Hexenblut
Cottages, das weite Land. Mein Mund war wie ausgedörrt, mein Magen verkrampfte sich vor Nervosität.
Als ich mich gegen meinen Wagen lehnte, wollte ich nur noch so schnell wie möglich von hier verschwinden, doch nach einer Weile begann ich zu lächeln. Ich war Reporter, und ich schrieb über das, was sich ereignete. Und ich wusste, wenn sich hier etwas ereignete, würde das die Story nur noch interessanter machen.
50
J oe! Joe!«
Als Joe Kinsella sich zu ihr umdrehte, ging Laura etwas langsamer, um ihn einzuholen.
»Laura McGanity«, erwiderte er lächelnd. »Was veranlasst dich dazu, so zu brüllen?«
Sie grinste ihn verlegen an. »Tut mir leid. Ich wollte dich nur schnell auf den neuesten Stand bringen.«
»In welcher Angelegenheit?«
»Jacks Recherchen«, sagte sie. »Er scheint darauf versessen, euch auf dem Laufenden zu halten.«
»Er ist wirklich ein sehr nachsichtiger Mann«, meinte Joe amüsiert. »Komm mit, ich wollte gerade einen Spaziergang machen.«
»Wohin?«
»Nur nach draußen, um in Ruhe nachdenken zu können.« Er öffnete die Tür, und Laura musste blinzeln, als sie draußen beide von der hellen Oktobersonne empfangen wurden. Auf dem Weg über das Kopfsteinpflaster, das sie vom Polizeigelände in den Schatten der angrenzenden Straße führte, wandte er sich an sie. »Dann erzähl mir, was du weißt.«
Laura knöpfte ihr Jackett zu, da ihr kalt war. »Die Pendle-Hexen«, sagte sie. »Hast du mal von ihnen gehört?«
Er schaute sie verdutzt an. »Das ist eine seltsame Art, um deine Ausführungen zu beginnen.«
»Es ist ja auch eine seltsame Geschichte«, gab sie zurück. »Sie hat mit der Herkunft der Briefe zu tun.«
Joe blieb stehen und sah sie ernst an. »Red weiter«, bat er sie ruhig.
»Es handelt sich um Auszüge aus den Niederschriften zu den Hexenprozessen«, erklärte sie. »Sie sind leicht umformuliert, aber eindeutig daraus entnommen.«
»Aber wieso?«
»Sarah stammt von einer der Hexen ab.«
Er begann zu lächeln. »Das macht das Ganze allerdings interessant.«
»Meinst du, es könnte etwas bedeuten?«
»Ich weiß nicht«, sagte er kopfschüttelnd. »Wir fanden von Anfang an, dass diese Briefe sehr eigenartig formuliert waren, trotzdem sind wir nicht auf diese Idee gekommen. Wird Jack damit bereits an die Öffentlichkeit gehen?«
»Keine Ahnung«, antwortete Laura. »Ich vermute, seiner Story fehlt momentan noch der Abschluss, aber ich weiß, er wird die Existenz der Briefe noch nicht publik machen. Seid ihr in Bezug auf den Facebook-Eintrag weitergekommen?«
Er verzog den Mund. »Nicht besonders. Man konnte uns nur sagen, dass jemand ihre Angaben zum Einloggen benötigt, um so etwas zu posten, aber das wussten wir auch so. Wir können nur hoffen, dass an der Ankündigung nichts dran ist.«
Laura erwiderte nichts darauf, und so gingen sie eine Weile schweigend weiter, während sie den Leuten auswichen, die um diese Zeit bereits ihre Einkäufe erledigten. Ihr fiel auf, dass sie einen weiten Bogen liefen, der sie zum Präsidium zurückführte.
»Machst du das oft?«, fragte sie.
»Was?«, gab er zurück, als hätte sie ihn aus seinen Gedanken gerissen.
»Diese Spaziergänge.«
»Es hilft mir, wenn ich unter Leute komme. Wir werden hier und da eingesetzt, aber wir bekommen nie ein Gefühl für die Orte, obwohl das nötig wäre. Wie können wir einen Todesfall in einer Stadt untersuchen, wenn wir die Menschen in dieser Stadt nicht verstehen?«
»Du hast früher in Blackley gelebt«, hielt Laura dagegen. »Du solltest die Stadt kennen.«
Joe schüttelte den Kopf. »Das ist schon einige Jahre her. Die Stadt hat sich verändert, und das nicht zum Guten. Es kommt mir so vor, als hätten noch mehr Leute jegliche Hoffnung verloren. Trotzdem hilft mir so ein Spaziergang, ein Gefühl für die Stadt zu bekommen, es hilft mir, sie kennenzulernen und zu verstehen. Und was ist mit dir? Was hat dich hierher in den Norden verschlagen?«
»Die Liebe«, gestand sie ihm und errötete. »Ich bin meinem Herzen gefolgt.«
»Das war eine gute Entscheidung.«
Sie sah ihn verständnislos an. »Wie meinst du das?«
»Dein Herz sagt dir, was du wirklich willst«, erwiderte Joe. »Dein Verstand sagt dir, warum du es nicht bekommen kannst. Aber wenn du es kannst, solltest du immer auf dein Herz hören.« Er musterte sie interessiert. »Was sagt dir dein Herz im Moment?«
»Im Moment ist es ziemlich durcheinander.« Sie wunderte sich, wieso sie ihm das einfach so anvertraute.
»Um
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