Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil White
Vom Netzwerk:
erwiderte, fuhr sie fort: »Weil Sie mehr wissen wollen. Also sind Sie interessiert.«
    Ich lächelte entschuldigend, weil es nicht der geeignete Moment war, um zu widersprechen oder eine Diskussion anzuzetteln. »Ich möchte einfach nur mehr über Sarah in Erfahrung bringen.«
    Mrs Goode legte ihre Zeitung weg. »Nehmen Sie doch Platz, Mr Garrett.«
    Während ich mich in einen Sessel mit hoher Rücklehne setzte, der gleich neben dem Kamin stand, fragte sie: »Was möchten Sie denn wissen?«
    »Ein paar allgemeine Dinge über Sarah«, antwortete ich. »Ihre Interessen. Was sie mag. Was sie nicht mag. Welche Hobbys sie hatte.«
    Sie schaute aus dem Fenster, während sie zu erzählen begann. Ich merkte ihr an, wie schwer es ihr fiel, zu einer Zeit zurückzukehren, in der noch alles ganz normal war. »Sie hatte viele Interessen. Musik, Filme, eigentlich das Übliche. Sie war ein Mädchen wie alle anderen. Sie war unser einziges Kind. Es kann nicht sein, dass sie das getan hat, was alle behaupten.«
    »Welche Art von Musik hörte sie gern?«
    »Oh, irgendwelches Zeugs, von dem ich keine Ahnung hatte«, erwiderte sie. »Als sie jünger war, machte sie so eine Phase durch. Es heißt, dass es immer die klugen Mädchen sind, die so etwas tun. Sie färbte sich die Haare schwarz, umrandete ihre Augen mit schwarzem Eyeliner und trug lange schwarze Kleider. Sie hatte sogar einen Stecker in ihrer Augenbraue.«
    »Gothic?«
    »Ja, ich glaube, so nennen sie sich. Ich habe ihr immer gesagt, sie soll sich nicht verstecken, aber sie wollte einfach schockieren. Ich habe versucht, ihr klarzumachen, dass junge Leute heutzutage niemanden mehr schockieren können, und ich habe nie verstehen können, warum sie ihre hübsche Figur unter diesen schwarzen Gewändern verstecken wollte, aber sie hat es gemacht. Und dann erst einige von den Jungs, die sie mit nach Hause brachte – die hätten Sie sehen sollen!«, fuhr sie kopfschüttelnd fort und begann zu lachen. »Zuerst habe ich einen Schreck bekommen. Lange schwarze Haare, so wie Sarah, dazu klobige schwarze Stiefel und lange schwarze Mäntel. Aber soll ich Ihnen was sagen?«
    Ich sah sie auffordernd an.
    »Das waren unglaublich nette Jungs«, erklärte sie. »Sarah war ihnen wirklich wichtig, und sie waren sensibel und höflich. Und dann dachte ich, wenn ich auf Sarah stolz bin, auch wenn sie sich so schrecklich anzieht, dann müssen deren Eltern wohl auch auf sie stolz sein.«
    »Wann hat Sarah damit aufgehört, sich so zu kleiden?«
    Mrs Goode lachte leise. »Ich glaube, die Phase ging eigentlich nie ganz zu Ende. Sie färbte sich zwar irgendwann nicht mehr die Haare, und sie trug nicht mehr diese schwarzen Klamotten, aber ihre Interessen sind immer die gleichen geblieben.«
    »Was für Interessen waren das?«
    »Sie interessierte sich für unheimliche Dinge. Als sie noch hier lebte, stellte sie überall Kerzen auf, dazu Räuchervasen, Kristalle, eigenartige Symbole, all diese Sachen. Ich glaube, sie hat bestimmt ein Jahr lang nicht die Vorhänge aufgezogen. In ihrem Haus sah es nicht anders aus.« Sie seufzte. »Aber so war sie eben. Das war nur ein harmloses Vergnügen.«
    »Hat sie jemals die Pendle-Hexen erwähnt?«, fragte ich.
    Mrs Goode sah mich überrascht an. »Wieso fragen Sie?«
    »Weil jemand davon gesprochen hat, dass es eine Verbindung zwischen Sarah und den Hexen geben soll.«
    Ein paar Sekunden lang musterte sie mich schweigend, dann stand sie auf. »Kommen Sie«, forderte sie mich auf und ging vor mir her in den Flur, wo sie vor einem großen Bilderrahmen stehen blieb. »Sarah hat mir das vor einigen Jahren geschenkt. Sie fand, es sei interessant.«
    Ich trat vor und betrachtete das Bild. Ganz oben entdeckte ich als Kontur ein vertrautes Symbol, das Gesicht mit dem aufgerissenen Mund, als würde es schreien. Darunter befand sich eine Art Stammbaum, wie ich ihn in Sarahs Haus schon einmal gesehen hatte. Ich betrachtete die Schrift am unteren Rand, die Buchstaben waren sehr klein geschrieben und nur schwer zu entziffern. Aber ich konnte Sarahs Namen ausmachen, und direkt darüber stand der von Mrs Goode.
    »Ihr Stammbaum«, sagte ich, obwohl das offensichtlich war. Ich konnte mir vorstellen, was er enthüllen würde, doch das wollte ich mir lieber von Mrs Goode selbst erzählen lassen.
    »Das ist nicht alles. Fangen Sie oben an, nicht unten.«
    Ich kniff die Augen zusammen, um den Namen in der obersten Zeile zu entziffern. »Anne Whittle?«, fragte ich und spielte den

Weitere Kostenlose Bücher