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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil White
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zu sein.
    »Und das ist alles?«, fragte Carson.
    Ich nickte. »Mir wurde eine Liste mit Namen übergeben.«
    »Von wem?«
    »Das kann ich nicht sagen, aber das alles konnte ich im Internet und in der Bibliothek finden, also sind das keine großen Geheimnisse. Alle Frauen gehörten zum gleichen Zirkel, und sie alle starben oder verschwanden in den letzten zehn Jahren, angefangen mit April Mather.«
    Carson sah Kinsella an, dann ging er zur Tür und hielt sie mir auf. »Danke, Mr Garrett. Wenn Sie uns diese Unterlagen überlassen würden?«
    Ich lächelte ihn an. »Kein Problem.« An der Tür angekommen, blieb ich dann stehen. »Hatte ich eigentlich erwähnt, dass jede der vier Leichen an einem der Sabbate gefunden wurde?«
    Sofort reagierte Carson wieder gereizt. »Was für ein Blödsinn ist denn das jetzt schon wieder?«
    »Das sind Wicca-Feiertage, Feiertage der modernen Hexenreligion«, sagte ich und genoss seine Reaktion.
    »Was denn? So wie wir Ostern feiern, oder was?«
    »Damit liegen Sie richtiger, als Sie wahrscheinlich für möglich halten. Im Wicca-Kult wird Ostern Ostara genannt, so wie zur Zeit der alten Kelten, als das ein Fest der Ausgewogenheit war, das im März begangen wurde. An dem Datum, an dem Tag und Nacht genau gleich lang sind und die langen Nächte des Winters allmählich zurückweichen. Der Name kommt von Eostre, einer angelsächsischen Göttin, deren Symbole das Ei und der Hase waren.«
    »Ostereier und Osterhase?«, hakte er nach.
    »Sieht so aus«, erwiderte ich. »Offenbar hat unser Osterfest nicht nur mit Jesus und der Auferstehung zu tun.«
    »Diese Feiertage … diese Sabbate …«, fragte Carson, der mit einer Hand immer noch die Tür aufhielt, »… die sind immer mit der Entdeckung der Leichen zusammengefallen?«
    »Allem Anschein nach ja.«
    »Aber wofür stehen diese Sabbate?«, warf Kinsella ein. »Die christlichen Feiertage stehen für Christi Geburt, seinen Tod, seine Auferstehung und so weiter.«
    »Die alten keltischen Feiertage, aus denen die Sabbate entstanden, müssen Sie in einem Zusammenhang sehen, der sich um Ernte und Fruchtbarkeit drehte«, erklärte ich ihm. »Wenn die Ernte gering ausfiel, dann mussten die Menschen hungern, und viele starben. Im Wicca-Kult gibt es vier jährliche Hauptfeiertage. Imbolg ist am 1. Februar, wenn die ersten Knospen zu sehen sind. Beltane ist am 1. Mai, wenn die Blüte beginnt. Lammas ist am 1. August, wenn die Ernte beginnt. Und Samhain kennzeichnet den Beginn der Frostperiode.«
    »Und welches Datum hat dieses … Samhain?«, fragte Carson.
    Mir fiel auf, dass Kinsella gebannt den Atem anhielt. Es sah so aus, dass er die Antwort bereits ahnte.
    »Das heutige«, antwortete ich schließlich. »Wir nennen es Halloween. Vor vielen Jahrhunderten hieß der Tag Samhain, und er stand für den Beginn des Winters. Die Kelten versahen das Ganze mit einem spirituellen Unterton. Mit dem Samhain endete das keltische Jahr, und sie glaubten, dass an dem Tag der Schleier zwischen dem Land der Lebenden und dem der Toten am dünnsten war.«
    »Und deshalb soll Sarah Goode heute sterben?«, fragte Carson ungläubig. »Nur weil das zu einem alten keltischen Feiertag passt?«
    Ich atmete tief durch. »Es ist durchaus möglich.«
    »Dann verraten Sie mir mal, wie die anderen Toten in dieses Muster passen.«
    »April Mather, die nackt vom Blacko Tower sprang«, begann ich und machte eine Kunstpause, bis Carson nickte, damit ich endlich weiterredete. »Das ereignete sich vor zehn Jahren an Samhain. Rebecca Nurse wurde an Imbolg tot aufgefunden, nämlich am 1. Februar. Mary Lacey am 1. Mai, also an Beltane. Ebenso Susannah Martin.« Ich legte meine Liste auf den Tisch. »Sarah Goode wird heute sterben«, schloss ich mit finsterer Miene meine Ausführungen. »Und deshalb werde ich Sie beide jetzt weiter Ihre Arbeit machen lassen.«
    »Und wohin wollen Sie?«, fragte Carson.
    »Zurück an den Anfang«, entgegnete ich und verließ den Raum. Bevor ich die Tür hinter mir zuzog, sah ich, wie die beiden Detectives sich über die Ausdrucke beugten und sich dann anschauten. Keiner der beiden rührte sich von der Stelle.

63
    E s wehte ein kalter Wind durch das Pendle-Tal, als ich zum Blacko Tower unterwegs war. Den Kragen hatte ich hochgeschlagen, um meine Ohren zu schützen, und die Hände tief in den Taschen vergraben.
    Ich erinnerte mich an Katies Worte: Geh zurück an den Anfang. Die Story musste irgendwo ihren Anfang genommen haben, und der Vorfall am Blacko

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