Hexe sucht Besen (German Edition)
seltsame Dinge zu tun. Ich habe ihr nur kurz beigepflichtet und unermüdlich weitergewühlt.
Bis Mitternacht habe ich mit einer Schnapsflasche, einer Schachtel Gauloises und fünf Tafeln Schokolade vor dem Radio verharrt und immer wieder die Regionalnachrichten abgehört, bis mir vor Müdigkeit die Zigarette aus der Hand gefallen ist und mein Schokoladenpapier unter meiner Nase entflammt hat. Dann habe ich mich mit letzter Kraft in meinen Daunen geschleppt und versucht, mich mit positiven Denkelementen von der grauen Wirklichkeit in die farbenfrohe Traumwelt zu katapultieren. Leider bin ich trotz meines mir angeborenen Verdrängungsmechanismus, erst gegen 4 Uhr morgens eingeschlafen.
Jetzt ist es genau 9 Uhr. Jemand klingelt an meiner Tür. Mein Herz zuckt unkontinuierlich, als wären es die letzten Zuckungen vor dem Stillstand. Mein Haus ist umstellt, die Scharfschützen haben sich positioniert und gleich wird die GSG 9 in mein Haus eindringen, mich mit dem Gewehrkolben an die Wand drücken und mir Handschellen anlegen. Es ist wohl ratsam, wenn ich mir geschwind etwas Ansehnlicheres anziehe, denn schließlich wird die Presse vor der Tür stehen und mich gleich abschießen. Da möchte ich doch wenigstens gut getroffen werden, auch wenn ich mich nicht für besonders fotogen halte. Aber als Racheengel in einem Donald Duck Nachthemdchen schwer bewaffnet abgeführt zu werden, kann ich vor meiner Eitelkeit nicht verantworten. Deshalb fliege ich gerade zu aus meinen Federn, reiße mir mein Hemdchen vom Leib und ziehe mir hastig ein schwarzes langes Kleid an . S chütze meine Augen vor dem mir drohenden Blitzgewitter und stopfe mein strähniges Haar unter eine Baskenmütze. Barfuss, und auf alles vorbereitet , stürze ich die Treppe hinab und versuche , mich noch als kooperativ zu erweisen, indem ich laut schreie .
> Ich kooomme Dann atme ich noch einmal tief durch und öffne gefasst die Tür.
> Sind sie Frau Anna Steinberger
fragt mich der uniformierte Mann.
> Ja, die bin ich < ,
antworte ich korrekt und beuge mich misstrauisch aus der Tür.
> Sind sie allein
frage ich skeptisch.
> Ja...oder sehen sie noch jemandem außer mir! Bitte hier unterschreiben...ich habe ein Einschreiben für sie Während ich unterzeichne, kann ich mir das Lachen nicht verkneifen, was dem Postmann dazu veranlasst, sich nach meinem Wohlbefinden zu erkundigen. Lachend knalle ich Tür hinter mir zu und falle erschöpft zu Boden. Zum Teufel noch mal ! Ich leide schon unter Verfolgungswahn, obwohl nichts vorliegt. Wenn ich nicht belastbar genug bin, mich mit meinem schlechten Gewissen zu arrangieren, sollte ich mich der Polizei stellen. Ich führe mich auf wie eine hysterische Hausfrau der das Einmachglas geplatzt ist.
Manchmal muss man sich eben nur gut zureden, um wieder in seine gewohnt realistische Grundstimmung zu verfallen. Entsprechend gelassen betätige ich den Schalter des Radiogeräts und warte mit verhaltener Neugierde auf die Nachrichten. Ich werde hellhörig! Der Sprecher verkündet die Zeit und legt los:
> In der gestrigen Nacht wurde vermutlich ein Brandanschlag auf ein Geschäft in der Innenstadt verübt. Dabei wurde niemand verletzt. Es entstand ein erheblicher Sachschaden von zirka 150.000 EURO. Da aufmerksame Bürger umgehend die Polizei alarmiert haben, konnte Schlimmeres verhindert werden. Laut Aussagen polizeilicher Ermittlungen, gibt es jedoch vom Täter keine Spur. Die Polizei bittet um Mithilfe. Es ist eine Belohnung von 2000 EURO ausgesetzt ...<
Jipie!! jubele ich auf. Ärgere mich aber wenig später, über die diskriminierende Wortwahl des Sprechers.
Der Täter! Ist ja wieder mal typisch! Die trauen Frauen scheinbar wirklich nichts zu. Die reduzieren Unsereins nur auf Ladendiebstähle, und wenn es hochkommt, schieben die uns einen ungeklärten Giftmord in die Schuhe. Ich gräme mich nicht länger und öffne den Einschreibebrief, der vermutlich nichts Gutes beinhalten wird, da der Absender auf eine Notariatskanzlei hinweißt, die ich nicht kenne.
I ch werde eines Besseren belehrt. Der Notar bittet mich zur Testamentseröffnung, um mir den letzten Willen meines verstorbenen Onkels Jonathan ans Herz zu legen. Er hat mich, die kleine Anna , die sich früher gern über seinen Rauschebart und seine großen Nasenlöcher lustig gemacht hat, zur Alleinerbin erkoren. Oh welche Freude!! Schon als Kind war Onkel Jonathan immer sehr großzügig mir gegenüber gewesen. Er hat meine
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