Hexe sucht Besen (German Edition)
Mann, der offensichtlich eine Vorliebe für Asiatinnen hegt, und versucht mit dem penetranten Charme eines Marktschreiers die freundlich lächelnde Bardame zu beeindrucken. Die zierliche Frau schlägt sich wacker und versucht mit asiatischer Geduld gegen zu steuern. Ich bestelle mir einen Kaffee mit einem Kräuterlikör und richte mein P ony verhangenes Augenmerk auf meinen Verbündeten. Meine Nervosität steigert sich langsam, aber stetig , zu einem panikartigen Verhalten, das gleich zu explodieren droht. Mein Nervenkostüm wird aufs Äußerste strapaziert, weil ich mit ansehen muss, wie Walter diesem Melonengesicht die Hand tätschelt und sie verliebt anglotzt, als wäre sie eine Göttin. Ich zünde mir so schnell ich kann eine Zigarette an, damit mein Bar Nachbar bloß nicht die Gelegenheit ergreift, mir sein Plastikfeuerzeug, auf dem eine nackte Frau abgebildet ist, unter die Nase zu halten. Mist! Ich zünde und zünde und mein Feuerzeug funktioniert nicht. Die Asiatin hinter der Bar, reicht mir so schnell sie kann eine Schachtel Streichhölzer entgegen, aber ehe ich mich versehe, hat der Typ mit seinen Wurstpfoten sich der Klimmhölzer ermächtigt. Wenn ich jetzt von diesem Saftsack Feuer annehme, bin ich verloren.
> Nein danke gifte ich ihn arrogant an und lasse meinen verächtlichen Blick solange in seinen Glupschaugen verharren, bis er sich mit dem brennenden Streichholz seinen wulstigen Daumen- und Zeigefinger verbrannt hat. Nach dem zweiten Kräuterschnaps, fühle ich mich zunehmend entspannter, wie ein e Verrückte eben, die man mit Medikamenten ruhig gestellt hat. Betrübt beobachte ich Walter, wie er auf sein vollbusiges Gegenüber einredet und dabei diese ansteckende Vitalität versprüht, wie ich sie immer geliebt, aber in den letzten Jahren sehr vermisst habe. Er ist schlanker geworden und sieht gut aus, als wäre er aus einem Werbeprospekt für Investmentfonds entsprungen. Da, wo die Männer immer wie selbst gebacken aussehen. Da, wo Seriosität nach absolutem Vertrauen, Geborgenheit und Sicherheit schmeckt. Wo Intelligenz nach Geld, Anerkennung und Bewunderung riecht, und Ausstrahlung sexuelle Erfüllung verspricht.
Bedauerlicherweise muss ich dagegen den Anschein einer Dame erwecken, die einem mittelklassigen Escortservice angehört, sonst hätte sich dieser fettleibige Feuerwerfer neben mir doch nicht angemaßt, sich nach meinem Stundentarif zu erkundigen. Nur gut, dass er das Lokal verlassen hat, sonst hätte ich aus ihm eine Feuerbowle gemacht.
Endlich kann ich mich ungestört meiner Verhaltungsforschung widmen, auch wenn es schmerzt. Ich schaue zu Walters Tisch hinüber, über dem eine lange weiße Tischdecke hängt, die mich wehleidig in Erinnerungen schwelgen lässt, da ich an das erste Mal mit Walter denken muss.
Ja , Walter, meine geliebter Walter,
erinnerst du dich noch an unser erstes Treffen?
Du hast mich eingeladen zum Essen,
in dieses romantische Lokal,
dort kredenzte man uns ein vorzügliches Mahl.
Speis und Trank haben wir kaum angerührt,
mit gepflegter Konversation haben wir uns
verführt. Dabei hat sich mein Fuß unter
dem Tisch langsam an deinem Bein
hoch getastet, beim Erzählen hast du dich
dann völlig verhaspelt.
Es war nicht nur deine Verlegenheit
die mich rührte, auch die Erregung,
die mein Fuß in deinem Schoß verspürte.
Du versuchtest dich zu fassen,
vergebens, ich habe einfach meinen Löffel
unter den Tisch fallen lassen.
Anstand und Ethik,
gehörten in diesem Moment nicht zu den
Prioritäten, die mein Gewissen quälten.
Unter der langen Tischdecke wurdest du Opfer
meiner frivolen Suchaktion,
ohne ein Ton zu sagen,
hast du meine Vergewaltigung ertragen.
Nach einer kleinen Ewigkeit, kam ich
mit meinem Löffel wieder ans Tageslicht,
nur meine Lippen waren völlig verwischt.
Ja , Walter, das war unser erstes Mal,
und jetzt wird diese Erinnerung
...zur unerträglichen Qual.
Meine Augen fangen an zu brennen, so dass ich meinen Kopf senke und mit meinem Löffel, der für mich eben nicht einfach nur ein Löffel ist, in meiner Tasse herumrühre. Die nette Asiatin scheint meine Verbitterung zu ahnen und versorgt mich mit einer Serviette auf der ein so genannter Glückskeks liegt. Dankend nehme ich das gut gemeinte Trostpflaster an, öffne den Keks und lese die kleine Banderole .
Liebe geht seltsame Wege, um ihr Ziel zu erreichen.
Ja typisch, wieder eine von den fernöstlichen Weisheiten,
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