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Hexe sucht Besen (German Edition)

Hexe sucht Besen (German Edition)

Titel: Hexe sucht Besen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Dietze
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Eltern oft besucht, obwohl er nie eingeladen war und hat mir heimlich jedes Mal einen Fünfzig Markschein zugesteckt. Da ich mir damals nicht über den Wert im klaren war, habe ich alle Scheine gewissenhaft in ein Buch geklebt und mit Filzstift versucht, die Geldnoten etwas farbenfroher zu gestalten. Jonathan war sozusagen das schwarze Schaf in der Familie, weil niemand sich so recht einen Reim draus machen konnte, mit was er eigentlich sein vieles Geld verdiente. Angeblich besaß er eine Im- und Exportfirma, von der selbstverständlich auch keiner wusste, was da ein- und ausgefahren wurde. Wenn man ihn darauf ansprach, wusste er sich mit den Worten:
    > Ich exportiere, dies und das...und natürlich auch jenes < , herauszureden, und ließ meine Verwandten weiterhin an der Seriosität seiner Person im Zweifel.
     
    Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie er zu meinem Schulanfang mit einem meterlangen Amistraßenkreuzer auftauchte . M ir eine Zuckertüte so groß wie ein Kirchturm in die Hand drückte und mich tatkräftig in meinem frühkindlichen Blenderwahn unterstützte. Er tat mir den Gefallen, mich mit seinem Riesenschlitten zu all meinen Freundinnen zu kutschieren und hat mir sogar noch zwei dicke Kissen unter meinen Hintern gestopft, damit ich überhaupt zum Fenster hinaus schauen konnte. Meinen Freundinnen habe ich natürlich erzählt, dass meine Onkel von Beruf Millionär ist, ich das auch mal werde, und er mir das Auto zum Schulanfang geschenkt hat. Ich sehe ihn heute noch vor mir, wie er seinen Arm lässig auf dem Fensterholm abgelegt hat, dabei verlegen an seinem Rauschebart herumkräuselte, durch die Zahnlücke seiner beiden Frontzähne pfiff und mir verlegen zustimmte.
     
    Irgendwann brach der Kontakt zwangsläufig zu meinen Onkel ab, weil er sich mehrere Jahre im Ausland aufhielt. Walter hat sich immer halb tot gelacht, wenn ich ih n von meinem geschäftstüchtigen Verwandten vorgeschwärmt habe.
    > Der sitzt wieder mal im Knast     hat Walter mich dann eines schönen Tages über meinen Blutsverwandten aufgeklärt und mich doch etwas im Bezug auf die Reinheit meines Erbgutes verunsichert. Nun, böse Zungen könnten jetzt behaupten , dass d er Apfel nicht weit vom Stamm fällt !
     
    Wie dem auch sei, ich für meinen Teil , habe meinen Onkel Jonathan gemocht und werde das Erbe mit der nötigen Dankbarkeit antreten, auch wenn es nur ein klappriger Amistraßenkreuzer sein sollte.
     
    Zwei Tage später sitze ich einem nuschelnden Notar gegenüber und weine, wie es sich gehört, wenn man einen wertvollen Menschen zu beklagen hat, der einem die Tränen quasi stückweise bezahlt. Onkel Jonathan, mein genetisch nachweisbarer Verwandter, hat mir nicht nur seine 200 Quadratmeter große Eigentumswohnung , mitten in der Stadt , vererbt, die nicht nur voll möbliert, sondern auch noch voll abbezahlt ist...Greisch ... Schluchs...und wieder Greisch , sondern obendrein auch noch Aktien im Wert von fast 250.000 EURO.
    > Hilfe ich bin reich     jauchze ich schluchzend vor mich hin und frage mit verquollenen Augen den Herrn Notar nach dem Wohnungsschlüssel , und natürlich auch nach der Ruhestätte, um mich bei meinem Onkel persönlich und in angemessner Form bedanken zu können. Auf die Frage jedoch, wie mein wertvoller Verwandter von uns gegangen ist, ernte ich ein betretenes Herumdrucksen.
    > Na, ja, er war jetzt nicht krank, also er musste nicht unbedingt lange leiden...es ging alles sehr schnell. Also, um es auf den Punkt zu bringen, gnädige Frau, der Verblichene...Gott hab in selig...ist mit seinem Auto in die Luft geflogen. Mit anderen Worten, er ist explodiert worden...wenn sie wissen wie ich das meine     > Ach was sie nicht sagen     entgegne ich und greife zu meinem Taschentuch, um mir eine Wimper aus meine m Auge zu buhlen.
    > Das es aber auch immer die Falschen treffen muss <,
    seufze ich leise vor mich hin und verstaue schon mal den Wohnungsschlüssel und die mir anvertrauten Unterlagen mit gebührender Sorgfalt in meiner Tasche.
    > Nun das ist relativ...den Falschen     räuspert sich der Notar, und wird von mir umgehend mit einem vorwurfsvollen Blick in die Schranken gewiesen, bevor ich die Kanzlei verlasse.
     
    Danach mache ich mich schleunigst auf den Weg, um meine Erbe in die Arme zu schließen. Vor einer feudalen schneeweißen Jugendstilvilla mit großen Rundbogenfenstern und einem imposanten schmiedeeisernen Eingangstor halte ich und vergewissere mich, ob dieses schlossähnliche Anwesen auch

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