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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil White
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Gedenk-Websites gestoßen, die Freunde der anderen Opfer eingerichtet hatten. Mein Drucker war eine ganze Weile damit beschäftigt gewesen, und ein morgendlicher Besuch in der Bibliothek hatte einige Lücken in den Geschichten schließen können. Jetzt war es an der Zeit herauszufinden, was die Polizei davon hielt. Ich rechnete nicht damit, auf große Begeisterung zu stoßen, aber ich tat, was ich für das Richtige hielt. Was die Polizei daraus machen würde, lag nicht in meiner Hand.
    Ich saß im Empfangsbereich des Polizeipräsidiums von Blackley, umgeben von unbesetzten Hartplastikstühlen und Plakaten mit Eselsohren. Auf dem Boden stand meine Tasche mit den Zeitungsausschnitten.
    Während ich mir die Augen rieb, fragte ich mich, ob ich wohl einen Schritt zu weit gegangen war, ob ich aus der Jagd nach der Story die Jagd nach der verschwundenen Frau hatte werden lassen. Aber dann dachte ich an die Briefe, an Olwen und an den Facebook-Eintrag. Sarah könnte heute sterben, und wenn ich nicht alles tat, was in meiner Macht stand, würde ich mir für immer vorwerfen müssen, dass ich mitverantwortlich war für ihren Tod.
    Ich legte eine Hand auf meine Tasche, die randvoll war mit Dokumenten über eine vergessene Vergangenheit und mit Stammbäumen. Gedankenverloren kaute ich so intensiv an der Haut rings um die Fingernägel, dass meine Fingerspitzen ramponiert aussahen, als Karl Carson schließlich zu mir kam. Er wurde von einem anderen Mann begleitet, der ruhiger und verhaltener wirkte als die Typen, die mich in der Wildnis ausgesetzt hatten.
    »Na, sieh an, wenn das nicht unser Hexenjäger ist«, begrüßte Carson mich.
    »Hm, und ich dachte, das wäre Ihr Job«, gab ich zurück und bemerkte, wie ein Lächeln über die Lippen des anderen Mannes huschte.
    »Sie verstehen es, auf sich aufmerksam zu machen, Garrett«, sagte Carson und kam weiter auf mich zu, offenbar in der Absicht, mich mit seiner Erscheinung einzuschüchtern. Sein Kollege beobachtete mich unterdessen, und ich konnte ihm anmerken, dass er versuchte, mich einzuschätzen. Die beiden waren vollkommen gegensätzlich, so wie Feuer und Wasser. Das klassische Team aus gutem Cop und bösem Cop.
    »Ich kann auch einfach wieder gehen«, schlug ich vor und hielt meine Tasche hoch. »Aber vielleicht können Sie ja zur Abwechslung mal aufhören, sich so aufzuplustern, und sich stattdessen anhören, was ich zu erzählen habe. Wenn Sie das nicht wollen … na ja, die Story ist schnell geschrieben, und wenn Ihnen das lieber ist, können Sie morgen alles auf der Titelseite einer Zeitung lesen.«
    Zähneknirschend stand Carson da und musterte mich, während ich geduldig wartete. Es war nicht zu übersehen, dass Carson es gewöhnt war, Herr über jede Situation zu sein. Er atmete ein paarmal schnaufend durch, seine Wangen glühten. Schließlich brummte er: »Sie haben sich also mit ein paar Leuten rund um den Pendle Hill unterhalten, die Bäume umarmen und sich durch Inzest vermehren. Das ist hirnrissiger Kram, der nur die Touristen anlocken soll. Warum sollte ich mich für so etwas interessieren?«
    »Weil es eine Verbindung gibt«, sagte ich.
    Carson sah seinen Begleiter an und warf ihm einen zweifelnden Blick zu. »Eine Verbindung zu wem oder was?«
    »Zu Sarah Goode.«
    Er machte noch einen Schritt auf mich zu. »Welchen Beweis haben Sie?«
    »Sind Sie bereit, in Erwägung zu ziehen, dass Sarah etwas anderes sein könnte als eine mutmaßliche Mörderin auf der Flucht?«, fragte ich ihn.
    »Bei einem Mordfall muss man sich am wahrscheinlichsten Szenario orientieren«, erwiderte er.
    »Manchmal muss man einfach ein wenig kreativ sein und über den Tellerrand blicken«, sagte ich. »Und sich zum Beispiel die Frage stellen, welches Motiv eine ganz normale junge Frau aus einer ganz normalen Familie haben sollte, ihren aktuellen Freund zu ermorden. Oder die Frage, ob Sarah womöglich in Lebensgefahr schwebt.« Bevor Carson etwas erwidern konnte, fuhr ich rasch fort: »Sarah Goode ist eine Nachfahrin der Pendle-Hexen, und sie gehört einem Hexenzirkel an. Mehrere Mitglieder dieses Zirkels sind in den letzten Jahren ermordet worden, und ich glaube, Sarah wird das nächste Opfer dieser Serie werden.«
    Wieder sahen sich Carson und sein Kollege an, diesmal jedoch überrascht. »Ein Hexenzirkel?«, fragte Carson und begann zu lachen. »Ich verrate Ihnen mal was, Mr Garrett. Jede Form von Hexenzirkel, auf den ich während meiner Karriere als Polizist gestoßen bin, war nicht viel

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