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Hexenerbe

Hexenerbe

Titel: Hexenerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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blieb instinktiv ein wenig zurück. Als Holly den Schimmer fast erreicht hatte, keuchte sie auf. »Barbara!« Sie rannte hin und fiel vor dem Lichtschein auf die Knie.
    Vorsichtig ging Jer Schritt für Schritt weiter. Eine alte Frau mit gequälten Augen blickte aus dem grünen Energienebel zu ihm auf. Sie schien halb Geist, halb lebendiges Fleisch zu sein. Ihre Lippen formten stumme Worte, und ihr Blick flehte sie um Hilfe an.
    Holly streckte eine zitternde Hand nach ihr aus.
    Der Nebel wirbelte auf, sammelte sich auf der Brust der Frau und wurde zu einem abscheulichen, dunklen Schemen. Es war nicht mehr als ein verschwommener Schatten, doch Holly erkannte die Silhouette des Geschöpfs, das Barbara quälte.
    Vorsichtig , warnte Aliki und trat neben sie. Sie ist schon lange hier. Du musst sehr sacht und geschickt vorgehen, sonst wird sie sterben.
    Holly nickte langsam. »Sag mir, was ich tun soll.«
    In den alten Zeiten kamen die Anführer meines Volkes hierher, um Erkenntnisse zu erlangen und mit unseren Göttern zu sprechen. Sie runzelte die Stirn. Ich habe diese Geheimnisse Sir Richard enthüllt, als Gegenleistung für einen Gefallen. Wir hatten ein Ritual für das Kommen und eines zum Gehen. Ihr habt das Ritual fürs Kommen richtig durchgeführt, sonst wärt ihr nicht hier. Ihr müsst es noch einmal für euch selbst wiederholen, wenn ihr gehen wollt. Sie hat dieses Land hier betreten, also muss sie es auch hier verlassen. Und ihr müsst da gehen, wo ihr eingetreten seid.
    »Warum hast du dieses Ritual nicht für dich selbst vollzogen?«, fragte Jer.
    Sie sah ihn traurig an. Dass ich das nicht kann, verdanke ich dem Haus Moore. Eines Tages werde ich mich selbst befreien. Doch vorerst bin ich hier gefangen.
    Sie bückte sich und zog auf dem Boden einen Kreis um Barbara. Passt gut auf, wies sie die beiden an.
    Sie murmelte einen Zauberspruch in einer wunderschönen Sprache. Jer bemühte sich, die einzelnen Worte zu hören und sie sich einzuprägen.
    Das Bild von Barbara flackerte ein Mal und erschien dann wieder. Aliki nickte vor sich hin.
    Kulpunya hält sie noch immer hier. Er ist ein Geister-Dingo. Die Feinde der Menschen, die hier lebten, haben ihn einst geschickt, damit er die Bewohner des Ayers Rock vernichtet. Mit einem Zauber kann man ihn zum Gehorsam zwingen. Sie kniff die Augen zusammen und reckte das Kinn, als hätte sie eine Entscheidung getroffen. Ich werde ihn euch lehren.
    Holly warf Jer einen besorgten Blick zu. »Zwei Zaubersprüche?«
    Jer erwiderte: »Du merkst dir einen, und ich übernehme den anderen.« Er überlegte kurz. »Ich lerne den, mit dem man Kulpunya zähmt.«
    Die Frau hob mahnend die Hand. Wenn du auch nur ein einziges Wort falsch aussprichst, befreist du Kulpunya von seinen Fesseln, und er wird dich in Stücke reißen.
    »Dann lerne definitiv ich diesen Zauber«, sagte Jer.
    Holly blickte erschrocken drein. »Warum kannst du ihn nicht für uns sprechen?«, fragte sie die Frau.
    Ich gehöre jetzt zu diesem Ort, entgegnete sie. Meine Magie wird bei ihm nicht wirken.
    Dann zögerte sie. Einen Moment später zog sie Jer ein Stück von Holly weg und stellte sich so vor ihn, dass sie Holly den Rücken zuwandte. Mit leiser Stimme, nicht durch ihre Gedanken, sagte sie zu ihm: »Ich muss dich warnen. Dein Geist und ihrer sind auf einer anderen Ebene in einen Kampf verstrickt.« Sie berührte sein Gesicht und strich über die entstellte Haut. »Sie hat dir das angetan.«
    Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, spürte die Narben unter der Zungenspitze und seufzte schwer. »Ich weiß.«
    Und dennoch ... liebt ihr euch. Diese Leidenschaft ... sie kann dich ebenso in Stücke reißen wie Kulpunya. Und die junge Frau ebenfalls.
    Er neigte den Kopf zur Seite und bemerkte, dass Holly sie anstarrte. Ruhig erwiderte er ihren Blick.
    »Auch das weiß ich.«
    »Jer?«, rief Holly.
    Er sagte zu der Frau: »Lehre mich den Zauber.« Er hob die Hand, um Holly zurückzuhalten. Holly blieb der Mund offen stehen, und sie funkelte ihn zornig an.
    »Schön«, sagte die Frau. »Fangen wir an.«
    Sie begann zu singen. Jer lauschte aufmerksam, während ihre Stimme einen eigenartig hypnotischen, monotonen Klang annahm, und bald erkannte er den Sinn der rhythmischen Silben so deutlich, als spräche sie Englisch mit ihm. Bilder des Albtraum-Geschöpfs standen ihm als klare Reliefs vor Augen. Schließlich nahm sie seinen Arm und führte ihn zu Barbara zurück, die noch immer in grüne Energie gehüllt war. Das

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