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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil White
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war. Zuvor hatte sich Geoff nicht so schützend vor seine Familie gestellt; mehr als einmal hatte er Laura betrogen.
    Während ich Jenny ansah, überlegte ich, ob sie Geoff wohl durchschauen würde. Ich sagte mir, dass sie üblicherweise sicher mit Familien zu tun hatte, die mit mehr Problemen zu kämpfen hatten als unsere kleine Truppe. Vielleicht stellte dieser Besuch für sie eine Abwechslung von der täglichen Routine dar. Oder aber es gehörte für sie zur Routine, dass der geschiedene Mann dem neuen Freund seiner Ex das Leben schwer zu machen versuchte.
    Ich beantwortete alle Fragen ehrlich, was unsere Pläne für Bobbys schulische Ausbildung anging, wie unsere Jobs sich mit seiner Betreuung vereinbaren ließen. Ich geriet ins Stottern, als ich nach unseren Hochzeitsplänen befragt wurde, aber Laura sprang ein und erklärte, dass wir uns darüber noch keine Gedanken gemacht hätten.
    Bobby spielte die meiste Zeit über oben in seinem Zimmer, wo er zufrieden vor sich hin plapperte. Jenny fragte, ob sie mit ihm sprechen dürfe. Laura erklärte sich einverstanden, und kaum war die Frau in den ersten Stock verschwunden, flüsterte ich: »Tut mir leid, dass ich mich verspätet habe. Aber ich wurde in der Bibliothek aufgehalten, und dann habe ich noch mit Sarahs Eltern gesprochen. Ich hatte jedes Zeitgefühl verloren.«
    »War die liebe kleine Katie bei dir?«, zischte sie mir zu.
    »Wie meinst du das?«
    »Ich habe Fotos von einer liebevollen Verabschiedung gesehen«, sagte sie.
    »Carson?«, fragte ich wütend.
    »Wahrscheinlich ja, aber darum geht es nicht.«
    »Es ist nichts passiert«, erklärte ich. »Du hast gestern Abend gesehen, wie sie sich benimmt. Das heißt nicht, dass ich darauf auch eingehe.«
    Laura sah mich verbissen an, nach einer Weile fauchte sie: »Tja, auf jeden Fall hättest du hier sein sollen. Erinnerst du dich noch an den ganzen Mist, den du mir erzählt hast? Dass das unser gemeinsamer Kampf ist, nicht nur meiner? Lange vorgehalten hat das ja nicht, oder?«
    »So war es nicht«, protestierte ich.
    »Ach, wirklich? Vielleicht entscheide ich mich ja dafür, nicht mehr zu kämpfen, und dann bin ich weg von hier. Wirst du dann kämpfen?«
    Bevor ich darauf etwas erwidern konnte, kam Jenny nach unten, dicht gefolgt von Bobby. Als er das Wohnzimmer betrat, ging er zielstrebig zu mir und setzte sich neben mich. Jenny entging das nicht. Es hätte nicht besser laufen können.
    Wir beantworteten noch eine Reihe von weiteren Fragen, Laura lächelte wieder, auch wenn ich die gegen mich gerichtete Kälte deutlich spüren konnte. Dann packte Jenny ihre Sachen, Laura brachte sie zur Tür, und Bobby stürmte zurück nach oben, da er mitten im Spiel unterbrochen worden war.
    Als Laura nicht zurückkam, machte ich mich auf die Suche nach ihr und entdeckte sie auf der alten Bank im Garten, die ich vor einer Weile von einem Schrottplatz mitgebracht hatte. Ich hatte sie so aufgestellt, dass wir einen schönen Ausblick aufs Tal hatten, wobei die Mauer davor gerade hoch genug war, damit wir vom Schiefergrau der Stadt dort unten nichts sehen mussten.
    Laura hob den Kopf, als ich zu ihr kam, und ich sah, dass sie geweint hatte. Ich setzte mich zu ihr und nahm ihre Hand in meine.
    »Das war es dann«, sagte sie leise.
    »Was meinst du?«
    »Diese Frau wird über unsere Zukunft entscheiden, und wir können nur dasitzen und abwarten.« Sie schniefte und wischte sich über die Augen. »Weißt du, was das Eigenartigste war?«
    »Nein, was denn?«
    »Zum ersten Mal musste ich jemandem erklären, warum ich hergezogen bin. Nein, das stimmt nicht. Ich musste es nicht erklären, ich musste mich rechtfertigen. Ja, genau. Du wolltest heim in den Norden, du hattest etwas, wohin du zurückkehren konntest. Aber ich bin bloß mitgekommen, ich habe von einem Neubeginn geträumt … all dieser romantische Kram.«
    »Dieses Gespräch klingt gar nicht gut«, sagte ich.
    »Doch, es ist gut«, erwiderte sie.
    »Erzähl.«
    »Ich musste nämlich Jenny erklären, warum ich hierbleiben wollte. Die Felder, die Aussicht, der Job. Sogar die Menschen. Ich habe London geliebt, und ich liebe London noch immer. Dennoch ist es schön, aus London raus zu sein. Ich bin hier ein bisschen zur Ruhe gekommen, und das ist gut. Zum ersten Mal, seit ich hier bin, musste ich einen anderen Menschen davon überzeugen, dass es nicht nur für mich gut ist, hier zu leben, sondern dass es auch für Bobby gut ist.«
    Ich küsste sie auf die Wange, sie hakte sich

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