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Hexenfluch: Roman (German Edition)

Hexenfluch: Roman (German Edition)

Titel: Hexenfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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hindurchdirigierte. Jähe Kälte und das Gefühl von Eisnadeln auf der Haut ließen sie erschrocken aufkeuchen. Dann musste sie hastig einem Mädchen auf Inlinern ausweichen und stieß gegen Havreux, der sie in derselben Sekunde beiseite- und rückwärtszog. Ella stolperte gegen eine Hauswand. Der Stein war … warm! Ein paar Meter entfernt brannte eine Straßenlaterne. Ein Stück weiter noch eine. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite waren Schaufenster hell erleuchtet. Menschen drängten sich trotz der Uhrzeit auf den Bürgersteigen, und auf der Fahrbahn stoppten die Autos und fuhren weiter. Musik hämmerte aus dem Innern des ein oder anderen Wagens.
    Sie drehte sich zu Havreux um. Wie war sie auf die Idee gekommen, er hätte ein Seidenhemd und enge Lederhosen an? Er trug noch immer dieselben Sachen wie in ihrem Wohnzimmer: abgewetzte Jeans und ein einfaches T-Shirt. »Wir sind …«
    »… auf der anderen Seite, ja. Aber wir sollten uns trotzdem nicht länger in der Nähe des Tors aufhalten als unbedingt nötig.« Er ließ ihren Arm los, als würde ihm erst jetzt bewusst, dass er sie immer noch festhielt. »Wo steht Ihr Wagen?«
    »An der 37. Ost, Ecke Woodlawn.«
    Havreux sah sie fassungslos an, schluckte und atmete einmal tief ein und aus, bevor er seine Stimme endlich wiederfand. »An dieser katholischen Kirche? – Soll ich jetzt erleichtert sein, dass Sie zwar in South Central geparkt haben, aber zum Glück nur in einer der harmloseren Gegenden dort? «
    Ella stieß ihrerseits die Luft aus. »Sagt der Mann, der ein paar Straßen weiter mehr oder weniger totgeschlagen wurde, nur weil er ›falsch abgebogen‹ ist. – Sie erinnern sich, Mr. Havreux?«
    »Touché, Doktor.« Er verzog den Mund. »Das ändert aber nichts daran, dass Ihr Auto in einer der übelsten Gegenden L.A.s steht. – TAXI!« Bei seinem Ruf zuckte Ella zusammen.
    »Und was wird das?«
    »Wir holen Ihr Auto und anschließend fahre ich Sie nach Hause.« Wie zuvor nahm er sie am Arm und schob sie auf den gelben Wagen zu, der gerade am Straßenrand hielt.
    »Sie müssen mich nicht nach Hause bringen, als wäre ich ein kleines Kind.«
    »Ich weiß. Ich tue es aber trotzdem.« Havreux beugte sich vor und öffnete ihr die Fondtür. »Darf ich fragen, was Sie dort angestellt haben?« Er trat zur Seite, damit sie einsteigen konnte.
    »Ich habe gar nichts ›angestellt‹. Ich habe eine Patientin besucht, die in South Central wohnt.«
    »Allein?«
    Ella rutschte über das abgeschabte Plastik der Rückbank auf die andere Seite. »Ja, allein. – Was Sie allerdings nicht das Geringste angeht.«
    »Stimmt.« Havreux glitt neben sie und schlug die Tür zu. »Aber ein Mann, der mit Ihnen zusammen ist, muss starke Nerven haben. – 37. Ost, Ecke Woodlawn«, wies er den Fahrer an.
    Der Mann drehte sich um und nickte zur Tür. »Vergesst es.«
    Mit einem beredten Blick an Ellas Adresse zog Havreux ein Bündel Geldscheine aus der Hosentasche und schob einen davon durch den Schlitz in der Plexiglasscheibe, die den Fahrer von seinen Passagieren trennte. Wie viel es war, konnte sie nicht erkennen. »37. Ost, Ecke Woodlawn«, wiederholte er. Einen Augenblick starrte der Fahrer auf den Schein, brummte dann etwas, das wie »Okay« klang, und fuhr los.
    Ella lehnte sich in ihre Ecke. »Sie regeln wohl alles mit Geld.« Ihre Missbilligung konnte ihm nicht entgehen. Ebenso wenig wie ihr sein kurzes Stirnrunzeln.
    »Nicht alles. Aber so manches schon.« Ein Schulterzucken. »Und wenn es sich mit Geld regeln lässt … Warum nicht?«
    Anstelle einer Antwort schüttelte sie nur den Kopf. Jetzt, da das Adrenalin sich wieder verabschiedete, fühlte sie sich, als hätte sie eine 36-Stunden-Schicht hinter sich. Der Wunsch, für einen Moment die Augen zu schließen, überrollte sie wie eine dunkle, schwere Woge. Nur für einen Moment. Sie gab ihm nach. Und erkannte den Fehler zu spät. Das Zittern setzte ein, kaum, dass sie die Augen tatsächlich geschlossen hatte. Plötzliche Müdigkeit konnte eines der ersten Anzeichen für einen Schock sein. Und jetzt das Zittern … Sie presste die Lider fester aufeinander, versuchte es niederzukämpfen und zog dabei gleichzeitig Havreux’ Mantel enger um sich. Ohne dabei sagen zu können, warum. Weil ihr Blutdruck von einer Sekunde zur nächsten so weit unten war, dass sie erbärmlich fror? Weil sie einfach nur irgendetwas tun musste, um zu verhindern, dass … was? Sie einen hysterischen Anfall bekam? Reiß dich zusammen,

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