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Hexenfluch: Roman (German Edition)

Hexenfluch: Roman (German Edition)

Titel: Hexenfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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nur hinauszögern, nicht aufhalten. Er nahm ihr das Glas ab, ließ die Flüssigkeit darin kreisen. Roch daran. Sieh an, sieh an. Mit einem süffisanten Lächeln hielt er es in die Höhe, betrachtete das Funkeln, mit dem das Licht hindurchschien. »Willst du mich jetzt schon vergiften?«
    »Wie kommst du nur auf solche Gedanken, Kristen?« Gemächlich schlenderte sie zu dem Lesepult hinüber, auf dem der Zweite Codex lag. Heute Nacht. Sie würde ihn brauchen.
    Ja, wie nur. – Gut möglich, dass er heute Nacht endlich nahe genug an ihn herankam. Jetzt. Wo es für ihn zu spät war.
    »Nicht vergiften, Kristen.« Die Finger wie liebkosend auf dem dunklen Einband, sah sie ihn wieder an. »Nur ein bisschen … zähmen.«
    Sein Lächeln wurde spöttisch. »Zähmen. – Natürlich.« Der Bannfluch mochte ihn daran hindern, seine Macht in vollem Umfang zu benutzen – er verhinderte aber auch, dass sie an sie herankam. Nur musste sie heute Nacht genau das. Und sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er diese eine, letzte Chance nutzen würde, wenn sie ihm die Gelegenheit ließ.
    »Trink!« Ihr Ton war unwillig geworden.
    »Wie meine Herrin befiehlt.« In einem ironischen Salut hob er das Glas, dann kippte er den Inhalt in einem Zug hinunter.
    Die Flüssigkeit grub sich wie ein glühendes Eisen in seine Eingeweide.
    Mit einem Keuchen krümmte Kristen sich vornüber, presste die Hände in seinen Magen, fiel auf die Knie.
    Glas splitterte.

  38
     
    Die Lobby des Havreux Tower glich einem Bienenstock. Und es schien niemandem aufzufallen, dass es jenseits der Türen und Fenster schon lange Nacht war. Hätte sie noch mehr Beweise gebraucht?
    Ellas Herz pochte in ihrer Kehle, während sie sich umsah. Natürlich war der Junge, Mikah, nicht mehr da. Weil sie dank Mac und den anderen nicht zum vereinbarten Zeitpunkt zurück war.
    »Mikah Grigorijou ist tot. Man hat seine Leiche schon vor fast einem halben Jahr bei San Francisco aus dem Meer gezogen. Der Bursche ist ein Hochstapler. Die ganze Geschichte eine einzige Lüge.« Mac hatte sich geweigert, sie hierher zurückkehren zu lassen. »Selbst wenn sie Havebeeg gehen lässt. Der Mann ist es nicht wert, dass du dein Leben riskierst. – Vor allem nicht auf ein bloßes ›Vielleicht‹ hin.« Geschweige denn, dass er bereit gewesen wäre, sie mit den anderen zusammen zu begleiten. »Ich werde nicht sehenden Auges in eine Falle laufen! – Denn genau das ist es. – Und ich werde auch nicht zulassen, dass du das tust! Ob es dir gefällt oder nicht.« Oh, er hatte sie vielleicht nicht allein in ein Zimmer gesperrt, aber er hatte ihr trotzdem nicht erlaubt, sein Loft zu verlassen. Auch nicht, um – vorgeblich – in ihr eigenes kleines Apartment zurückzukehren. Sein Lächeln hatte ganz klar gesagt: ›Für wie dumm hältst du mich?‹
    Sein Pech war, dass sie sich damals, nach der Zeit mit ihrem Vater, geschworen hatte, sich nie wieder, von niemandem und aus welchen Gründen auch immer, einsperren zu lassen. Und dass die Feuerleiter sich direkt neben dem Fenster seines Badezimmers befand. Er hatte ihr ja kaum verbieten können, zur Toilette zu gehen. Zu ihrer eigenen Verblüffung hatte es ihr nicht wirklich viel Mühe bereitet, den Bann zu brechen, der das Fenster verriegelt hatte. Vielleicht weil er mit ziemlicher Sicherheit eher dazu bestimmt war, ungebetene Besucher draußen zu halten?
    Ihr war klar gewesen, dass ihr Verschwinden Mac auffallen musste – auch wenn er am Herd stand und letzte Hand an sein Stew legte. Entsprechend hatte sie nicht viel Vorsprung gehabt. Aber genug, um zu ihrem Wagen zu laufen und zum Havreux Tower zurückzufahren. Dabei konnte sie noch nicht einmal sagen, ob er – oder einer der anderen – sie tatsächlich verfolgte. Sie hatte zumindest nichts dergleichen bemerkt.
    Natürlich war sie viel zu spät.
    Langsam löste sie sich von der Drehtür und durchquerte die Lobby. Keine Spur von ›Mikah‹. – Oh ja, Mac hatte es geschafft, Zweifel zu säen. Aber nicht genug. – Wieder erschütterte ein leichtes Beben die Erde. Es war wie eine Bestätigung. Auch wenn es zu schwach war, um jemanden, der schon lange in L.A. lebte, wirklich zu beunruhigen: Es war da. Und dennoch schien keiner der Männer und Frauen um sie herum es wahrzunehmen.
    Die Hände zu Fäusten geballt, ging sie auf den Empfang zu. Und versuchte, sich ihre Nervosität nicht anmerken zu lassen. Oder war es Angst? Ihr Blick wanderte immer wieder nach links, zu einer

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