Hexe sucht Besen (German Edition)

in die jeder seine Hoffnungen und Wünsche hinein interpretieren kann, denke ich, als plötzlich die Tür beschwingt aufgerissen wird und ein gut aussehender Mann, Ende dreißig, in einem langen schwarzen Trenchcoat, das Lokal betritt und eine angenehme Parfümwolke hinter sich herzieht. Er setzt sich an die Bar, bestellt sich einen Kaffee, und während er den Zucker in seine Tasse rieseln lässt, streift sein Blick suchend durchs Lokal, bis er an Walters Tisch hängen bleibt und hocherfreut auf Walters Geliebte zusteuert.
     
    > Ina? Mensch wo warst du denn die ganze Zeit? Ich habe dich versucht in der Boutique anzurufen und auf deinem Handy...habe dich aber nicht erreicht! Hast du eine neue Nummer     tr ompetet er überschwänglich, und für alle Anwesenden sehr gut verständlich, durch das Restaurant und drückt ihr zwei dicke Schmatzer auf ihre sprachlose Visage.
     
    Ina ringt verzweifelt nach Luft, und Walter behält die Ruhe. Er lehnt sich gelassen zurück, verschränkt seine Hände am Hinterkopf und schweigt. Diese Geste kenne ich nur allzu gut. Mit keiner anderen Körperhaltung kann Walter sein Misstrauen plakativer zum Ausdruck bringen, wie mit dieser vorgetäuschten Gelassenheit. Ich bin begeistert und möchte dem Herrn Oberdetektiv mit meinem hoch gestreckten Daumen meine Bewunderung ausdrücken, aber er lässt sich von meinem Siegesrausch keineswegs beeindrucken, sondern sitzt hochkonzentriert wie ein Punktrichter an seinem Tisch, als müsse er die schauspielerische Darbietung benoten.
     
    > Ich kenne sie doch gar nicht <,
    stottert Ina zurück und wirft Walter einen H ilfe suchenden Blick zu. Ihre Stimme klingt zart, fasst könnte sie einem Leid tun . W enn, ja wenn , ich sie nicht zum Abschuss freigegeben hätte.
    > Wie...was...na du bist mir Eine! Vor ein paar Tagen hast du mir aber wesentlich angenehmere Sachen ins Ohr gezirpt      
    Absolute Stille erfasst den Raum! Der Fall einer Stecknadel würde mir jetzt das Trommelfell zerreißen. Man wird ja ab und an mit Begebenheiten im Leben konfrontiert, wo man sich für die Pein anderer Leute mitschämt. Wenn zum Beispiel einer eitlen Dame, mitten auf der Einkaufsstraße das Haarteil vom Kopf fliegt oder bei einer Sexy Biene der Tamponfaden unter dem gürtelbreiten Minirock hervor lugt. Das habe ich schon alles erlebt, und jetzt ist wieder so ein Fall, wo man sich peinlich bewegt abwenden müsste, aber dann doch hinglotzt was das Zeug hält.
     
    > Was denn     meldet sich völlig unerwartet Walter zu Wort, stemmt seine Arme demonstrativ auf den Tisch und schaut wissensdurstig seine Geliebte sehr, sehr ernst an. Ich genieße es, mit daran teilhaben zu dürfen, wie ihr die Verlegenheit förmlich zum Verhängnis wird. Sie läuft zwar nicht voll ins Messer, dafür flüchtet sie, nicht weniger zielsicher, vor dem Ort der konstruierten Begegnungsstätte. Bingo!! Würde ich am liebsten losbrüllen und von meinem Barhocker so hoch hüpfen, dass mir meine Perücke im Lampenschirm hängen bleibt. Wenn mir mein Pony nicht wie eine Gardine im Gesicht gehangen hätte, wären mir bestimmt noch einige mimische Details in Inas Gesicht aufgefallen, die mich in Euphorie versetzt hätten. So, konnte ich bedauerlicherweise nur mitverfolgen, wie Walter seiner Geliebten hinterher lief und die wachsame Bedienung ihm dicht auf den Fersen, mit der Rechnung in der Hand, folgte. Wogegen der engagierte Schauspieler professionell seine Rolle zu Ende spielte. Mit hochgezogenen Augenbrauen bezahlt er seinen Kaffee und erntete für 5 EURO Trinkgeld ein fernöstliches Lächeln, bevor er die Bühne verließ, ohne zu merken, dass ihm meine verhangenen Augen anhimmelnd hinaus geleiteten.
     
    Auch der Spürhund, scheint nicht zu bemerken, dass ich mich schon die ganze Zeit vergebens darum bemühe mit ihm Augenkontakt aufzunehmen. Er schaut stur an mir vorbei, als würde er mich nicht kennen, so dass ich langsam ins Grübeln komme, ob ich irgendetwas falsch gemacht habe. Ich bin mir keiner Schuld bewusst und beschließe zu gehen.
     
    An der frischen Luft angekommen, atme ich erleichtert auf und laufe vergnügt und ausgelassen meinem Auto entgegen, das ich in weiser Voraussicht ein paar Straßenecken weiter geparkt habe. Meine Schritte verlangsamen sich jedoch ein wenig, da es ziemlich windig geworden ist, als würde sich ein Gewitter anbahnen. Unterwegs komme ich an einem edlen Tanzlokal