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Hexenfluch: Roman (German Edition)

Hexenfluch: Roman (German Edition)

Titel: Hexenfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Muskeln unter seiner Haut ab, ohne übertrieben deutlich hervorzutreten. Der Ansatz eines Sixpacks, nicht mehr. Kein Gramm Fett zu viel. Wie ein perfekt durchtrainierter Hochleistungssportler. Spielten in der Bewegung, mit der er das Hemd nachlässig auf den Sessel warf. Und darüber … Unwillkürlich holte sie Luft. … Ein Tattoo. – Schwarz und rötlich ockern. Eine Mischung aus diesem Tribal-Style, etwas, das wie nordische Runen aussah, und verwirrend elegant wirkenden Linien, die sie an Der Herr der Ringe erinnerten. Sie rankten sich über seine Schulter nach vorne, wanden sich auf der einen Seite den halben Oberarm hinunter, endeten auf der andern noch deutlich über dem Bizeps, liefen quer über seine Brust, zogen sich abwärts, über den Bauch, die Seite, tiefer, verschwanden schließlich in seiner Jeans. War das eine … Klaue, die sich da direkt unter den Rippen auf seinen Bauchmuskeln in der Bewegung seiner Atemzüge zu strecken und zu krümmen schien? Und da, ein Stück tiefer, schon halb unter dem Bund der Hose, eine weitere. Und eine dritte war knapp neben dem dunklen Hof der Brustwarze auf der rechten Seite. Ella sah genauer hin. Formten die Linien auf seiner linken Brust, mehr oder weniger genau über dem Herzen, einen … Echsenschädel? Sie glaubte, die mörderischen Fänge zu erkennen, ein aufgerissenes Maul, Augen mit geschlitzten Pupillen. Ein stilisierter … Drache? Nein. Nicht ganz. Aber irgendeine Kreatur, die in diese Gattung gehören musste. Nur zu erkennen, wenn man das Tattoo als Ganzes erfasste. Und erst dann sah man auch all die Feinheiten; Schuppen, Schattierungen, Schatten; als würde dieses Wesen mit dem Mann, um dessen Körper es sich schlang, atmen, kaum sichtbar seinen Bewegungen folgen …
    Der Anblick war auf eine düstere Art faszinierend schön.
    Und alles war so geschickt gesetzt, dass es unter einem Hemd oder auch unter einem normalen T-Shirt komplett verborgen war.
    Sie ertappte sich dabei, dass sie die Hand danach ausstreckte, einer der Linien von der Schulter bis hinab auf die Brust mit den Fingern folgen wollte … Im selben Moment machte Havreux mit einem Zischen einen Schritt rückwärts.
    »Nicht!«
    Das Wort kam so heftig, dass sie zusammenzuckte, mitten in der Bewegung erstarrte und ihn erstaunt ansah – und gleichzeitig spürte, wie ihre Wangen heiß wurden, als ihr klar wurde, dass das, was sie gerade vorgehabt hatte, nichts mehr mit ihrem Unterricht zu tun gehabt hätte.
    Seine Hand war nur Millimeter von ihrem Handgelenk entfernt. Und war trotzdem genauso effektiv, als hätte er sie gepackt und festgehalten. »Sie können mich überall berühren, Ella, solange Sie sich nicht zu sehr auf die Tätowierung konzentrieren und direkt daran entlangstreichen.«
    Für einen Moment zuckte Ellas Blick zu seiner Brust, den verschlungenen Linien darauf, ehe sie ihn wieder zu ihm hob. »Warum? Ich finde, es ist … atemberaubend.«
    Schlagartig wurde seine Miene eisig.
    Sie konnte nicht anders, als die Stirn zu runzeln. Warum hatte er es sich überhaupt machen lassen, wenn er es jetzt so abstoßend fand? Ein solches Kunstwerk zu stechen, dauerte eindeutig zu lang, als dass es aus einer … betrunkenen Laune heraus entstanden sein konnte. »Dann wird es aber schwierig, eine Stelle zu finden, an der ich Sie berühren kann. « Sie bemühte sich, möglichst locker zu klingen.
    »Wie gesagt: Sie können mich überall berühren, Dr. Thorens, solange Sie sich nicht zu sehr auf das Tattoo konzentrieren und direkt an seinen Linien entlangfahren.« Jedes Wort klang mühsam höflich. Und trotzdem nach wie vor abweisend.
    Und auch wenn sein Tonfall letztlich doch vollkommen anders war … Es war wie ein Déjà-vu. Ihr Vater hatte … Der Ärger war schlagartig da. Abwehrend hob sie die Hände. »Das Ganze war Ihre Idee! Ich muss Sie nicht …«
    »Nein.« Von einer Sekunde zur anderen hatte sein Ton sich wieder geändert, war … bedauernd geworden. »So war das nicht gemeint. Wir machen weiter. Es ist nur …« Er zögerte, schien zu überlegen, wie er ihr sagen sollte, was er ihr sagen wollte, fuhr sich dann mit beiden Händen durchs Haar. »Es ist nur, das hier ist das Ergebnis einer … einer riesigen Dummheit, auf die ich nicht besonders stolz bin.«
    »Man kann Tattoos heutzutage auch wieder entfernen lassen …«
    Sein Kopfschütteln beendete ihren Satz. »Leider klappt das nicht bei allen und das hier gehört zu genau dieser Sorte. – Wie auch immer …«

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