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Hexenerbe

Hexenerbe

Titel: Hexenerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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Wesen hockte auf ihrer Brust, und vor Jers Augen stieß es die Hand in Barbaras Leib und presste ihr Herz zusammen.
    Ihm wurde erst bewusst, dass er laut sprach, als Kulpunya ruckartig den Kopf hob und die Zähne fletschte. Jer sang mit Alikis Unterstützung weiter, und ihre Stimme verlieh der seinen Kraft, bis beide zusammen einen bizarren, summenden Ton hervorbrachten wie von einem Didgeridoo.
    Das Ungeheuer knurrte kehlig und drückte fester zu. Das Abbild der gealterten, schwachen Barbara warf den Kopf zurück und wimmerte vor Schmerz.
    »Jer«, raunte Holly. »Jer, machst du das auch richtig?«
    Er ignorierte sie und setzte gemeinsam mit Aliki seinen Gesang fort. Sie stützte seinen Arm und seine Stimme.
    Dann wandte sie sich Holly zu und sagte: »Halte dich bereit. Wenn ich es dir sage, sprichst du deinen Zauber.«
    Jers Stimme summte tief, lauter, noch lauter, und die Bestie kniff die Augen zusammen. Blut und Geifer troffen aus ihrem Maul. Sie zog die Schultern an, und die Muskeln an ihren Beinen traten hervor, als sie sich auf Barbaras Brust zum Sprung bereit machte.
    Angst schoss wie ein Reflex durch Jer, doch er ließ sich nicht durcheinanderbringen.
    Dann stürzte sich das Biest auf ihn.
    Aliki schrie: »Jetzt!«
    Holly begann ihren Zauber zu sprechen, während Aliki Jer anbrüllte: »Gebrauche deinen Geist!«
    Als Kulpunya gegen Jer prallte und ihn zu Boden riss, schossen Dämonen aus den dunklen Tunneln hervor.
    Seattle
    Tief unten in seiner Zauberkammer blickte Michael Deveraux von seinem Altar auf und lächelte. »Na, so etwas«, sagte er. »Jemand hat Kulpunya entfesselt.« Er griff nach einem Kristall und schaute hinein.
    Dann wandte er sich den beiden anderen Teilnehmern seines nächtlichen Rituals zu. »Möchtet ihr mich auf einer kurzen Reise begleiten?«
    Sein Sohn Eli und James Moore nickten.
    Amanda saß neben Tommy auf dem Sofa gegenüber von Barbara Davis-Chin. Holly und Jer waren seit einer Weile fort, und alle hatten sich im Raum verstreut, ruhten sich aus und warteten. Angst nagte an ihr, während sie einen Schutzzauber nach dem anderen für ihre abwesenden Gefährten sprach.
    Tommy legte ihr einen Arm um die Schultern, und sie erstarrte unter seiner Berührung. Tief in ihrem Innern breitete sich langsam eine Wärme aus, die ihr neu war, ein wohliges Gefühl, das so gar nicht zu den gegenwärtigen Umständen passen wollte. Ihre Haut kribbelte, wo sie Tommys berührte. Er zog sie sacht an sich, und sie sank dankbar gegen ihn.
    Seufzend legte sie den Kopf an seine Schulter. Sie fühlte sich so gut, dass sie Gewissensbisse bekam. Wie konnte sie so glücklich sein, wenn ihre Cousine und ihr Freund in so furchtbarer Gefahr schwebten? Dennoch konnte sie das kleine Lächeln nicht unterdrücken, das sich langsam über ihr Gesicht breitete.
    So saßen sie eine Weile beisammen. Allmählich spürte Amanda, wie die Anspannung aus ihrem Körper hinausrann. Sie begegnete Tommys Blick und sah etwas Wunderschönes in seinen Augen leuchten. Langsam beugte er den Kopf zu ihr herab, um sie zu küssen. Und dann begann Barbara Davis-Chin zu schreien.
    Australische Traumzeit
    Michael Deveraux öffnete lächelnd die Augen und fand sich in Australien wieder. Nun ja, nicht direkt Australien, aber nah dran. Er wandte sich um und sah James und Eli neben sich stehen. Eli wirkte verwirrt und ein wenig erschrocken. James hingegen erschien völlig ungerührt.
    Michael musterte ihn mit schmalen Augen. Allmählich glaubte er, dass er vielleicht, nur vielleicht, den jungen Moore unterschätzt hatte. Er würde ihn im Auge behalten müssen. Doch dafür war später noch Zeit genug. Zunächst einmal mussten sie eine Hexe töten.
    Michael drehte sich langsam um. Ayers Rock, weite Wüste.
    Und ich weiß genau, wo ich zuerst suchen muss.
    Er hatte gewusst, dass Holly nach Seattle zurückgekehrt war, doch seine Bussarde und Seherkristalle hatten sie nicht aufspüren können. Aber als sie die Traumzeit betreten hatte, war er sofort darauf aufmerksam geworden. Sie war sicher gekommen, um ihre Freundin Barbara zu retten, deren Geist er hierher verbannt hatte. Die Moores waren nicht die Einzigen, die sich in der Magie der Aborigines auskannten.
    Sie gingen auf den Ayers Rock zu, und er warf erneut einen Blick auf seine Begleiter. Eli war in den vergangenen Wochen merklich stiller gewesen als sonst. Michael fragte sich, ob das etwas mit der Cathers-Hexe zu tun hatte, die James ihm vor der Nase weggeschnappt und geheiratet hatte.

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