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Hexe sucht Besen (German Edition)

Hexe sucht Besen (German Edition)

Titel: Hexe sucht Besen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Dietze
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brummende Motorengeräusch von Edgars Wagen, das fast ähnlich klingt, wie das pulsierende Hämmern in meinem Kopf. Das muss man sich mal vorstellen, ich bekomme eine Liebeserklärung von meinem Peiniger und fühle mich auch noch geschmeichelt. Das können bestimmt nicht viele Frauen nach einer Vergewaltigung von sich behaupten, da bin ich ganz sicher eine Ausnahme. Aber vielleicht stehe ich noch unter Schock und morgen früh, werde ich ganz selbstverständlich mit meiner seelischen Selbstzerstücklung beginnen? Nein, Quatsch! Es hat Spaß gemacht, endlich mal eine andere Facette der Leidenschaft kennen gelernt zu haben, was nicht heißen muss, dass ich mich in Zukunft an dieser animalischen Begattungsart orientiere. Wahnsinn! Edgar dieser Schürzenjäger ist in mich verliebt. Ob der auch anders Liebe machen kann? Das würde ich schon gern wissen. Ich bin irgendwie stolz darauf, dass Edgar mich als Opfer auserwählt hat. Mein Kopf hämmert übrigens immer noch wie ein Presslufthammer. Ich glaube an meinen geistigen Ergüssen ist der Wodka schuld. Na denn, gute Nacht erst mal.
     
    Es ist jetzt genau 17 Uhr. Der Spürhund hat mich soeben angerufen und mich nochmals daran erinnert, dass heute Abend um 19 Uhr unser Clou stattfindet. Was denkt der Typ eigentlich von mir? Dass mir mein Gehirn nur leihweise zur Verfügung gestellt wird? Verflucht noch mal, wo habe ich nur die blonde Perücke hingelegt, die ich vor zwei Jahren zum Fasching getragen habe? Auf diesen Kopfschmuck bin ich angewiesen, damit mich Walter nicht erkennt, denn mit diesem Ding hat er mich noch nie gesehen. Schließlich möchte ich mich genüsslich daran weiden, wie seine Geliebte, das Fräulein Kalb, vor seinen Augen bloßgestellt wird. Meinen schwarzen Hosenanzug habe ich mir schon zurecht gelegt. Den habe ich nur einmal getragen, und zwar, als Walters Erbtante Eugenie zu Grabe getragen wurde. Walter hat mir damals ausdrücklich empfohlen für diesen feierlichen Anlass etwas Passendes zu kaufen.
    > Es lohnt sich <,
    hat er mir freudig beteuert, und mir 350 EURO gegeben, damit ich aussehe wie eine Leichenbestatterin.
     
    Allerdings entpuppte sich seine Erbtante zwar als reich, aber Walter nicht als Haupterbe. Bei der Testamentseröffnung wurde Walter zutiefst gedemütigt. Die alte Eugenie hatte ihm lediglich das Mobiliar ihrer alten vergammelten Wohnung hinterlassen, und die 850.000 EURO Barvermögen wanderten an den Tierschutzbund. Ich habe ihn nie wieder so wutentbrannt erlebt, wie an dem Tag, als er die Wohnung seiner Tante mit dem Beil zertrümmerte.
     
    Irgendwie habe ich ein ungutes Gefühl den Hosenanzug zu tragen, weil ich mir vorkomme wieder auf eine Beerdigung zu gehen. Immerhin trage ich eine Liebe zu Grabe. Wenn Walter heute Abend anders reagiert, als ich es mir erhoffe, werde ich die kleine Grabschaufel wohl in die Hand nehmen und den Sand über unsere Beziehung rieseln lassen müssen.
     
    Ich habe endlich meine Perücke gefunden. Sie lag wie vermutet bei dem Schuhputzzeug. Walter hatte sicher die Absicht, damit seine Schuhe zu polieren. Ich muss schon zugeben, blond steht mir überhaupt nicht . Z umal durch den Pony mein Gesicht wie eingelaufen wirkt. Oh je! Ich sehe aus wie ein Designermopp, und mein Hosenanzug wie der S chwarz lackierte Stiel. Hoffentlich bleibe ich mit dem Teil nicht irgendwo hängen oder es fliegt mir auf der Straße vom Kopf. Eins ist jedenfalls sicher, Walter wird mich in diesem Aufzug gewiss nicht erkennen.
     
    Es ist 18.30 Uhr, und ich begebe mich mit einem flauen Gefühl im Magen und schlotternden Knien auf den Weg. Als ich das Restaurant betrete, habe ich Mühe die Beherrschung zu bewahren. Der Spürhund sitzt mit der Zeitung in der Hand an einem Tisch, der sich genau neben Walter und seiner rothaarigen Begleiterin befindet. Mein Komplize ist Profi genug, um auf mein auffälliges Winken nicht einzugehen. Er schaut diskret an mir vorbei, als hätte ich die Kunstblumen hinter ihm begrüßt.
     
    Mir ist schlecht, denn Walter hat mich beim Betreten des Lokals zwar flüchtig, aber abschätzend, um nicht zu sagen missbilligend gemustert. Nun, er hat keine Vorliebe für Blondinen, das ist mir ja bekannt. Wenigstens kommt mir die chinesische Bedienung zuvorkommend entgegen gewieselt und bietet mir einen Tisch an, den ich dankend ablehne, um mich an die Bar zu verkriechen. Ich nehme Platz und ziehe gedankenverloren meine Perücke zurecht, so dass die Bardame beschämt wegguckt. Neben mir sitzt ein wohlbeleibter

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