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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil White
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viel offensichtlichere.«
    »Und welche soll das sein?«
    »Angenommen, jemand anders ist von Hexerei besessen. Und angenommen, Sarah ist das Opfer dieser Besessenheit. Denken Sie einfach mal darüber nach. Sie kommt aus geordneten Verhältnissen, sie hat eine enge Beziehung zu ihrer Familie, und es ist nichts über irgendwelche geistigen Erkrankungen bekannt.«
    »Abgesehen von der Tatsache, dass sie einem Hexenzirkel angehört«, warf Carson ein, »was wohl kaum nach einem ganz normalen Mädchen klingt.«
    »Aber nur weil sie mit Salz und Kerzen herumspielt, macht sie das noch nicht zur Meuchelmörderin«, hielt ich dagegen. »Ich bin kein Kriminologe, daher kann ich nichts dazu sagen, ob sie nach dem Mord an Luke verrückt geworden sein könnte. Allerdings weiß ich, dass eine junge Frau nicht ihren Freund ermordet, wenn sie keinen verdammt guten Grund dazu hat. Außerdem standen sich die beiden noch nicht so nahe, dass ein Streit sie zu einem Wutausbruch veranlasst hätte.«
    »Reden Sie weiter«, forderte er mich auf. »Unterhalten Sie mich.«
    Ich ignorierte seinen Sarkasmus. »Wenn sie nicht verrückt ist und auch nicht nur so tut, dann bleibt nur noch eine Möglichkeit: dass ein anderer für Lukes Tod verantwortlich ist.« Ich machte eine kurze Pause. »Das wäre eine andere Verbindung zu den Hexen, und wenn die zutrifft, dann schwebt Sarah in großer Gefahr.«
    Sekundenlang sah Carson mich feindselig an, dann begann er auf eine Art zu lachen, die eindeutig verächtlich war. Er ging zur Tür und hielt sie mir auf. »Auf Wiedersehen, Mr Garrett. Vielleicht sollten Sie auf dem Weg nach draußen kurz bei Ihrer Freundin vorbeischauen. Die wird in Kürze nur noch Meldungen über entlaufene Hunde aufnehmen dürfen.«
    Kinsella rieb sich das Kinn.
    »Wenn es nur ein Zufall ist, dann ist Sarahs Zirkel offenbar vom Pech verfolgt«, sagte ich im gleichen sarkastischen Ton und öffnete meine Tasche, um den Inhalt zum Teil auszukippen. »Verschwundene Personen, Morde, Selbstmorde, alles in der Region um den Pendle, manchmal auch etwas weiter entfernt. Auf den ersten Blick willkürliche Opfer, aber wenn man aus dem richtigen Blickwinkel hinschaut, dann hängen sie alle zusammen.«
    Carson sah zur Tasche, dann wieder zu mir, während Kinsella sich an den Tisch stellte und die Papiere auszubreiten begann. »Inwiefern hängen sie alle zusammen?«, wollte er wissen.
    »Sie sind alle Nachkommen der Pendle-Hexen«, antwortete ich, »und sie gehörten alle dem gleichen Zirkel an.«
    Carson prustete vor Lachen, doch als ihm auffiel, dass Joe Kinsella nicht mit einstimmte, machte er einen Schritt auf mich zu, legte eine Hand auf meine Schulter und drückte mich nach unten. »Sie sollten sich jetzt wirklich besser hinsetzen.« Mit einem finsteren Blick zu seinem Kollegen schloss er die Tür.

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    I ch holte die restlichen Dokumente aus meiner Tasche. »Vier Todesfälle, zwei vermisste Personen plus Sarah«, sagte ich und hielt den Ausdruck eines alten Zeitungsartikels hoch. »April Mather. Sprang vor zehn Jahren nackt vom Blacko Tower. Gerade mal dreißig Jahre alt.« Mein Blick fiel auf das Foto einer lächelnden jungen Frau mit langem blonden Haar. Ihr Tod war eine solche Vergeudung gewesen.
    »Nackt?«, fragte Carson.
    »So steht es hier.«
    »Und was zum Teufel ist der Blacko Tower?«
    »Ein alter Steinturm in der Nähe vom Pendle Hill«, erklärte ich ihm. »Manche Leute meinen, er hätte etwas mit den Pendle-Hexen zu tun, aber das trifft nicht zu. Er ist nichts weiter als das, wonach er aussieht, nämlich ein kleiner Turm auf einem Hügel.«
    »Was hat die Familie damals dazu gesagt?«, wollte Kinsella wissen.
    Ich überflog den Text. »Keine Zitate. Sie war verheiratet, hatte einen Sohn. Ihr Ehemann wollte mit seiner Trauer allein gelassen werden und sich zu nichts äußern.«
    »Irgendein Hinweis auf verdächtige Umstände?«
    »Davon wird hier nichts erwähnt. Auch kein Wort darüber, warum sie sich auf dem Blacko Tower aufhielt, wo sie davor war, warum sie nackt war. Aber wenn ich noch ein wenig recherchiere, werde ich vermutlich mehr herausfinden können.« Ich griff nach einem anderen Blatt. »Rebecca Nurse, neunzehn Jahre, aus Higham, einem kleinen Dorf ganz in der Nähe vom Pendle Hill. Sie wollte sich mit ein paar Freunden im Pub treffen, dort kam sie jedoch nie an. Der Weg führte an einer Landstraße entlang, ruhig, einsam und dunkel. Zwei Tage später fand man ihre Leiche am Sabden Brook.« Als ich Carsons

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