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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil White
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Nachforschungen angestellt.«
    Ich stieß einen anerkennenden Pfiff aus. »Sind das alle Akten?«
    »Nur die wichtigsten«, antwortete er kopfschüttelnd. »Zusammenfassungen, Berichte, zusammengetragene Informationen.«
    »Woher wussten Sie, wo Sie suchen müssen?«
    »Wir wissen, wer der Mörder ist«, wiederholte Joe. »Und er hat mehr Menschen geschadet als nur Rebecca Nurse. Er ist ein Seriengewalttäter.«
    Wieder betrachtete ich den Stapel Unterlagen und fuhr nervös mit der Zunge über meine Lippen. »Und was hat er alles verbrochen?«
    »Morde, Vergewaltigungen, versuchte Vergewaltigungen, tätliche Angriffe«, zählte er auf.
    »Aber er wurde nicht gefasst, oder?«
    Joe schüttelte den Kopf. »Nein, bislang nicht.«
    »Wie können Sie dann davon überzeugt sein, dass Ihr Verdächtiger es ist?«, wollte ich wissen.
    »Eingebung«, antwortete Joe und verteilte weitere Fotos auf dem Tisch. Als ich genauer hinsah, erkannte ich, dass es sich um zwei verschiedene Frauen handelte, die sich jedoch sehr ähnlich waren: jung, schlank, helle Haare, die Hände auf den Rücken gebunden, ein Seil um den Hals gelegt, die Kleidung vom Leib gerissen. So wie bei Rebecca.
    »Wer sind diese Frauen?«, fragte ich.
    Während Laura in den Unterlagen wühlte, nahm Joe zwei Fotos vom Tisch. »Beide Frauen wurden innerhalb eines Jahres ermordet, die zweite kurz bevor April Mather vom Blacko Tower sprang.«
    »Gibt es irgendeine Verbindung zu Olwens Zirkel?«
    »Nur die, dass ihr Mörder auch Rebecca Nurse auf dem Gewissen hat«, sagte Joe und ließ ein Foto auf den Tisch gleiten. »Die erste Frau kam aus Blackpool. Eine Joggerin, die bis hinauf nach Lytham am Strand entlanglief und bei den Dünen wendete. Eines Tages kam sie vom Joggen nicht zurück. Sie wurde ermordet und in den Dünen zurückgelassen. Sie starb wie Rebecca mit gefesselten Händen und einer Schnur um den Hals. Die andere Frau, Beth Howe, war Studentin an der Universität in Preston. Eines Abends nahm sie nicht den Studentenbus, der alle Mitfahrenden vor der Haustür absetzt, sondern machte sich zu Fuß auf den Weg zur Wohnung ihres Freundes. Dort kam sie jedoch nie an. Später fand man sie am Rand der A6, sie war auf die gleiche Weise gestorben wie Rebecca.«
    »Du hast gesagt, du weißt, wer diese Frauen ermordet hat«, warf Laura ein.
    »Mack Lowther«, antwortete Joe und verzog den Mund. »Ein ganz übler Bursche. Er machte sich vorwiegend an Schulmädchen heran, er lockte sie mit Zigaretten und Schnaps, was dann Sex nach sich zog. Als er jünger war, sah das Ganze noch nach Party aus, und es kamen immer etliche Mädchen mit, aber er nahm Drogen, ihm fielen die Zähne aus, seine Haut wurde faltig, und mit dreißig wirkte er, als wäre er mindestens sechzig. Die Schülerinnen kamen zwar weiter wegen der Zigaretten und des Alkohols zu ihm, doch er bekam von ihnen nicht, was er haben wollte. Er wurde richtig garstig, er tat ihnen weh, und er drohte ihnen damit, alles ihren Eltern zu erzählen, wenn sie nicht machten, was er wollte. Bis eine von ihnen sich nicht von ihm erpressen lassen wollte und die Polizei auf den Plan trat. Als Beth Howe ermordet wurde, lebte Lowther in einem Wohnheim für auf Bewährung Entlassene, wo er auf seinen Prozess wartete, weil er eine Minderjährige zu sexuellen Handlungen gezwungen hatte. Das Problem ist, dass diese Wohnheime nicht mehr zu bieten haben als ein Bett und striktes Alkoholverbot, also verbrachte er seine Zeit damit, durch die Gegend zu streifen. Kurz vor Prozessbeginn wurde Beth Howes Leiche gefunden.«
    »Und der Verdacht fiel auf Mack Lowther?«, warf ich ein.
    »Ganz genau«, bestätigte Joe. »Die Unterkunft war nicht weit von der Stelle entfernt, wo sie zuletzt gesehen wurde, und er hatte kein Alibi. Und er stand auf die brutale Variante. Ihm ging es darum, seinen Opfern Schmerzen zuzufügen und sie zu erniedrigen, mit Sex hatte das bei ihm nichts zu tun.«
    »Warum wurde er für den Mord an Beth nicht verurteilt?«, fragte Laura.
    »Es gab keinen hieb- und stichfesten Beweis«, gab Joe seufzend zurück. »Keine DNS-Spuren, keine Fasern, gar nichts. Beth Howe war forensisch gesehen ein unbeschriebenes Blatt. Wir wussten, Mack Lowther war der Täter, allein schon sein hämisches Grinsen sprach Bände, aber einen Beweis gab es nicht. Er wanderte für zwölf Monate in den Knast, weil er sich an dieser Minderjährigen vergangen hatte. Danach kam er auf freien Fuß, und wenig später starb Rebecca Nurse. Auch diesmal

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