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Hexenerbe

Hexenerbe

Titel: Hexenerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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Fahrradfahrer bremste scharf und begann, ihn auf Persisch zu beschimpfen.
    Philippe machte eine kreisförmige Handbewegung aus dem Handgelenk und erschuf damit eine schützende Blase um sich, während er durch den fließenden Verkehr rannte. Autos bremsten abrupt, der Mann auf dem Fahrrad wurde langsamer und kippte um - er schaffte es gerade noch, sich mit einem Bein abzufangen. Philippe sah all das und wusste, dass er eine Dummheit beging. Er und seine Zirkelbrüder konnten sich zwar so verbergen, dass sie nicht aufzuspüren waren, doch die Auswirkungen seines Zaubers waren für aller Augen sichtbar - auch die der wachsamen Bussarde, die nun in Formation auf ihn herabstießen.
    Jetzt habe ich es geschafft, dachte er. Sie waren höchstens noch zehn Meter über ihm. Er sah ihre glitzernden Augen, das Blitzen ihrer Krallen und konnte mit seinem magischen Sinn das Klappern ihrer Schnäbel hören.
    Dann bremsten sie plötzlich ab und zischten über ihn hinweg, genau wie bei der Hexe, die Nicole so ähnlich sah. Sie machten kehrt, kreischten vor Frustration und flogen schließlich in die Gegenrichtung davon.
    Als er auf der anderen Straßenseite einen Fuß auf den Bürgersteig setzte, sah er rechts von sich, in einer schmalen Gasse, ein blaues Licht aufblitzen. Er rannte darauf zu.
    Sie war nicht da.
    Doch eine frische Lilie lag auf dem alten Straßenpflaster. Er hob sie auf, blickte nach links, nach rechts ... und sah keine Hexe.
    Als die anderen ihn einholten, untersuchte er die Blume und sog ihren Duft ein. »Sie ist eine Freundin«, sagte er laut und hielt die Blume hoch. »Und sie schwebt in Gefahr.«
    Astarte starrte ihn mit ihren großen, gelben Augen an und miaute kläglich.
    Jer: Avalon, im Dezember
    Zum dritten Mal an diesem Tag begann Jeraud Deveraux die Steine zu zählen, aus denen die Wände seines Gefängnisses bestanden. Er dachte an sein früheres Leben, zu Hause in Seattle, als er hatte gehen können, wohin er wollte - treffen, wen er mochte, tun, was ihm beliebte. Du meine Güte, wie klein mein Leben geworden ist.
    Er wusste nicht, wie lange er schon auf der Insel war. Er hatte auch noch nicht mehr davon gesehen als seinen winzigen Teil, der aus einem zellenartigen Raum mit einer kleinen Tür bestand. Sie führte zu einem schmalen Pfad, der kaum zwei Meter weiter an einem einsamen Felsen auf einer steilen Klippe endete. Weder der kurze Pfad noch die Klippe boten ihm eine Hoffnung zu entkommen. Er konnte keine senkrechte Felswand hinabklettern.
    In seiner Zelle gab es nur diese eine Tür, doch er war der Einzige, der sie benutzte. Die anderen, die sein Gefängnis betraten, kamen und gingen einfach durch die Wand, durch eine Art Portal, das er bisher nicht hatte finden, geschweige denn öffnen können. Tagelang hatte er nach einem anderen Ausweg aus diesem Raum gesucht und weitere Tage damit verbracht, die Klippe nach einer Möglichkeit zur Flucht zu erkunden. Schließlich hatte er aufgegeben.
    Er nutzte seine Zeit klüger, indem er sich bemühte, seinen Körper und seinen Geist zu heilen und Informationen von dem Mädchen zu sammeln, das ihm sein Essen brachte. Was die Heilung anging, machte er leider keine großen Fortschritte. Sein Körper war immer noch entstellt, und er fürchtete, dass er kaum noch menschlich aussah. Seinem Geist ging es nicht viel besser. Jede Nacht träumte er von Holly, er wollte und hasste sie. Er rang mit sich selbst, hielt sich davon ab, nach ihr zu rufen, bis er vor Qual fiebrig wurde, und dann begann die wahre Folter. Jede Nacht durchlebte er im Traum von Neuem den Abend im Theatersaal der Schule, als sein Vater und sein Bruder das Schwarze Feuer beschworen und Holly ihn darin dem Tod überlassen hatte.
    Immerhin war es ihm gelungen, einiges an Informationen zu erhalten. Er wusste, dass er auf der mystischen Insel Avalon gefangen gehalten wurde. Er hatte auch herausgefunden, dass die Insel die Heimat von Sir William, dem Anführer des Obersten Zirkels, und seinem Sohn James war. Er hatte mit Hilfe aller möglichen Mittel, von astrologischen bis hin zu magischen, sogar schon fast die genaue Lage der Insel bestimmt. Wenn er sich nicht geirrt hatte, was die Sterne betraf, lag die Insel in der Keltischen See zwischen Irland und Großbritannien. Falls er sich irrte, konnte er ebenso gut hinter dem Mond sein.
    Die Haut in seinem Nacken kribbelte. Das war eine ausgesprochen unangenehme Reaktion, die er inzwischen mit Angehörigen des Hauses Moore verband.
    Sekunden später hörte er

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