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Hexenfluch: Roman (German Edition)

Hexenfluch: Roman (German Edition)

Titel: Hexenfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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vorbereitet, was ihr am Ende der Stufen entgegenschlug, sie sich beinah krümmen ließ, ihr ein Würgen in die Kehle trieb, das sie kaum beherrschen konnte. Es war, als wäre sie in eine Mauer aus zähem Eis gelaufen. Jede Faser ihres Körpers zog sich in dem jähen Schmerz zusammen. Sie spürte, wie sie taumelte, weiter hinein in die Kälte, im ersten Moment unfähig zu atmen, fing sich im letzten Augenblick, ehe sie gegen die mit Schatten und Wabern überzogene Betonwand dahinter stolperte, schluckte hinunter, was den Weg von ihrem Magen zurück in ihren Mund gefunden hatte, und kam wankend zum Stehen. Keuchend. Mit wild rasendem Herzen. Einer ihrer beiden ›Begleiter‹ wies nach links. Das, was sich da hinter dem geradezu lächerlich normal wirkenden Rahmen einer Feuerschutztür erstreckte, erinnerte sie an eine mächtige Felshöhle. Deren Decke weit höher zu liegen schien, als die Treppen oder die Eingangshalle des Havreux Tower sich auch nur ansatzweise über ihr befinden konnten. Mit Stalagmiten und Stalaktiten, die aus dem Boden ragten und von der Decke hingen und die teilweise sogar zusammengewachsen waren. Die gewaltigen Stahlträger und Betonsäulen dazwischen wirkten vollkommen fehl am Platz.
    Metall und Beton waren an manchen Stellen wie mit Stein überwuchert. Als hätte die Kaverne sie – ebenso wie die Wände? – nach und nach unter sich begraben. Schatten und Schwärze wuchsen von der Decke, den Stalaktiten, rannen daran entlang, tropften herab wie zähes, dunkles Blut. Sammelten sich auf dem an manchen Stellen überraschend glatten Boden zu Pfützen, flossen zu kleinen und großen Lachen zusammen, liefen in Rinnsalen und Strömen auf die Spalte zu, die den Höhlenboden der Länge nach teilte. Einige schnell, geradezu reißend, andere träge, wie in Zeitlupe. Vermischten sich mit den Lachen, in denen die reglosen Körper von zwei jungen Männern lagen, versickerten an ihrem Rand … Ein Rand, schwarz, grau, der sich bewegte, Wellen schlug und wieder in sich zurückfiel. Und sich dabei immer weiter in den Boden hineinfraß, sich ausbreitete, den Stein brüchig werden ließ, wie Rost, der Metall zerfraß – im Zeitraffer. Ein Krebsgeschwür, das sich unaufhaltsam ausbreitete.
    Neben einem der Pfeiler kauerte ein Wolf, Mikah, die Ohren flach nach hinten gelegt, die Rute irgendwo zwischen den Hinterbeinen, starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an, einen Maulkorb über der Schnauze, angekettet …
    Zu beiden Seiten der Spalte standen sie und dieser Aaron. Nahezu reglos. Er hatte den Kopf in den Nacken gelegt, bewegte die Lippen in einem lautlosen Murmeln, die Hände wie im Gebet halb erhoben. Und sie … Ihr Lächeln hatte etwas Grausames, Zufriedenes. Mit den Fingerspitzen ihrer Linken fuhr sie immer wieder über die Seiten eines altertümlichen Folianten, den sie aufgeschlagen in der Rechten hielt. Ihre Augen waren unverwandt auf die Spalte gerichtet, auf einen Betonpfeiler, der wie eine Brücke zwischen ihr und Aaron über die immer weiterwuchernde Schwärze lag, und auf dem … – Christian. Sein Oberkörper war nackt. Rote Linien zogen sich über seine Haut. Über seiner Hüfte kniete eine platinblonde Schönheit, fuhr mit den Händen über seine Rippen, die Flanken; rieb sich an ihm, bäumte sich auf ihm auf, strich sich über ihre Brüste, die Kehle … während er vollkommen reglos blieb. Seine Arme waren zu beiden Seiten ausgestreckt, ragten über die Ränder des Pfeilers, hingen ins Leere. Blut rann darüber, tropfte von seinen Handgelenken und Fingern in die Tiefe. Erst als die Frau sich wieder aufrichtete, sah Ella das Messer in ihren Händen … Sie zog es ihm mit einer schnellen Bewegung über die Brust. Ella schrie auf. Keine Linien, Schnitte! Christian zuckte in die Höhe, wie von unsichtbaren Fäden emporgerissen, wie jemand, dessen Herz man mit einem Elektroschock wieder zum Schlagen bringen wollte. Fiel zurück. Sein Kopf rollte zur Seite, die Augen einen Spaltbreit geöffnet … Selbst von hier aus wirkten sie leer, leblos. Großer Gott, was hatten sie mit ihm getan? Sie hatte einen Schritt vorwärtsgemacht, ehe sie es selbst merkte. Und blieb wieder stehen, als ihr die Bewegung bewusst wurde.
    Bei ihrem Aufschrei hatte die Dämonenfürstin sich umgedreht. Jetzt hob sie die Hand, winkte sie nur mit einem kaum sichtbaren Krümmen der Fingerspitzen heran. Wieder bebte die Erde. Ein Riss erschien an der Decke über ihnen. Einer der beiden Werwölfe warf einen hastigen

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