Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil White
Vom Netzwerk:
Carson ahnte nicht, dass ihm soeben die Hauptrolle in den Schoß gefallen war.

29
    A uf dem Weg nach Blackley arbeitete ich in Gedanken bereits an meinem Artikel. Ich ging zügig genug, damit mir die Kälte nichts anhaben konnte. Plötzlich hörte ich zum zweiten Mal an diesem Abend, wie sich mir von hinten ein Wagen näherte. Als ich zur Seite schaute, entdeckte ich einen vertrauten anthrazitgrauen Golf.
    Es war Laura.
    Ich öffnete die Tür und beugte mich in den Wagen. »Was machst du denn hier?«
    Sie warf mir einen wütenden Blick zu. »Du kannst einsteigen, oder du kannst weiterlaufen«, warf sie mir an den Kopf.
    Ich stieg ein, und noch bevor ich die Tür zugezogen hatte, legte sie den ersten Gang ein und gab Gas. Ich schaute über die Schulter und entdeckte Bobby, der in Schlafanzug und Bademantel hinten saß und eine Wärmflasche an sich drückte.
    Als ich wieder zu Laura sah, wurde mir klar, warum sie so wütend war.
    »Hör mal, ich bin dir ja dankbar, dass du mich abholst«, sagte ich. »Aber sobald mein Handy wieder Empfang gehabt hätte, wollte ich ein Taxi rufen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nicht jetzt, Jack.«
    »Wieso nicht jetzt? Ich habe nicht gewollt, dass so etwas passiert.«
    »Aber es ist passiert«, zischte sie und schaute in den Rückspiegel, um nach Bobby zu sehen. »Morgen kommt eine Mitarbeiterin vom Familiengericht bei uns vorbei und will sich ein Bild davon machen, ob ich eine gute Mutter bin«, fuhr sie leise fort, ihre Stimme verriet immer noch ihre Verärgerung. »Sie wird auch mit Bobby reden. Was soll sein, wenn er erzählt, dass ich ihn mitten in der Nacht im Schlafanzug ins Auto gesetzt habe, weil man dich irgendwo im Wald ausgesetzt hat? Das rückt mich in ein schlechtes Licht.«
    »Ich dachte, es geht um uns« ,gab ich zurück.
    Sie warf mir einen flüchtigen Blick zu. »Was soll das heißen?«
    »Du hast gesagt, die Mitarbeiterin vom Familiengericht kommt vorbei und will sich ein Bild davon machen, ob du eine gute Mutter bist. Tatsächlich kommt sie vorbei, weil sie wissen will, ob wir eine funktionierende Familie sind. Es geht nicht nur um dich.«
    Laura erwiderte nichts darauf, und so fuhren wir eine Zeit lang schweigend weiter, während die Lichter von Blackley allmählich näher kamen. Als wir den Hügel erreicht hatten, der hinunter zum Viadukt führte, fragte Bobby: »Hast du dich im Wald verlaufen, Jack?«
    Ich wusste zunächst nicht, was ich darauf antworten sollte. Ich konnte wohl kaum sagen: Nein, ich wurde von einer Horde Polizisten entführt und mitten im Nichts ausgesetzt. Bobby war noch zu jung, um Zynismus zu verstehen.
    »Ich war bei einem Freund«, sagte ich, »aber mein Wagen hatte eine Panne.«
    »Wo ist dein Freund?«
    »Er wohnt in der anderen Richtung.«
    Bobby schien das als Antwort zu genügen, und er schaute wieder aus dem Fenster.
    Ich sah Laura an. »Woher wusstest du, wo ich bin?«
    »Jemand von der Wache rief mich an und erzählte mir sehr vergnügt, wie sie dich da oben einfach zurückgelassen haben. Ich erfuhr, wo genau das war, also habe ich mich auf den Weg gemacht.«
    Ich dachte an Bobby … und an den Besuch vom Familiengericht. »Du hättest zu Hause bleiben können«, sagte ich.
    »Ich weiß«, erwiderte sie etwas ruhiger. »Aber wie du ganz richtig gesagt hast, bekommen wir Besuch von einer Sozialarbeiterin, die sich ein Bild von unserer Familie machen will. Da wäre es nicht sehr förderlich, wenn du in der Zwischenzeit an Unterkühlung gestorben wärst oder wenn dich auf diesen unbeleuchteten Straßen jemand überfahren hätte.«
    Lauras Hand lag auf dem Schaltknüppel, ich legte meine Hand auf ihre und drückte sie kurz. Sie sah nach unten, dann konzentrierte sie sich wieder auf die Fahrbahn. »Es tut mir leid, dass sie dich so behandelt haben«, erklärte sie sanft, dann begann sie zu lächeln. »Miss dem Ganzen keine zu große Bedeutung zu. Ich habe mir deine Lebensversicherung angesehen, bevor ich losgefahren bin, aber ich war mir nicht sicher, ob man sie an mich auszahlen würde.«
    Ich musste lachen.
    Wir fuhren unter dem Viadukt hindurch und erreichten das Stadtzentrum von Blackley, vorbei an einer Reihe von Lokalen, die Essen zum Mitnehmen anboten. Hier herrschte am Samstagabend immer der größte Trubel.
    »Komm schon«, sagte sie. »Wenn wir zu Hause sind, kannst du mir dein großes Abenteuer erzählen.«

30
    S arah war eine kurze Verschnaufpause vergönnt. Sie lag auf dem Feldbett, das ihr nach der Zeit auf dem harten

Weitere Kostenlose Bücher