Hexe sucht Besen (German Edition)
ist verschlossen, wäre auch zu schön. Das kleine Fenster daneben, das sich in Augenhöhe befindet ist auch verschlossen, jedoch weder vergittert noch hat sich die leichtsinnige Inhaberin die Mühe gemacht, wenigstens die Jalousien herunter zu lassen. Einerseits bin ich sehr verblüfft über so viel Nachlässigkeit, andererseits beweist mir dieser hirnlose Leichtsinn, dass die Frau eine gehörige Schlampe sein muss, die noch nicht mal fähig ist, fremdes Eigentum zu schützen.
Das Fenster ist jedenfalls groß genug für mich, um hinein zu klettern, und auf meine Benzinkanister kann ich auch verzichten, denn aufgrund der leichtbrennbaren Materialien, reicht mir ein Feuerzeug. Ich hadere nicht lange, sondern beschließe den Anschlag umgehend durch zu ziehen. Kein Mensch wird mich sehen, geschweige denn erwischen. Eilig laufe ich zu meinem Auto zurück und fahre es auf einen Feldweg gegenüber der Hauptstraße, der sich gut versteckt hinter einem Einkaufszentrum befindet und von der Straße aus nicht zu sehen ist. Ich parke unter einem alten Baum und laufe nur mit meinem Rucksack ausgestattet, zurück zum Tatort. Ohne mich noch einmal zu vergewissern, ob mir jemand gefolgt ist, schlage ich mit meinem Hammer die Fensterscheibe ein. Ursprünglich hatte ich vor, das Schlagwerkzeug noch in ein Tuch zu wickeln, damit mich keiner hört, aber diese Vorsichtsmaßnahme erachte ich als überflüssig. Ha...wie praktisch! Direkt neben der Tür steht ein alter Blecheimer, sicher um mir das Hineinklettern zu erleichtern. Diese Schlampe scheint wenigstens eine soziale Ader zu haben.
Da das Fenster noch nicht einmal doppel t verglast ist und die Scheibe auch schon einen kleinen Sprung hat, fliegt mir die vollständige Glasscheibe heraus, obwohl ich eigentlich nur mit einen kleinen Loch geliebäugelt hatte, um den Griff zu öffnen. Meine Absicht den Fenstergriff in eine andere Richtung zu drehen erübrigt sich, da das Fenster nicht verschlossen, sondern nur geklemmt hat. Na Bravo! Ich hab’s geschafft und stehe nun in der Toilette . A lles W eitere ist nur eine Frage des bösen Willens. Bevor ich jedoch die Toilette verlasse, rolle ich die Rollläden des kaputten Fensters herunter. Man kann ja nie vorsichtig genug vor Seinesgleichen sein, schließlich sollte man Revierkämpfe vermeiden.
Der Laden ist wirklich größer als ich dachte. Mein lieber Herr Gesangsverein, da hat Waltermann aber den Spendiersack getragen. Außer dem luxuriösen Verkaufsraum, entdecke ich noch ein Lager, ein modern eingerichtetes Büro und ein Aufenthaltraum mit einer Schlafcouch aus Leder. Was der Laden wohl an Miete kostet? frage ich mich und betrete feuertrunken das Verkaufsparadies. Oh je, das wird brennen wie Stroh, schmunzle ich zufrieden und zücke das Feuerzeug, um schon mal die neben mir stehende Palme anzuzünden, die mir beinahe mit ihren spitzen Blättern die Augen ausgestochen hat. Leider bemerke ich erst, als mein Feuerzeug leer ist, dass sie aus Plastik ist. Na ja, das sind kleine Leichtsinnsfehler, die man als Debütantin eben so macht. Auch wenn ich mir fast sicher bin, dass mich von draußen niemand sehen kann, schließe ich sicherheitshalber die Jalousien, die vor dem Schaufenster hängen, damit ich unbehelligt wüten kann. Dann fange ich an, alles Brennbare anzuzünden, und bereue dann doch, dass ich meinen Benzinkanister im Auto zurückgelassen habe, weil ich mir eingestehen muss, dass sich meine Variante doch als etwas müheselig herausstellt. Aber vielleicht ist meine umständliche Art die sichere Methode, versuche ich mich zu beruhigen, denn mit einem Benzinkanister aus einem brennenden Laden herauszulaufen, könnte aufmerksame Passanten nach reichlicher Überlegung, dann doch auf die Sprünge helfen.
Huuch! Mir wird langsam warm von der Arbeit und bestimmt auch gleich heiß von den Früchten meines Fleißes. Hilfe...oh Gott...Hilfe ich muss weg...das brennt ja alles schneller als erwartet!! Ich bekomme kaum noch Luft! Jetzt bloß keinen Hustenanfall bekommen! Wie peinlich, wenn ein Brandstifter am Tatort mit Reizhusten auf sich aufmerksam macht und dann mit einer Rauchvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert wird. Ein derartig stümperhaftes Verhalten würden mir meine Kollegen aus der Szene sehr verübeln. Das wäre ja Rufmord! Nichts wie weg hier! Schützend halte ich meinen Pullover vor die Nase und stürme zurück zur Toilette.
Gar nicht auszudenken, wenn jetzt das Rollo klemmen würde, dann würde die
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