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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil White
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plötzlich: »Wenn die Briefe dem Verlauf der Hexenprozesse folgen, und wenn wir die Anklage und das Urteil bereits vor uns liegen haben, was kommt dann noch? Wie endet das Ganze?«
    »Was meinst du damit?«
    »Ein Schuldspruch bedeutet ja nicht das Ende eines Verfahrens«, sagte sie. »Es gibt doch auch noch ein Urteil. Damit endet ein Verfahren. Wenn die Hexenprozesse das Vorbild für die Briefe sind, was muss dann als Nächstes kommen?«
    »Du weißt, was man mit Hexen gemacht hat.«
    Sie nickte. »Sie endeten am Galgen. So wie Anne und ihre Tochter.«
    »Und noch etliche andere«, ergänzte ich.
    Katie sammelte ihre Papiere ein und macht eine düstere Miene. »Sarah wird sterben, nicht wahr?«, sagte sie.
    Ich musste an den Facebook-Eintrag für den 31. Oktober denken.
    Heute sterbe ich.
    »Wenn es uns nicht gelingt, sie zu finden und aufzuhalten«, erwiderte ich betrübt, »dann wird das wohl passieren.«

41
    S arah rührte sich nicht, als die Tür aufging. Sie starrte ins Nichts und ignorierte den Lärm und das Licht. Sie konnte ihn immer noch an ihrem Körper spüren. Sein Geruch nach Schweiß und Zigaretten auf ihrem Hemd, die Kratzer an ihren Oberschenkeln, die er ihr mit seinen rauen Händen zugefügt hatte. Und sie spürte noch immer, wie er auf ihr gelegen und wie er ihr ins Ohr geschnauft hatte, als er in sie eingedrungen war.
    Er betrat den Raum und stand einen Moment lang nur da, um sie zu betrachten. »Du bist genauso wie ich«, sagte er leise.
    Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn voller Verachtung an. »Ich bin überhaupt nicht wie Sie«, widersprach sie.
    »Du hast versucht, mich umzubringen.«
    »Ich hatte keine andere Wahl«, gab sie zurück.
    Leise lachend konterte er: »Die Tür stand offen. Ich hatte sie absichtlich offen gelassen, weil ich wissen wollte, was du tun würdest. Du hättest rausrennen und den Riegel vorschieben können. Dann wäre ich hier gefangen gewesen.«
    »Irgendwo hätte noch jemand auf mich gewartet.«
    »Mag sein, aber hätte der etwa nicht auf dich gewartet, wenn es dir gelungen wäre, mich umzubringen?«, fragte er. »Du bist deinem Hass erlegen, das war deine Schwäche.«
    »Wenn einer seinem Hass erlegen ist, dann sind Sie das«, hielt sie dagegen. »Sie halten mich hier gefangen, Sie tun mir weh. Ich bin nicht wie Sie.«
    Er schüttelte den Kopf. »Du irrst dich, denn du bist mir viel ähnlicher, als du dir vorstellen kannst. Wir sind alle böse, wir sind alle Mörder. Du hattest keine Angst vor den Konsequenzen, und deswegen konntest du mich angreifen, um mich zu töten. Wer würde schon auf die Idee kommen, dir Vorwürfe zu machen, wenn du ein Monster wie mich tötest? Begehe einen Mord ohne Konsequenzen, und du wirst zum Mörder. Zu einem Mörder, wie du es bist, Sarah Goode.«
    »Dann hat eine Vergewaltigung also von Anfang an zu Ihrem Plan gehört?«, fragte sie. Ihre Wut wurde größer, während ihr Tränen in die Augen stiegen. »Na, kommen Sie, erzählen Sie’s mir. Sie sind hier das verdammte Genie, das kriminelle Superhirn. Hatten Sie schon die ganze Zeit über geplant, über mich herzufallen?«
    Er zuckte zusammen, zwar nur ganz minimal, doch Sarah bemerkte es. Sein perfekter Panzer hatte einen Riss davongetragen. Er zog nur ein klein wenig den Kopf ein und wirkte einen Augenblick lang unsicher.
    »Nein, das war nur eine Schwäche, nicht wahr?«, redete sie weiter und wurde immer zorniger. »Sie behaupten, über besondere Einsichten zu verfügen, aber wenn es drauf ankommt, dann sind Sie so wie jeder andere Mann, der eine Frau vögeln will, weil er sich dann besser fühlt; Sie konnten sich einfach nicht beherrschen.«
    Er erwiderte nichts darauf.
    »Und sehen Sie sich doch nur an, mit Ihrer albernen Maske«, redete sie weiter und wurde mit jedem Wort energischer. »Sie behaupten, dass Sie keine Angst vor Konsequenzen haben, trotzdem verstecken Sie sich vor mir, damit ich Sie später nicht beschreiben kann. Oder liegt es daran, dass ich keine Angst mehr vor Ihnen hätte, wenn ich Sie ohne Ihre Maske sehen würde? Sehen Sie so durchschnittlich aus, so gewöhnlich?« Sie stand auf und warf ihre Decke auf den Boden. »Na, dann kommen Sie«, brüllte sie ihn an. »Fallen Sie wieder über mich her und ficken Sie mich, wenn das alles ist, was Sie von mir wollen.« Sie begann, die verbliebenen Knöpfe an ihrem Hemd zu öffnen. »Noch einmal. Jetzt sofort.«
    Er wandte sich ab und ging zur Tür. Sarah folgte ihm, doch bevor sie nach draußen entkommen konnte,

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