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Hexenerbe

Hexenerbe

Titel: Hexenerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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um sie zu holen. Er kam aus der Finsternis, um sie in die Finsternis zu tragen.
    Um meinen Geist in Stücke zu reißen und meine Seele in die Hölle zu schleudern ...
    Jean ... non, ah, Jean ... hab Erbarmen mit mir.
    Holly spürte Isabeaus Verwirrung, ihre Sehnsucht und Angst. Jean de Deveraux war Isabeau de Cahors' einzige, wahre Liebe - und ihr einziger, größter Hass. Sie hatte geschworen, ihn zu töten, es jedoch nicht getan, und deshalb war sie an diese Welt gebunden. Sie war selbst umgekommen, und er hatte ihr diesen zweifachen Verrat nie verziehen - weder das Massaker an ihrer Familie noch ihren eigenen Tod.
    Er kam immer näher mit diesem seltsamen, schwebenden Gang. Er war groß und dunkelhaarig mit tiefliegenden Augen und grimmig wirkenden Augenbrauen. Sein Gesicht trug einen so wilden Ausdruck, dass Holly nicht wusste, was sie darin lesen sollte. Wut? Freude?
    Unter dem dumpfen Donnern ihres Herzschlags näherte er sich ihr. Im Lichtschein ihres eigenen Strahlens wurden seine Züge deutlicher, und sie öffnete überrascht den Mund. Das war kein Fremder - das war Jer Deveraux.
    Jer! Ich bin hier!
    Der Gesichtsausdruck des Mannes änderte sich, er wirkte völlig verwirrt. Dann schüttelte er den Kopf - sein Haar trieb wie durch Wasser träge hin und her, seine Augen fingen das Licht ein und blitzten. Seine Stimme rollte auf sie zu wie in einer Kristallkugel:
    Holly, nein! Nimm keinen Kontakt zu mir auf! Sie werden dich finden!
    In Hollys Kopf schrie Isabeau: »Jean!«
    Holly, die sich ihrer selbst noch immer als Licht bewusst war, bewegte sich auf Jer zu. Sein Gesicht nahm plötzlich einen leicht boshaften Ausdruck an, und er raunte: »Isabeau, ma femme.«
    Das war wieder Jean.
    »Ich habe dich nicht getötet, ich war es nicht«, flehte Isabeau. »Je t'en prie ...«
    Jean riss dem Bussard die Haube vom Kopf, hob den rechten Ellbogen und warf den mächtigen Vogel in die Luft. Das Geschöpf erhob sich in die Dunkelheit und flog auf Holly zu. Sein scharfer Schnabel zielte auf ihr Gesicht, und es starrte ihr boshaft direkt in die Augen.
    Holly schrie auf vor Verzweiflung.
    Der Vogel schoss auf sie zu.
    Sie versuchte zurückzuweichen, sich überhaupt in irgendeine Richtung zu bewegen, doch es ging nicht.
    Hinter dem Vogel rief Jer - nicht Jean - Deveraux: »Nein!«
    Und in diesem Augenblick erwachte Holly.
    Sie riss die Augen auf. Der große Mann stand mit dem Rücken zu ihr und bekämpfte zwei der riesigen Dämonen mit magischen Blitzen, während ein älterer Mann neben ihm ein großes Kreuz in die Höhe hielt. Schnee wirbelte herab und verbarg die beiden Männer gleich darauf vor Hollys Blick. Alles war nur noch vage, weißer Schnee, befleckt mit schleimigen grünen Schlieren und etwas, das aussah wie menschliches Blut.
    »Ganz ruhig«, sagte eine Stimme. Sie erkannte Joels Akzent. Was tat er denn hier? »Ich heile dich.«
    »Jer«, flüsterte sie.
    Dann wurde alles schwarz.
    »Oh Gott!«, schrie Kari, während sie und Silvana versuchten, den angreifenden Dämon abzuwehren. Er kam direkt auf sie zu, und ihre vereinten Zauber hatten ihn bisher nicht aufhalten können. Ein Morgenstern, eine schwere Metallkugel mit langen Spitzen daran, wirbelte über seinem Kopf herum.
    Die schwärzlich violette Haut des Dämons dampfte im Schnee, und sein Atem stank nach Tod. Aus seinen glühenden Augen züngelten kleine Flammen, und als er den Mund öffnete, quoll Asche hervor.
    Kari kreischte und wirbelte herum, um zu fliehen. Neben ihr blieb Silvana tapfer stehen und murmelte einen der Schutzzauber, die Holly und Amanda ihnen während des vergangenen Sommers beigebracht hatten, doch sie hatte solche Angst, dass sie immer wieder die Worte vergaß. Silvanas Tante Cecile hatte sie in der Tradition des Voodoo unterwiesen, nicht in der schwarzen und weißen Magie, und magische Kämpfe waren noch ganz neu für sie.
    »Kari, lauf nicht weg! Sonst erwischt er dich!«, rief Silvana und erkannte dann, dass sie damit ihren eigenen Schutzzauber unterbrochen hatte.
    Kari rannte davon und floh schreiend in die entgegengesetzte Richtung. Der Dämon brüllte auf und hieb mit dem Morgenstern nach ihr. Die eiserne Kugel verfehlte Kari, und sie lief unversehrt weiter.
    Silvana stieß laut hervor: »Construo murum!«, und zu ihrer Erleichterung - und ihrem Erstaunen - bildete sich zwischen ihr und der spitzenbewehrten Kugel eine Barriere aus schimmernder blauer Energie. Beim nächsten Schlag krachte der Morgenstern in diese Wand und blieb

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