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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil White
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Atemzüge hören. Es war der Ältere von den beiden, das erkannte sie an der bedächtigeren Art, wie er die Zelle betrat und nur langsam einen Fuß vor den anderen setzte.
    Sie nahm leises Klimpern wahr, als wieder etwas zu essen auf den Boden gestellt wurde. Als er sich aufrichtete, ächzte er leise. So langsam, wie er gekommen war, verließ er die Zelle auch wieder und schloss die Tür hinter sich.
    Sarah konnte das Aroma von warmem Essen riechen, prompt regte sich ihr Hunger. Aber sie wollte nichts davon essen, weil sie Angst vor dem hatte, was ihr dann womöglich zustoßen würde.
    Sie drehte sich weg und steckte den Kopf unter die Decke, um sich in der Dunkelheit der Illusion hinzugeben, woanders zu sein, selbst wenn es nur für ein paar Minuten war.
    Dann hörte sie, wie der Lärm aus den Lautsprechern wieder einsetzte, und sie wusste, die kurze Verschnaufpause war vorüber.

28
    M eine Gedanken überschlugen sich.
    Ich saß in einem silbernen Mondeo eingezwängt auf der Rückbank, zwei große, breitschultrige Männer flankierten mich, beide schweigsame Typen. Wir fuhren durch schmale Straßen und unter dem hohen steinernen Viadukt hindurch, das das Stadtzentrum überspannte. Dann ging es bergauf weiter. Die Bebauung zu beiden Seiten der Straße wurde spärlicher, und durch die Windschutzscheibe hindurch konnte ich sehen, dass ein Stück voraus die Straßenbeleuchtung endete. Wir waren auf dem Weg hinaus aufs Land.
    Die Männer waren Detectives. Als sie mir ihre Dienstmarken zeigten, überlegte ich, ob ich einfach weitergehen sollte, doch ich wollte nicht riskieren, von ihnen verhaftet zu werden. Aber auch so erwartete mich nichts Gutes. Die ganze Zeit über hatten sie geschwiegen, und ich wusste, sie bewahrten sich ihr Spielchen »Guter Cop – böser Cop« für später auf.
    Wir folgten dem serpentinenähnlichen Verlauf der Landstraße, und als die Steigung überwunden war, sah ich einen meiner Platznachbarn an und stellte fest, dass er mich beobachtete.
    »Der starke, schweigsame Typ?«, fragte ich ihn.
    Er grinste mich so breit an, dass seine Zähne trotz der Dunkelheit strahlten.
    Ich drehte mich wieder nach vorn, als wir auf einen Feldweg einbogen. Der Wagen schaukelte auf dem Weg hin und her, bis er auf einer Kiesfläche ein Stück rutschte, als der Fahrer abrupt abbremste. Dort wartete ein anderer Wagen auf mich, ein schwarzer Audi, der gar nicht zu sehen gewesen wäre, hätte der Lack nicht das schwache silbrige Mondlicht reflektiert. Jemand stand neben dem Wagen, ein großer kahlköpfiger Mann, dessen Glatze trotz der Dunkelheit glänzte.
    Als ich aus dem Wagen ausstieg, stellte ich fest, dass wir uns auf einer Lichtung befanden und die Holperstrecke durch dichten Wald geführt hatte. Zwischen den Bäumen hindurch konnte ich die orangefarbenen Straßenlampen von Blackley sehen, die das Tal mit Lichtpunkten durchzogen.
    »Warum haben Sie mich hergebracht?«, fragte ich, während ich versuchte, ruhig zu klingen, obwohl mein Herz raste und das Adrenalin durch meine Adern rauschte.
    Der Fahrer des Wagens kam zu mir. »Wir dachten, es ist Zeit für eine kleine Unterhaltung«, erwiderte er in einem bedrohlichen Unterton. Er war so gekleidet wie die anderen: makelloses weißes Hemd, dazu eine Anzugshose mit perfekter Bügelfalte. Während der Fahrt hatte keiner von ihnen ein Wort gesprochen. Wenn sie mich damit hatten einschüchtern wollen, dann war ihre Taktik aufgegangen. Ich überlegte, ob ich weglaufen sollte. Man hatte mir keine Handschellen angelegt, und wenn ich dem Mann einen Stoß versetzte, würde ich einen ganz brauchbaren Vorsprung herausholen können. Jedoch kannte ich mich hier nicht aus, und die anderen Kerle wirkten nicht, als würde ihnen ein längerer Spurt Probleme bereiten.
    »Warum haben Sie nicht einfach einen Termin mit mir vereinbart?«, gab ich zurück.
    Der Mann lächelte, aber auch in der Dunkelheit konnte ich die Bedrohung spüren, die er ausstrahlte. »Wir dachten, so würden Sie vielleicht etwas aufmerksamer zuhören.«
    Der Kahlköpfige trat vor. »Mr Garrett, es ist schön, dass Sie sich einverstanden erklärt haben, uns auf diese Weise zu helfen.« Seine Stimme klang heiser, als ob er langjähriger Raucher wäre, und die Höflichkeit war nur aufgesetzt.
    »Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich mich mit irgendetwas einverstanden erklärt habe.«
    Er lächelte mich an. »Man hat Sie nicht gezwungen, in den Wagen einzusteigen.«
    Ich versuchte, Gelassenheit auszustrahlen,

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