Hexe sucht Besen (German Edition)

echt ist? Hat man als Frau verloren, wenn man Begierde zulässt, weil man sich einredet, dass der sexuelle Trieb nur eine Maske ist, hinter der sich die wirkliche Liebe verbirgt? Oder ist alles vorbestimmt, und ich habe keinerlei Einfluss auf den Lauf der Dinge? Vielleicht ist das, was mich gerade bewegt, auch nur romantisch verklärtes Gefühlsgedusel, das man als typisch weiblich bezeichnen könnte. Einer belanglosen Begegnung, gleich eine vom Schicksal herauf beschworene Fügung zu unterstellen. Mit tief greifenden Gefühlen jonglieren, obwohl einem die Realität nüchtern die Tatsachen ins Gesicht bläst, scheint eine weibliche Tugend zu sein, vor der auch ich nicht gefeit bin. Liebe kommt dann, wenn man sie am wenigsten erwartet. Sie ist keine Spekulantin, die sich einschätzen oder gar berechnen lässt.
     
    > An was denkst du     werde ich abrupt aus meinen geistigen Verspannungen gerissen. Adam Jansen lacht kurz auf, und in meinen sensiblen Ohren klingt das beinahe wie ein Stoßseufzer, so als hätte er meine verfitzelten Gedanken in elektronischer Laufschrift auf meiner Stirn abgelesen. Ich beschließe zu gehen und reiche ihm meine Hand zum Abschied entgegen.
    > Einen Moment     hält er mich auf und läuft in die angrenzende Küche. Freudestrahlend kommt er mit einem kleinen bunten Strauß Blumen und einer erlesenen Pralinenschachtel zurück.
    Ich bin hingerissen vor Rührung . Aber bevor ich mich bedanke, frage ich verdutzt lieber noch mal nach, warum ich so reich beschenkt werde.
    > Dafür das du dich so hinreißend um meinen Hund gekümmert hast. Er mag dich < ,
    sagte er und streichelt mir mit seiner Hand über meine glühenden Wangen.
    U nd du - magst du mich auch ? frage ich gedanklich zurück.
    Aber anstatt laut und deutlich nachzufragen, bin ich nicht nur Rot wie eine Tomate angelaufen, sondern gleich auch noch seinen intensiven Blick wie ein Schulmädchen ausgewichen. Das sind so typisch weibliche Urinstinkte, die einem alles kaputt machen können, aber dennoch aufs andere Geschlecht, sagen wir mal, niedlich rüber kommen. Man versprüht diesen süßlichen aphrodisischen Duft, von formbarer Knetmasse. Aber nicht jede Frau, will als Wachsfigur begriffen werden. Ich schon gar nicht. Deshalb begreife ich mich lieber als dämlich. Warum verdammt, habe ich die Situation nicht gleich ausgenutzt und meine Dankbarkeit mit einem unmissverständlichen Kuss erwidert?
 
    Wie vereinbart, hole ich Struppi am nächsten Morgen wieder ab, um mir mit ihm die Zeit zu vertreiben, schließlich habe ich Langeweile. Ich weiß jetzt, dass Adam Jansen morgens nie zu Hause ist und erst gegen Mittag von seinen geschäftlichen Aktivitäten zurückkehrt.
     
    Am Strand beobachte ich Struppi , wie er mit den Wellen kämpft. Wenn sie angespült kommen, knurrt er sie mit fletschenden Zähnen an, und wenn sie sich wieder zurückwiegen, jagt er ihnen wie ein Tollpatsch hinterher. Er ist ein angenehmer Gesell, denn er hat eine Eigenart, die ganz untypisch für Hunde ist. Er kann oder will nicht bellen. Ich krame in meiner Tasche, lege meinen Zeichenblock auf meinen Schoß und versuche meine momentane Gefühlslage in Worte zu fassen:
     
    Gefühlsterror
     
    Ich glaube ich bin verliebt,
    aber ich fühle anders als ich denke.
     
    Mein Herz sagt:
    Hör allein auf mich, damit bist du gut beraten,
    ich werde deine Gefühle nicht verraten.
    Dieser Mann schaut dich so verliebt an,
    er interessiert sich für dein Leben,
    Glaube mir, er möchte dir seine Liebe geben.
     
    Und meine Libido fügt hinzu:
    Er schenkt dir Blumen und Konfekt,
    das ist korrekt!
    Was gibt es da zu überlegen, er ist nett,
    also geh mit ihm ins Bett!
     
    Aber mein Verstand sagt:
    Typisch Libido!
    Immer nur an das eine denken,
    Hauptsache die Gliedmaßen verrenken,
    und ihn sinnlos mit sexueller Leidenschaft beschenken.
    Du musst kokettieren, ihn irritieren,
    dich zurückhalten, mit deinem Verstand schalten,
    mit deinen Gefühlen geizen, das wird ihn reizen!
     
    Und die Ironie lästert:
    Ist doch völlig egal,
    ob reizen oder geizen!
    Geh mit ihm ins Bett,
    dann bekommt er am nächsten Morgen
    vor dir einen Schreck und er ist weg!
     
    Mein Herz tröstet mich und sagt:
    Das hat dieses Lästermaul doch
    gar nicht so gemeint,
    vielleicht ist es nur der Neid!
    Es gibt nichts zu bedenken,
    du brauchst mich nur zu verschenken!
    Öffne deine Augen, dann wirst du die Liebe sehen
    und mich verstehen!
     
    Liebe macht blind! flucht mein Verstand.
    Du benimmst dich wie ein