Hexenbrand
nicht aufgefangen, wäre sie zu Boden gefallen.
»So nicht, Jane Collins, so nicht. Ich bin immer noch besser als du. Viel besser.«
»Meinetwegen.«
»Schön.« Justine schüttelte die Detektivin durch. »Wer hat dich angerufen?«
»Habe ich vergessen.«
»War es Sinclair?«, brüllte die Cavallo.
»Kann sein.«
Die Antwort gefiel ihr nicht. Erneut schlug sie zu, und diesmal traf sie Janes Leib.
Dem hatte Jane nichts entgegenzusetzen. Sie gab einen röchelnden Laut von sich, dann sackte sie in die Knie und hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen.
Die Blutsaugerin zerrte Jane wieder hoch. »So, und jetzt kommst du mit mir. Man wartet auf uns.«
Beide eilten auf den Ausgang zu. Janes Schuhe rutschten über den Boden, sie fand von sich aus keinen Halt. Aber die Cavallo schaffte es, sie nach draußen zu zerren.
Dort hatten sie es nicht weit bis zu einem Auto, das in der Nähe parkte.
Justine öffnete die Tür. Mit der anderen Hand hielt sie ihre Beute fest, die sie dann in den Wagen schleuderte. Jane landete auf dem Rücksitz und hörte die Drohung.
»Wenn du Ärger machst, hast du schneller dein Blut verloren, als du denken kannst.«
»Verstanden«, flüsterte Jane, die genau wusste, dass die Cavallo nicht nur drohte …
***
Den Namen der Boutique hatte mir Jane noch zuflüstern können, dann war die Verbindung unterbrochen gewesen, aber ich wusste genau, dass das alles kein Spaß war. Jane befand sich in großen Schwierigkeiten, und wir würden schnell sein müssen. Ob wir es wirklich schafften, die Detektivin rechtzeitig aufzuspüren, das stand in den Sternen. Zuerst mal mussten wir wissen, wohin uns der Weg führte.
Dabei hoffte ich auf die Hilfe von Glenda Perkins. Möglicherweise war ihr der Name der Boutique bekannt, bei Frauen sollte so etwas ja vorkommen, und ich war froh, als sich Glenda meldete.
»Ich bin es und bitte hör zu!«
Glenda kannte mich lange genug. Sie wusste genau, dass dieser Tonfall bei mir nicht so oft vorkam. Wenn aber doch, dann war es dringend, das wusste Glenda.
Sie hörte den Namen der Boutique. Ich wollte wissen, ob sie den Laden kannte.
»Nein, nie gehört.«
»Bitte, dann schau nach, ob du ihn findest. Du hast da mehr Routine als wir.«
»Mach ich.«
»Ich bleibe am Telefon.«
»Gut.«
Die Wartezeit würde lang werden, das wusste ich. Oder gefühlt lang. Auch wir hätten über unsere Handys ins Internet gehen können, aber Glenda war da fixer. Wir konnten uns nur die Daumen drücken, dass sie mit ihrer Sucherei Glück hatte.
Dann meldete sie sich.
»John, bist du noch dran?«
»Klar.«
»Ich habe die Boutique gefunden.«
»Tatsächlich?«
»Ja.«
»Und wo?«
»In Soho.«
»Weißt du mehr?«
»Klar.«
Sie nannte mir die genaue Anschrift. Und da fiel uns schon der erste Stein vom Herzen. Vielleicht war da noch was zu machen. Jedenfalls mussten wir so schnell wie möglich hin, und wir bedankten uns bei Glenda.
Sie wollte noch etwas wissen, aber dafür hatte ich keine Zeit mehr und vertröstete sie auf später.
Ab jetzt hätte ich gern fliegen können. Da das nicht möglich war, mussten wir uns auf den Rover und auf Sukos Fahrkünste verlassen, um so schnell wie möglich das Ziel zu erreichen …
***
Und wir erreichten es.
Es hatte an Sukos Fahrkünsten, an der Sirene und dem Blaulicht auf dem Dach gelegen. Und auch an Londons Autofahrern, die uns oft genug Platz gemacht hatten.
Der Laden lag in einer sehr engen Straße, wie sie typisch für Soho war. Wir hatten unsere Probleme, überhaupt mit dem Wagen durchzukommen, weil an den Seiten Autos geparkt waren.
Ich sah schon die Beleuchtung der Boutique, während Suko noch nach einem Parkplatz Ausschau hielt. Wir fanden keinen, und so stellten wir den Rover auf dem Gehsteig ab.
Wir stiegen aus. Der Laden befand sich in Sichtweite. Wir mussten nur einige Schritte laufen, um ihn zu erreichen.
Es gab ein Schaufenster und einen Eingangsbereich, wo sich auch die Tür befand, die natürlich verschlossen war.
Aber ab der oberen Hälfte war das Glas durchsichtig, sodass wir in den Laden schauen konnten.
Das Geschäft war leer. Aber es brannte Licht. Es fiel aus Strahlern in den Laden, erreichte nicht nur die Regale, sondern auch den Boden, der glänzte, als wäre er von einer dünnen Schicht Eis bedeckt.
Ich schaute Suko an. Zu sagen brauchte ich nichts. Wenn sich jemand mit verschlossenen Türen auskannte, dann war er es. Das Schloss sah allerdings recht einbruchsicher aus, und als ich Sukos
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