Hexenblut
zurück und wurde sofort wieder von hinten am Kragen gepackt. Ich versuchte, mich davon nicht ablenken zu lassen. »Lassen Sie verdammt noch mal meinen Kragen los.«
Carson lächelte. »Erzählen Sie mir von Callum West.«
Sofort hob ich die Hände, um allen zu signalisieren, dass ich kooperieren wollte. Carson nickte dem anderen Detective hinter mir zu, der mich daraufhin wieder losließ.
»Okay, okay«, sagte ich und spie ihm meine Worte wutentbrannt entgegen. »Ich habe mich mit ihm unterhalten. Viel hatte er nicht zu berichten, er erzählte nur ein paar allgemeine Dinge, die Luke angingen. Eben, dass Sarah für Luke nur eine lose Beziehung war und dass er sie für die Mörderin hielt.«
»Warum das?«
»Aus den gleichen Gründen wie Sie, weil es die offensichtlichste Lösung ist. Er konnte mir keine Informationen liefern, die mich auf ihre Spur geführt hätten. Wir redeten kurz, und dann bin ich wieder gegangen.«
»Kommen wir zu den Briefen. Was wissen Sie darüber?«
Ich sah ihn an und bemühte mich, nicht mit der Wimper zu zucken. »Nur das, was ich darüber gehört habe.«
»Haben Sie die Briefe gesehen?«
Ich hielt seinem forschenden Blick stand und fragte mich, ob er womöglich auf dem neuesten Stand der Dinge war, doch dann fielen mir die Ausdrucke ein, die in meiner Hosentasche steckten. Keiner von ihnen war auf die Idee gekommen, mich zu durchsuchen. Also schüttelte ich den Kopf und erwiderte mit fester Stimme: »Nein.«
»Sie haben sie bei Ihrem Besuch beim Schuldirektor erwähnt.«
»Das war ein Schuss ins Blaue«, erklärte ich. »Ich wollte sehen, was er weiß.«
Die Detectives sahen sich an, unterhielten sich leise, schüttelten den Kopf oder zuckten mit den Schultern, schließlich fragte Carson: »Mit wem werden Sie noch reden, Mr Garrett?«
»Mit niemandem«, antwortete ich. »Sie haben alle erwähnt, mehr stehen nicht auf meiner Liste.« Plötzlich bemerkte ich, dass meine Lippe blutete. »Dafür könnte ich Sie verklagen.«
Carson lächelte. »Die Beweislage ist etwas dürftig. Niemand weiß, dass Sie hier sind. Sie wurden nicht offiziell verhaftet, und Ihre Aussage steht gegen unsere vier. Wir könnten aber auch Ihrer reizenden Freundin erzählen, wie innig Ihr Verhältnis mit Miss Gray ist.«
»Ich habe kein Verhältnis mit Miss Gray.«
Carson sah seine Männer an. »Ihr habt das doch alle gesehen, nicht wahr?«
Sie nickten und lachten amüsiert.
»Wie zwei Turteltauben«, rief einer von ihnen. »Küsschen hier, Küsschen da, und dann die Umarmungen.«
»Laura würde kein Wort davon glauben«, wandte ich ein.
»Nicht nach außen hin«, stimmte Carson mir zu. »Aber ein Zweifel würde bleiben und an ihr nagen.«
Wieder wischte ich mir über den Mund und konnte die Schwellung ertasten. »Machen Sie das oft, dass Sie mit Leuten nachts in den Wald fahren?«, fragte ich.
»Wir haben eine Leiche, und wir brauchen Resultate.«
Ich schüttelte den Kopf, als ich dieses Klischee hörte. »Es gibt immer noch Regeln und Vorschriften.«
»Da draußen sind Mörder und viele andere unangenehme Zeitgenossen unterwegs«, konterte Carson. »Ich möchte jeden Einzelnen von ihnen einsperren. Gehen Sie zu Lukes Eltern und beschweren Sie sich bei denen über unser Verhalten. Dann werden Sie ja sehen, wie viel Mitleid die für Sie aufbringen.«
Darauf erwiderte ich nichts.
»Mein Vater war auch Polizist«, sagte ich schließlich.
Die Detectives sahen sich erkennbar ratlos an, dann fragte Carson: »Worauf wollen Sie hinaus?«
»Er war ein guter, ehrlicher Mann, und er hätte sich zu so etwas niemals herabgelassen.«
Carson grinste. »Dann hat er immer brav seine Uniform getragen«, gab er spöttisch zurück. Als ihm klar wurde, dass mein Schweigen bedeutete, dass er recht hatte, meinte er: »Sie können jetzt gehen, Mr Garrett. Wir sind mit Ihnen fertig.«
Ich ging zu dem Mondeo zurück, in dem man mich hergebracht hatte, doch dessen Fahrer hielt mich zurück und deutete auf den dunklen Waldweg. »Die frische Landluft wird Ihnen guttun.«
Dann musste ich zusehen, wie sie in ihre Wagen einstiegen und losfuhren, wobei mich die durchdrehenden Reifen mit einem Regen aus kleinen Kieselsteinen bombardierten. Nachdem sie außer Sichtweite waren, kehrte Stille ein. Ich wandte den Blick talwärts nach Blackley. Der Weg dorthin kam mir weit vor, doch als ich in meine Gesäßtasche fasste, konnte ich dort die Ausdrucke ertasten. Wenigstens schrieb sich die Story allmählich wie von selbst. Und
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