Hexenbrand
Hammerschlag erwischte, sodass ich nach hinten taumelte und gegen das Regal mit den Klamotten prallte.
Der Vorhang aber sank zu Boden, und vor uns sahen wir eine Frau mit blutiger Kehle und zwei Vampirzähnen, die auf der Jagd nach Menschenblut waren …
***
Ich stand in ihrem Sichtbereich.
Es begann mit einem gellenden Schrei, dann warf sie sich vor und rannte auf mich zu, um mir an die Kehle zu gehen. Fast wäre sie auf der Blutlache ausgerutscht, aber sie geriet nur leicht ins Taumeln und konnte sich wieder fangen.
Ich war schneller.
Mein rechtes Bein flog der Angreiferin entgegen. Ich traf sie in Höhe der Brust, und mein Tritt schleuderte sie wieder zurück. Sie riss beide Arme hoch, schrie auf und fauchte zugleich.
Sie drehte sich vor mir im Kreis. Das Blut aus ihren beiden Halswunden war auch in ihre Kleidung gesickert.
Blut, sie wollte Blut haben. Zuckend bewegte sie ihre Lippen. Die beiden Vampirzähne waren gut zu erkennen.
Sie stierte mich an. Suko stand seitlich. Er hatte seine Beretta gezogen und die Mündung auf die Frau gerichtet.
»Nicht schießen!«, sagte ich.
»Ist schon okay.«
Ich ging davon aus, dass sie einiges wusste, das für uns interessant sein konnte. Und das wollte ich wissen.
Die Pistole schockte sie nicht. Doch ich besaß etwas anderes, das dafür sorgen konnte. Es war mein Kreuz, und als ich das in der Hand hielt und ihr zeigte, zuckte sie keuchend zurück.
»Du hast Angst, wie?«
Sie bewegte ihren Mund, ohne etwas zu sagen.
»Du willst Blut, wie?«
Da fingen ihre Augen an zu leuchten, und sie nickte.
»Und ich will etwas von dir wissen.« Nach diesem Satz brachte ich ihr das Kreuz näher. Sie schrie auf, wollte zurück und wäre fast mit dem Vorhang zurück in die Kabine gestürzt.
Sie krallte sich am Stoff fest und schwang dabei leicht hin und her. Aber sie schaute mich nicht mehr an.
Ich hatte das Kreuz nicht wieder weggesteckt und blieb hinter ihr stehen. Sie sollte ruhig seine Nähe spüren.
»Was ist passiert?«
»Ich bin noch hier.«
»Ja, aber wer hat dein Blut getrunken?«
»Die Blonde. Sie kam, und dann ging alles sehr schnell. Jetzt geht es mir fast gut.«
»Du willst Blut?«
»Ja.«
Ich sprach weiter: »Es waren doch zwei Personen hier. Hättest du nicht auch das Blut von der anderen trinken können?«
»Die habe ich nicht gesehen.«
»Aber jetzt sind beide weg.«
»Ja.«
»Und wo sind sie hin?«
Sie schielte wieder auf das Kreuz und dann auf mich. Dabei bewegte sie ihren Mund und flüsterte: »Ich weiß es nicht, sie sind weg. Ich bin allein.«
»Wo sind sie hin?«, wiederholte ich meine Frage.
»Ich weiß es nicht.«
»Aber du weißt, wo sie sein könnten?«
Sie sagte nichts mehr, schüttelte den Kopf und gab einen jaulenden Laut von sich. Wahrscheinlich litt sie unter dem Anblick des Kreuzes. Sie wollte weg. Zudem brauchte sie Blut, und ich rechnete jeden Augenblick mit einem Angriff.
»Denk genau nach. Hast du gar keine Idee?«
»Nein.«
»Sind sie in ein Auto gestiegen?«
»Das habe ich nicht gesehen. Ich weiß nichts, einfach gar nichts, das ist so …«
Schluss, Ende – es war einfach zu viel für sie. Plötzlich war sie nicht mehr zu halten. Es war ihr egal, was mit ihr passierte, denn jetzt griff sie mich voll an.
Sie rannte auf mich zu – und genau hinein in mein Kreuz, dem sie nicht ausweichen konnte. Es war wie ein Stoppsignal. Normalerweise wäre sie gegen mich gefallen und hätte mich zu Boden geschleudert, doch das geschah nicht, denn sie schaffte es, ihren Körper zurückzuwerfen und sich so auf den Beinen zu halten.
Was dann passierte, hatte mit einer normalen menschlichen Reaktion nichts mehr zu tun. Sie stürzte nicht zu Boden, sie hielt sich noch auf den Beinen, aber sie rannte jetzt unkontrolliert durch den Laden, wobei genau zu sehen war, was das Kreuz bei ihr angerichtet hatte.
Es hatte sie gezeichnet, denn sie hatte es abwehren wollen, hatte mit der rechten Hand das Metall berührt, dann war sie nach vorn gegen das Kreuz geworfen worden, sodass es sie zusätzlich noch im Gesicht gestreift hatte.
Es war ihre Vernichtung, die etappenweise ablief.
Noch hielt sich Harriet auf den Beinen. Nur ging sie nicht mehr normal. Sie torkelte durch den Laden, dabei keuchte sie und schlug wild um sich.
Wir schauten zu. Es tat uns auch leid, aber es gab nun mal keine andere Möglichkeit, sie musste vernichtet werden. Sie würde nie mehr zurück ins normale menschliche Dasein finden. Das war leider so.
Dann blieb sie
Weitere Kostenlose Bücher