Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexenfluch: Roman (German Edition)

Hexenfluch: Roman (German Edition)

Titel: Hexenfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
Vom Netzwerk:
beschützen. Egal, was …«
    Mit einem harten Laut fiel sie ihm ins Wort. »Und wie wollen, Sie das machen? Bei mir einziehen?«
    Er wirkte geschockt. »Nein. Ich meine … es sei denn, Sie wollen, dass …«
    Ella schnaubte verächtlich. »Danke, verzichte. Ich bin bisher sehr gut allein klargekommen. Genau genommen, bis Sie in mein Leben getreten sind. Und außerdem … – Ach, verdammt.« Sie rieb sich mit der Hand übers Gesicht. »Ich habe kein Recht, Sie so anzufahren, Mr. Havreux. Entschuldigen Sie. Normalerweise bin ich nicht so eine Zicke. Im Moment ist das alles einfach nur …« … zu viel. »Ach, verdammt.«
    »Nein. Sie sind eine Frau, die auf eigenen Füßen steht und ihren Weg geht. Und das äußerst erfolgreich, wenn man sieht, was Sie alles schon erreicht haben.« Seine Stimme war sehr sanft. »Aber es ist keine Schande, Hilfe anzunehmen, wenn man nicht weiterkommt, weil man sich plötzlich auf vollkommen fremdem Terrain befindet.« Ein schneller Blick in den Rückspiegel. »Sehen Sie es mal so, Dr. Thorens: Ich für meinen Teil würde es mir nicht zutrauen, ein Skalpell in die Hand zu nehmen und jemandem … zum Beispiel den Blinddarm zu entfernen. Sie würden dabei vermutlich keine Sekunde zögern.« Für einen Moment schien es, als wolle er die Hand nach ihr ausstrecken, doch stattdessen schloss er die Finger nur fester um das Lenkrad. »Entschuldigung akzeptiert.«
    »Danke.« Sie wusste nicht, was sie sonst sagen sollte. Etwas in seinem Tonfall weckte in ihr den Wunsch, den Kopf gegen seine Schulter zu lehnen, die Augen zu schließen und ihn für sie mit dem Rest der Welt fertig werden zu lassen. Nur für kurze Zeit. Ausnahmsweise. Stattdessen sank sie wieder gegen die Lehne und sah nach vorne, auf die Straße. Zu dumm, dass bei einem Mann aus ›für kurze Zeit‹ und ›ausnahmsweise‹ in der Regel sehr schnell ›andauernd‹ und ›für immer‹ wurde. Nach Roland hatte sie sich geschworen, dass sich das nicht noch einmal wiederholen würde. Niemals wieder.
    Havreux bog ein weiteres Mal ab, und Ella seufzte innerlich auf: Es war nicht mehr weit bis zu ihrem Haus! Sie war müde. Und sie wollte allein sein.
    »Darf ich Sie noch etwas fragen, Dr. Thorens?« Abermals sah Havreux kurz zu ihr.
    Ella nickte. »Bitte.«
    »Wie sind Sie eigentlich in die Schatten hinübergekommen?«
    Das Unbehagen war plötzlich da. Sie zögerte.
    Havreux hob eine Braue. »Dr. Thorens?«
    »Ich weiß es nicht«, gestand sie nach einem weiteren Moment endlich.
    Sein Kopf flog zu ihr herum. Er starrte sie an. Und blickte dann mit einem Ruck zurück auf die Straße. Trotzdem wurde Ella das Gefühl nicht los, dass er kurz davor stand, einen hysterischen Anfall zu bekommen.
    »Sie … wissen es nicht?« Er klang, als würde er an den Worten ersticken. Er drückte die Arme durch, stemmte sich gegen das Lenkrad … und schüttelte den Kopf. Der Ausdruck, mit dem er dann erneut zu ihr hersah, war absolut ungläubig. »Stolpert die Frau einfach so durch ein Tor, ohne zu wissen, wie sie es macht. Geschweige denn, was sie da gerade tut, vermutlich.«
    Ella schaute ihn ihrerseits an. »Bedeutet das, ich kann mir darauf etwas einbilden?« Sie versuchte, spöttisch zu klingen, obwohl das Unbehagen mit jedem seiner Worte zu einem eiskalten Knoten in ihrem Magen geworden war.
    »Ob Sie sich darauf etwas einbilden können, Dr. Thorens? – Sagen wir es so: Normalerweise spazieren Leute, die ihre Gabe gerade erst entdeckt haben, nicht mal eben so zufällig durch ein Tor in die Schatten hinüber. Zumindest nicht, ohne dass ihnen jemand wenigstens ansatzweise erklärt hat, was sie da tun.« Er stieß einen Laut aus, irgendwo zwischen Lachen und Stöhnen. »Ja, verdammt, Sie können sich darauf etwas einbilden.«
    Jetzt war ihr schlecht. Umso dankbarer war sie, dass Havreux endlich in ihre Einfahrt einbog und den Impala vor der Garage parkte. In dem Schweigen, das auf seinen Ausbruch folgte, war nur das Ticken des Motors zu hören. Minutenlang.
    Es war Havreux, der schließlich mit einer ruckartigen Bewegung den Schlüssel abzog und ausstieg. Ella rührte sich nicht, beobachtete nur, wie er um die Schnauze des Wagens herumging und ihr die Tür öffnete. Als er ihr die Hand entgegenstreckte, um ihr beim Aussteigen behilflich zu sein, zuckte er plötzlich wie unter einem Stromschlag zusammen. Von einer Sekunde zur nächsten wirkte seine ganze Haltung verkrampft. Über den Türholmen hinweg begegneten sich ihre Blicke. Wie in

Weitere Kostenlose Bücher