu ersticken? Spürt man die Liebe, wenn sie
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