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Hexenerbe

Hexenerbe

Titel: Hexenerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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messerscharfe Zähne in ihrem Knie.
    Holly schrie vor Schmerz, doch sie schaffte es, noch einen Energieblitz zu beschwören. Sie ließ ihn auf den Dämon herabsausen und zerfetzte ihn damit. Sie beschwor weitere Blitze und schoss sie rasch nacheinander ab, ohne zu zielen, denn sie musste den größeren Dämon aufhalten, der immer noch auf sie zuwankte. Das Schwert leuchtete nicht mehr, so als hätte sich seine magische Kraft entladen, aber die Klinge sah immer noch tödlich aus.
    »Göttin, wende mein Geschick, verbanne sie aus meinem Blick«, murmelte sie. Dann schaute sie auf und erwartete, die Dämonen verschwinden zu sehen. Stattdessen rückten diese weiter vor, doch ihr verschwamm alles vor Augen, bis sie kaum noch etwas erkennen konnte. »Nein!«, schluchzte sie, beinahe überwältigt von hilfloser Frustration. »Göttin, lass mich wieder sehen und dieses Biest zugrunde gehen.« Ihr Augenlicht kehrte teilweise zurück, doch wegen der tiefen Bisswunde verlor sie inzwischen fast das Bewusstsein. Ich bin die stärkste lebende Hexe der Welt, dachte sie, aber ich weiß meine Macht nicht einmal zu nutzen, um mich selbst zu retten.
    Plötzlich erstarrte der Dämon, riss die Hände hoch und brüllte vor Qual. Langsam kippte er vornüber ... direkt auf Holly herab. Ihre Finger zuckten, und sie flüsterte: »Desine!« Wieder verschwamm ihre Sicht, und graue Flecken tanzten vor ihren Augen. Ich schaffe es nicht ... Göttin, ich fordere deinen Schutz!
    Das Ungeheuer erstarrte mitten im Sturz. Mit einem Fingerschnippen schleuderte Holly es zur Seite, wo es auf dem Boden zusammenbrach. Hinter ihm kam der große, dunkelhaarige Mann aus ihrer Vision zum Vorschein. Sie wusste nicht, ob ihre oder seine Magie den Dämon erledigt hatte.
    »Vorsicht«, krächzte Holly, als ein weiterer Dämon hinter ihm auftauchte.
    Er wirbelte herum und beschrieb mit beiden Händen Kreise in der Luft. Der Dämon taumelte zurück und griff dann erneut an. Das Biest schob die Hand in seine Rüstung und holte ein Kurzschwert hervor, das vor Magischer Kraft glühte und knisterte.
    Holly schleuderte einen Feuerball auf das Schwert, und die Waffe loderte auf. Erschrocken ließ der Dämon sie fallen. Dann hieb er mit einer Klauenhand nach dem Mann, und Holly hob die Hand, um dem Fremden erneut zu Hilfe zu kommen.
    Doch jetzt stürzten sich noch mehr der kleinen Dämonen auf sie und warfen sie auf den Rücken. Sie begannen zu beißen ...
    »Non, ich werde heute nicht sterben!«, schrie eine Stimme in Hollys Kopf. Das war Isabeau. Lateinische und französische Worte hallten durch Hollys Geist, während ihre Ahnfrau einen Zauber nach dem anderen sprach. Die Dämonen hielten sie fest, schnappten mit den scharfen Zähnen nach ihr, begannen an ihr zu nagen ...
    »Non!«, protestierte Isabeau. »Lebe, Mädchen, du musst überleben!«
    Von irgendwo tief in ihrem Innern reiste Holly zu einem Ort ohne Panik und Schmerz. Alles um sie herum war schwarz und eisig, doch sie selbst strahlte. Es war, als sei ihr Bewusstsein zu einer Art leuchtender Erscheinung geworden. Es flackerte, und dann, als hätten geisterhafte Lippen sacht auf ein kleines Flämmchen geblasen, wurde es heller.
    »Sprich diesen Zauber. Ich lehre dich die Worte. Écoute ...«, drängte Isabeau.
    Holly hörte aufmerksam zu, doch die Worte entglitten ihr, ehe sie sie richtig verstehen konnte. Sie glichen schillernden Seifenblasen, die sacht davontrieben und zerplatzten, wenn sie versuchte, im Geiste danach zu greifen. Sie war frustriert und gab sich noch mehr Mühe. Die Zeit verging. Allmählich wurde sie träge, und sie erkannte, dass in dem schwarzen Eis um sie herum eine Art kalter Trost lag. Es war friedlich hier, es gab keine Angst ...
    »Non! Du wirst nicht sterben!«, schrie Isabeau sie an.
    Aber ich sterbe doch schon, dachte Holly. Und es ist nicht schlimm. Es ist besser, als ständig davonzulaufen und sich zu fürchten ...
    Ein Mann lief mit ausgestreckten Armen auf sie zu. Sein Gewand war grün wie Efeu und rot wie Stechpalmenbeeren. Auf seinem rechten Arm saß ein prächtiger Bussard mit Haube und Glöckchen am Geschüh. In der linken hielt er ein Schwert.
    Ihr Herz schlug wie ein Echo seiner Schritte, die behäbig wirkten. Jeder Fuß hob und senkte sich langsam wieder, als schwebe er über die endlose Landschaft. »Das ist mein Jean. So kommt er also«, sagte Isabeau zu ihr, »über unermessliche Zeiten hinweg, die wir getrennt waren, Monde und Jahre und Jahrhunderte ...«
    Jetzt kam er,

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