Hexenerbe
Stimme.
Jer wirbelte herum und sah sich seinem Vater, seinem Bruder und James gegenüber. Er ballte die Hände zu Fäusten, als rasende Wut in ihm aufflammte.
James grinste ihn hämisch an, und Jer sträubten sich die Haare im Nacken.
Wir sind erledigt.
Sein Vater wies auf die Schlangen hinter ihm.
»Die Wirkung des Belebungszaubers ist nur vorübergehend. Die beiden Süßen werden in ein paar Sekunden wieder zu Stein erstarrt sein.« Ein belustigtes Lächeln verzog seine Lippen. »Aber ich frage mich, ob sie in derselben Form wie zuvor versteinern werden oder ob der Ayers Rock gerade ein bisschen umgestaltet wird. Das würde zu Hause einen hübschen Aufruhr geben, denke ich mir.«
»Was tust du hier?«, fauchte Jer.
»Komm schon, Jer, dein Hirn ist nicht verbrannt. Ich bin hier, um sie zu erledigen.« Michael wechselte einen Blick mit seinen Begleitern. »Das wollen wir alle.«
Jer tat einen Schritt auf seinen Vater zu. Holly schrie plötzlich erschrocken auf, und er drehte sich gerade rechtzeitig herum, um zu sehen, wie eine der Riesenschlangen nach ihm schnappte. Er versuchte zu fliehen, doch es war zu spät - das gewaltige Maul schloss sich um ihn. Erst spürte er so etwas wie einen Feuerstoß, dann einen scharfen, stechenden Schmerz, und dann war alles dunkel.
Holly beobachtete entsetzt, wie die Schlange Jer verschlang. Sie stürzte vorwärts, zu hysterisch, um auch nur an einen Zauber zu denken. Das Geschöpf wurde jedoch von seinem eigenen Kameraden angegriffen; es wandte sich von ihr ab und warf sich wieder auf seinen Gegner.
Holly rannte hinüber. Die Schlangen bewegten sich immer langsamer, und plötzlich fielen sie zu Boden. Der Kopf der einen Schlange legte sich auf den Rücken der anderen. Vor ihren Augen verwandelten sie sich in etwas anderes ...
Sie schlug mit den Fäusten auf eines der Ungeheuer ein. Schmerz raste ihre Arme entlang. Was Augenblicke zuvor noch lebendig gewirkt hatte, war zu Stein geworden. Vor ihr war nur noch der Ayers Rock - und Jer war irgendwo darin gefangen.
Elf
Citrin
Den Tod überdauert unsere Magie
Die Macht über Rettung und Untergang
Die große Stunde ist nun gekommen
Da wir brechen die Macht der Cahors
In unseren Adern strömt Hexenblut
Wir tanzen, wo die Göttin regiert
Und scheint auch unsere Macht zu schwinden
Der Deveraux Blut schmecken bald unsere Dolche
»Nein!«, schrie Holly und hämmerte mit den Fäusten gegen den Fels.
Hinter sich hörte sie leises Lachen. Rasch drehte sie sich um.
Michael, Eli und James grinsten sie an.
»Na, ist das nicht passend?«, höhnte Michael. »Du hast einen geliebten Menschen aus dem Fels befreit, um gleich darauf einen anderen an den Berg zu verlieren. Ich glaube, das nennt man dramatische Ironie. Wir müssen bald los. Man sollte sich hier nicht zu lange aufhalten - das bekommt dem menschlichen Verstand nicht besonders. Aber ehe wir gehen, wollten wir dir noch ein kleines Geschenk hinter lassen.«
James und Eli stimmten einen monotonen Gesang an. Michael fiel mit ein, und die Worte berührten etwas in ihrem Gedächtnis. Wo habe ich sie schon einmal gehört?
Und dann fiel es ihr ein - in der Sekunde, als das Schwarze Feuer zum Leben erwachte.
Der Dreifache Zirkel, Seattle
Amanda sprang mit Tommy vom Sofa auf. Die anderen stürzten herbei, und alle drängten sich um Barbara. Die arme Frau schluchzte und brabbelte unverständliches Zeug. Sie blickte zu dem versammelten Zirkel auf und begann erneut zu schreien.
»Barbara?«, sprach Amanda sie an und rang die Hysterie nieder, die sie dabei in ihrer eigenen Stimme hörte. »Können Sie mich verstehen? Haben Sie Holly gesehen?«
Barbara stammelte und schluchzte weiter. Alonzo strich mit der Hand durch die Luft über ihrem Kopf.
»Ruhe, finde Frieden und erhole dich.«
Sogleich erschlaffte ihr Körper, und ihre Augen wurden glasig. Sie starrte einen Moment lang in die Runde, ehe sie die Augen schloss und einschlief.
»Zumindest haben sie sie gefunden«, sagte Nicole in die Stille hinein. »Das bedeutet hoffentlich, dass sie auch bald zurückkommen.«
Amanda nickte zustimmend, doch das scheußliche Gefühl in ihrer Magengegend sagte ihr etwas anderes.
Australische Traumzeit
Die Hitze der Flamme versengte Holly. Hilflos sah sie zu, wie Michael, Eli und James sich umdrehten und davonrannten. Sie versuchte, ihren Geist einzusetzen und die Flammen durch ihren Willen zu löschen, stellte aber schnell fest, dass das nichts nützte. Die Zerstörungskraft des
Weitere Kostenlose Bücher