Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil White
Vom Netzwerk:
den Ausschlag, sondern Zeugenaussagen, forensische Beweise oder ganz schlicht Kommissar Zufall.«
    »Welche Chancen haben wir dann überhaupt, gegen die Gefahr anzugehen?«, wollte ich wissen.
    »Gar keine«, erwiderte Joe mit einem Schulterzucken. »Hätten wir eine Datenbank, wäre die Liste zu umfangreich. Nicht aus jedem jungen Psychopathen wird zwangsläufig auch ein Mörder. Viele Leute sind zum Morden fähig, doch wie gesagt muss etwas diese Veranlagung auslösen.«
    »Aber Mack Lowther ist tot«, wandte ich ein, »und die Morde gehen dennoch weiter. Ist es möglich, dass Mitglieder des Zirkels von einem anderen Mann getötet wurden, von dem, der auch Rebecca Nurse und die anderen umgebracht hat, und dass er bis heute zuschlägt, darunter auch im Fall von Sarah?«
    Joe sah mich an, dann schaute er auf den Karton. »Das glaube ich nicht. Die ersten Morde waren Sexualdelikte. Die Frauen wurden vergewaltigt und erwürgt, die Leichen wurden einfach irgendwo zurückgelassen. Mary und Susannah wurden einige Tage lang festgehalten, aber sie waren nicht gefesselt. Das Ganze zog sich bei ihnen in die Länge, und es war sadistischer.«
    »Vielleicht hat er ja seine Methode verändert«, gab Laura zu bedenken.
    Ich konnte fast sehen, wie sich in Joes Kopf die Zahnräder drehten, während er intensiv über den Inhalt der Kiste und darüber nachdachte, was er über Sarahs Fall wusste. Schließlich zuckte er mit den Schultern. »Ich schätze, es wäre denkbar. Die Opfer sind auch jetzt Weiße, und er hat sie wahrscheinlich nach längerer Beobachtung in seine Gewalt gebracht. Wenn du damit sagen willst, Laura, dass Sarah entführt wurde, dann kann der Täter das erst gemacht haben, nachdem ihre Untermieterin übers Wochenende weggefahren war. Das kann aber kein Zufall gewesen sein, sondern das legt den Verdacht nahe, dass er sie beobachtet hat oder dass er sie sogar kennt.«
    »Dann war es auf jeden Fall kein sehr guter Plan«, meinte Laura und spielte mit ihren Haaren, während sie über Joes Worte nachdachte. »Was ist mit Luke? Wenn du jemanden gegen seinen Willen entführen willst, dann machst du das doch nicht, wenn sich ein kraftstrotzender Fitnesstrainer im Haus aufhält.«
    »Vielleicht hat er Luke nicht ins Haus gehen sehen«, erwiderte Joe. »Er war an dem Abend nicht mit dem Wagen da, und womöglich hat er den Hintereingang benutzt.«
    Plötzlich fiel mir etwas ein, was Joe zuvor gesagt hatte. »Sie sprachen davon, dass der Mörder ein Weißer ist und aus Preston kommt. Wie können Sie wissen, woher er kommt?«
    »Die für ein solches Verbrechen nötigen Vorbereitungen machen das wahrscheinlich, außerdem muss er Zeit haben, um seine Beobachtungen und Erkundungen durchzuführen. Und er muss in der Lage sein, alle Orte schnell zu erreichen«, erklärte Joe. »Preston liegt genau in der Mitte.« Lächelnd fügte er dann noch an: »Und dann ist da immer noch die Kreistheorie.« Als er meinen ratlosen Blick bemerkte, sagte er: »Versetzen Sie sich in einen Mörder oder einen Vergewaltiger hinein. Wenn Sie ein Verbrechen begehen und unerkannt entkommen wollen, wo würden Sie dann hingehen?«
    Ich kratzte mich am Kinn und dachte kurz nach. »So weit weg von zu Hause wie möglich, würde ich vermuten.«
    »Richtig«, stimmte Joe mir zu. »Aber was ist, wenn Sie es wieder machen wollen? Würden Sie dann dorthin zurückkehren, wo Sie beim ersten Mal waren?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Auch richtig. Das ist den Leuten nämlich noch im Gedächtnis, und sie würden darauf achten, wer sich in ihrer Straße aufhält. Aber in der Nähe Ihres Zuhauses würden Sie immer noch nicht zuschlagen, oder?«
    »Nein, ich würde wieder so weit wegfahren wie möglich, diesmal in die andere Richtung.«
    »Um die Polizei zu verwirren?«
    Ich nickte.
    »Sehen Sie? Da haben Sie’s«, sagte Joe leise triumphierend. »Damit haben Sie den Durchmesser des Kreises festgelegt. Ihr Instinkt rät Ihnen, die Taten möglichst weit voneinander entfernt und zugleich möglichst weit weg von zu Hause zu begehen. Aber jetzt überlegen Sie, wie das konkret aussieht, wenn Sie weitere Morde verüben. Stellen Sie sich das auf einer Landkarte vor, dann haben Sie auf einmal einen Kreis, und mittendrin ist Ihr Haus. Das erste Opfer wurde im Westen von Preston gefunden, das zweite im Norden, und Rebecca hatte er östlich von Preston zurückgelassen. Und genau in der Mitte befand sich Mack Lowthers Heimatstadt Preston.«
    Lächelnd lehnte ich mich zurück, da ich

Weitere Kostenlose Bücher