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Hexenfluch: Roman (German Edition)

Hexenfluch: Roman (German Edition)

Titel: Hexenfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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nicht sicher, wem die Bewegung galt, Havreux oder ihren eigenen unsinnigen Gedanken. Als er fragend eine Braue hob, wiederholte sie das Kopfschütteln.
    »Nichts.«
    »Dann lassen Sie uns anfangen. – Sie wissen, was ich von Ihnen will, Ella.«
    Ja, das wusste sie. Abermals tat sie einen tiefen Atemzug, stieß die Luft deutlich hörbar wieder aus und konzentrierte sich auf das, was er ihre ›Barriere‹ nannte. Die … Mauer, die sie um sich errichten sollte. Nein, nicht um sich. Um ihren Geist. Und damit um ihre Gabe. Eine Wand aus … Nebel – wie Ella sie sich vorstellte –, undurchdringlich und doch wieder durchlässig genug, um sie nicht vollständig von ihrer Umgebung abzuschotten. Um ihr zu erlauben, nach wie vor zu spüren. Und zu fühlen.
    Havreux beobachtete sie aufmerksam. Die Sprengsel in seinen Augen schimmerten irritierend intensiv in ihrem Grün und Gold. Dort, wo seine Knie ihre berührten, sickerte Wärme in ihren Körper. Wärme, die … – Verdammt! Konzentrier dich, Thorens!  – Sie schloss die Augen. Atmete erneut tief ein und aus. War das sein Parfum? Nicht mehr als ein Hauch … War es ihr zuvor schon einmal aufgefallen? Wie es sich wohl anfühlen würde, wenn er sie berühr- …? Ach, verflucht!
    »Ich kann nicht.« Mit einem frustrierten Laut öffnete sie die Augen wieder.
    Er hob eine Braue. »Zu nah?«
    »Was?« Seltsam verunsichert rieb sie die Handflächen gegen ihre Oberschenkel und vermied es, ihn direkt anzusehen.
    »Ich. Bin ich Ihnen zu nah, Ella?«
    Die Zähne aufeinandergepresst, nickte sie einmal knapp. Nichts widerstrebte ihr mehr, als ausgerechnet das zuzugeben. War heute ihr Tag des In-Verlegenheit-gebracht-Werdens? Zumindest wurde sie nicht wieder rot. Zum Glück.
    »Ich verstehe.« Er nahm die Beine ein Stück weiter auseinander, so dass sie ihre nicht mehr länger berührten, und rutschte im Sessel zurück. »Besser?«
    Nein. »Ja.«
    »Dann versuchen Sie es noch mal. – Aber irgendwann müssen Sie es können, auch wenn Ihnen jemand so nahe kommt wie ich gerade. Oder noch näher.«
    Wie jemand, mit dem sie eine Beziehung hatte. Auch wenn er es nicht aussprach, war klar, was er meinte. Er konnte ja nicht wissen, dass das garantiert nicht auf ihrer To-do-Liste stand. Weder in naher noch in ferner Zukunft. Mit einem ergebenen Seufzen schloss Ella wie zuvor die Augen und versuchte, sich auf ihre Barriere zu konzentrieren, ließ die Hände entspannt zwischen die Knie hängen. – Ohne den Duft seines Parfums gänzlich ausblenden zu können. Oder seine Nähe auch nur eine Sekunde lang weniger intensiv zu spüren.
    Es schien eine Ewigkeit zu dauern, doch dann … »Ich hab’s.«
    Schweigen. Stoff schabte auf Stoff. War er wieder ein Stück näher zu ihr gerutscht?
    »Machen Sie die Augen auf, Ella.«
    Sie blinzelte, sah ihn an. Sein Blick war noch immer aufmerksam. Doch jetzt hatte er etwas Wachsames. »Bereit?« Er hatte die Ellbogen auf die Oberschenkel gestützt, seine Fingerspitzen schwebten nur Millimeter über ihren Unterarmen.
    Ella schluckte. Nickte. Ihr Herz klopfte in ihrer Kehle … Federleicht strich er über ihren Arm. Nackte Haut auf nackte Haut. Sie zuckte unwillkürlich zusammen. Rechnete damit, dass …
    Nichts geschah.
    »Alles in Ordnung?«
    Sie nickte erneut. Abgehackt. Sagte sich selbst, dass sie atmen musste. Verfolgte wie hypnotisiert den Weg seiner Berührung, abwärts zu ihrem Handgelenk, auf ihre Handfläche, die Finger entlang, zurück zu ihrer Handfläche, ihrem Handgelenk, den Unterarm hinauf. In absoluter Zeitlupe.
    »Sehr gut! Entspannen Sie sich, Ella.« Havreux’ Stimme war zu einem dunklen Gurren herabgesunken. Seine Fingerspitzen verharrten in ihrer Ellenbeuge, malten dort kleine Kreise.
    Leichter gesagt, als getan. Immerhin waren es seine Fingerspitzen, die über ihre Haut glitten. Ella sog die Unterlippe zwischen die Zähne, unterdrückte ein Schaudern. »Keine Angst. Was auch immer geschieht, im Notfall steht meine Barriere. Es wird nichts von mir auf Sie überspringen.« Seine Finger wanderten weiter aufwärts. »Sie machen das gut.« Er beugte sich ein wenig mehr nach vorne, berührte ihre Schulter. »Ganz ausgezeichnet. Weiter so.« Das Schlüsselbein. »Versuchen Sie, sich zu entspannen.« Nur die Ahnung eines Streifens. Dann ein Zischen. Vollkommen unvermittelt. »So wird das nichts!« Havreux nahm abrupt die Hand zurück. Und packte sie im nächsten Moment ohne Vorwarnung bei den Armen und zog sie auf die Füße.

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