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Hexen in der Stadt

Hexen in der Stadt

Titel: Hexen in der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingeborg Engelhardt
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weiß auch, wie viele andere Menschen Seufzer und Gebete zu Gott hinaufgeschickt haben, auf daß er einen Lichtstrahl herabsende und uns zeige, wie das Dunkel zerstreut werden möge. Aber ich sehe: falls sich ein Mittel fände, das auf gelindere Weise zu diesem Ziel hinführen könnte, so würde sich doch in Deutschland keine Obrigkeit finden, die es der Beachtung werthielte.
    Doch genug davon! Es ist besser zu verschweigen und geheimzuhalten, was nur für willige Ohren bestimmt ist.
     
     
    Aus der Chronik des Malefizschreibers:
     
    Es sind seit der letzten Eintragung gerichtet worden:
     
    Im fünfundzwanzigsten Brand sechs Personen:
    Der Friedrich Basser, Vicarius im Domstift,
    Der Stab, Vicarius zu Hach,
    Der Lambrecht, Chorherr im Neuen Münster,
    Des Gallus Hausen Weib,
    Ein fremder Knecht,
    Die Schelmerey Krämerin.
     
    Im sechsundzwanzigsten Brand sieben Personen:
    Der David Hans, Chorherr im Neuen Münster,
    Der Weydenbusch, ein Ratsherr,
    Die Wirtin zum Baumgarten,
    Ein alt Weib,
    Des Valckenbergers Töchterlein ist heimlich gerichtet und mit der Laden verbrannt worden.
    Des Ratvogts klein Söhnlein.      
    Der Herr Wagner, Vicarius im Domstift, ist lebendig verbrannt worden.
     
    Im siebenundzwanzigsten Brand sechs Personen:
    Ein Metzger, Kilian Hans genannt,
    Der Huter auf der Brücken,
    Ein fremder Knab,
    Ein fremd Weib,
    Der Hafnerin Sohn, Vicarius zu Hach,
    Der Michel Wagner, Vicarius zu Hach.
     
    Im achtundzwanzigsten Brand, nach Lichtmeß 1629, sechs Personen:
     
    Die Knertzin, eine Metzgerin,
    Des Doktor Schützen Babel,
    Ein blind Mägdelein,
    Der Schwart, Chorherr zu Hach,
    Der Ehling, Vicarius.
    N. B. Der Bernhard Mark, Vicarius am Domstift, ist lebendig verbrannt worden.
     
    Im neunundzwanzigsten Brand acht Personen:
    Der Viertel Beck,
    Der Klingen Wirt,
    Der Vogt zu Mergelsheim,
    Die Beckin bei dem Ochsentor,
    Die dicke Edelfrau.
    N. B. ein geistlicher Doktor und Chorherr zu Wach, Meyer genannt, ist früh um fünf Uhr gerichtet und mit der Bahr verbrannt:
    Ein guter vom Adel, Junker Fischbaum genannt, Chorherr zu Hach, ist auch mit dem Doktor eben um die Stund heimlich gerichtet und verbrannt.
    Paulus Vaecker zum Breiten Huet.
    Seither sind noch zwei Brände getan.
    Datum: den 16. Februar 1629
    Bisher aber noch viele unterschiedliche Brände getan.

Die Rettung
     
     
     
    Aus dem Gewissensbuch des Paters Friedrich:
    Wir sehen immer wieder, wie ein einmal begonnener Hexenprozeß sich durch mehrere Jahre hinzieht, und die Zahl der Verurteilten derart anwächst, daß ganze Dörfer ausgerottet werden, während doch nichts ausgerichtet wird, als daß sich die Protokolle mit den Namen weiterer Verdächtiger anfüllen. Wenn das weiter so fortgehen soll, so ist kein Ende der Hexenverbrennungen abzusehen, ehe das ganze Land menschenleer geworden ist. Wer aber ist so mutig und unbekümmert um Ruf und Ehre, daß er, ungeachtet der Gefahr, sich selbst in Schande und Unglück zu stürzen, der Wahrheit das Wort reden möchte?
     
     
    Hoch oben in den Weinbergen an den sanften Hängen der Hügelkette, die das Land gegen Osten begrenzt, stand eine Hütte. Sie war ein wenig größer und fester gebaut als die Schuppen, in denen sonst die Winzer ihre Geräte aufbewahren und bei plötzlichem Wetter unterschlüpfen, besaß sogar Fenster und einen gemauerten Rauchfang. Denn der einstige Besitzer des Weinbergs, ein Apotheker aus dem nahen Städtchen, hatte in glücklichen Friedenszeiten zur Weinlese gern mit Frau und Kindern da oben gewohnt, auch mit Freunden inmitten seiner Reben gezecht. Aber das war lange her. Die Kriegszeit hatte auch ihn arm gemacht, er und seine Kinder waren an der Pest gestorben. Die Witwe hatte den Weinberg an den Bauern verpachtet, der ihn sonst bestellt hatte. Als sie starb, vermachte sie ihn einem entfernten Verwandten, der als Arzt in der Bischofsstadt saß. Damals waren aber die Straßen schon lange zu unsicher, als daß er öfter als einmal gekommen wäre, um sein Erbe zu besehen. Er verlängerte die Pacht und mahnte niemals, wenn sie zu spät oder gar nicht einging. Die Hütte im Weinberg verfiel, die Fensterscheiben zerbrachen, der rötliche Putz bröckelte ab, und die Tür, aus dem verrosteten Schloß gefallen, schlug im Wind.
    Im Sommer 1628 aber war die Hütte plötzlich wieder bewohnt. Die Leute sahen eine fremde Frau darin herumwirtschaften, eine Städtische, wie es schien, nicht mehr jung, doch auch noch nicht alt. Der Pfarrer, an den sie sich zuerst gewendet

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