Hexenblut
Kunstgewerbegruppe?«, fragte er.
Sie machte eine überraschte Miene, und Rod bemerkte, dass ihre Hände leicht zitterten.
»Ich weiß, dass Sie zur gleichen Kunstgewerbegruppe wie Isla gehören«, redete er auf sie ein, doch Abigail gab keine Antwort. »Hat irgendjemand einen Grund, Ihnen etwas anzutun?«
Rod sah sie abwartend an, aber sie schwieg, und schließlich fragte er: »Was bedeutete das Pentagramm aus Salz auf dem Fußboden letztes Mal? Und was ist mit den Zweigen über den Türen?«
Sie schüttelte beharrlich den Kopf.
Daraufhin stöhnte Rod frustriert auf, da ihm klar war, dass er von ihr keine Antworten bekommen würde. Er erhob sich von seinem Sessel und reichte ihr die Hand. »Passen Sie gut auf sich auf, Miss Hobbs.« Dabei drehte er sich weg, als wolle er gehen.
Abigail hielt seine Hand fest. »Trinken Sie erst Ihren Tee aus.«
Rod blickte in die Tasse und betrachtete die schwarzen Blätter, die im Tee trieben. Unschlüssig stand er da, dann nahm er die Tasse und trank sie aus, woraufhin Abigail sagte: »Lassen Sie die Blätter kreisen.«
Ratlos sah er sie an.
»Die Blätter in der Tasse«, erklärte sie. »Lassen Sie sie dreimal kreisen und stellen Sie die Tasse dann umgekehrt auf die Untertasse.«
Er befolgte ihre Anweisungen und schaute zu, wie sie nach der Tasse griff, sich konzentrierte und die Tasse dann wieder umdrehte, um sie sich vors Gesicht zu halten. Dabei wanderte ihr Blick vom Rand weg weiter und weiter und weiter nach innen.
»Sehen Sie das?«, fragte sie nach einer Weile und hielt ihm die Tasse hin.
Er beugte sich vor, konnte aber nur Teeblätter sehen, die in der Tasse verteilt auf dem Porzellan klebten.
»Nahe dem Griff«, fuhr sie fort. »Sehen Sie die Blätter, die die Form eines Hammers aufweisen?«
Zwar sah er eigentlich nichts, dennoch nickte er aus purer Höflichkeit.
»Das bedeutet, Sie werden für Ihre harte Arbeit belohnt werden«, erläuterte sie und lächelte ihn an.
Rod nickte bedächtig. »Danke«, sagte er, obwohl er nicht so recht wusste, wofür er sich bedankte.
44
I ch fuhr zu schnell, aber ich wusste, ich war spät dran. Mein Triumph Stag schlitterte um die Ecken und durch die Kurven. Zwischendurch warf ich einen Blick auf meine Armbanduhr. Die Sozialarbeiterin wollte um drei Uhr vorbeikommen, und inzwischen war es bereits Viertel nach drei. Unser Cottage war nicht so leicht zu finden, da es etwas abseits von einer stillen Straße in den Hügeln rings um Turners Fold lag. Mit ein wenig Glück hatte unser Besuch sich verfahren und war noch auf der Suche nach der richtigen Adresse.
Als ich um die Ecke gefahren kam, entdeckte ich Lauras Wagen auf der kleinen Kiesfläche vor dem Haus. Davor parkte noch ein weiterer, fremder Wagen. Ich verfluchte mich innerlich und stürmte ins Haus. Laura sah mich hereinkommen und lächelte, aber ich erkannte sofort, dass es ein aufgesetztes Lächeln war.
»Tut mir leid, dass ich mich verspätet habe, ich wurde leider bei der Arbeit aufgehalten.« Ich gab mir Mühe, mein Bedauern zu zeigen, und ich ließ es so klingen, als ob mir die Hände gebunden gewesen wären und ich einfach nicht früher hatte heimkommen können. Laura dagegen wusste ganz genau, dass ich abgelenkt gewesen war und den Termin schlichtweg verschlafen hatte.
Die Frau, die neben Laura auf dem Sofa saß, stand auf und schüttelte meine Hand. »Sie müssen Jack sein«, sagte sie. »Ich bin Jenny.«
Ich versuchte, sie einzuschätzen, da mir klar war, dass sie das Gleiche in diesem Moment mit mir machte. Sie sah exakt so aus, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Cordhose, Blazer, Kurzhaarfrisur. Keine Ringe an den Fingern. Aus ihrem ernsten Blick schloss ich, dass sie selbst keine Kinder hatte. Menschen mit Kindern neigten dazu, nachsichtiger zu sein.
»Ich war selbst etwas zu früh hier, tut mir leid«, erklärte sie.
Um uns dabei zu ertappen, wie wir wirklich sind, nicht, wie wir uns ihr präsentieren wollen, dachte ich.
Sie lächelte mich an und nahm wieder Platz.
Der Rest des Gesprächs verging wie im Flug. Viel Gerede über unsere Pläne, über unsere Pläne für Bobby, über den Kontakt zu seinem Vater, über die Schule. Alle Bereiche unseres Lebens mussten wir vor dieser wildfremden Frau offenlegen, nur damit sie eine Empfehlung aussprechen konnte, was mit Lauras Kind geschehen sollte. Dabei hatte Laura längst entschieden, dass er bei uns am besten aufgehoben war.
Geoff wollte ihr ihn nur streitig machen, weil ich in ihr Leben getreten
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