Hexenfluch: Roman (German Edition)
»Egal, ob du dir Urlaub nimmst oder nicht: Du wirst Partner bei Wycliff & Walters. Versprochen!«
»Aber ›Gott‹ muss ich noch nicht zu dir sagen?«
Mac schnitt eine Grimasse.
Eine Sekunde musterte sie ihn erneut, dann warf sie die Hände in die Luft. »Also gut. Meinetwegen. Dann nehme ich Urlaub.« Sie drohte ihm mit dem Finger. »Aber ich ziehe nicht um.«
»Da wirst du nicht drum herumkommen, weil das essentieller Bestandteil des Plans ist. – Aber du kannst wieder zurückziehen, wenn alles vorbei ist.«
Es war J. J. anzusehen, dass sie ihm widersprechen wollte. Sekundenlang. Dann schloss sie den Mund wieder. »Okay …« Mit einem Seufzen ließ sie sich auf den nächstbesten Stuhl fallen. »Was hast du diesmal wieder vor?« Sie sah zu Markus und David. »Oder sollte ich ›ihr‹ sagen? Und warum muss eigentlich ich dabei mitspielen? Warum kann das nicht Yaz machen? War ich einfach nur gerade zur falschen Zeit am falschen Ort?«
»Yaz ist dazu ein bisschen zu … schrill.«
»Ich kann mir die Haare auch blau färben. Geht ganz schnell. Und solche riesigen Klimperohrringe habe ich sicher auch noch irgendwo. Nur das Piercing …« Als Mac eine Braue in die Höhe zog, hob sie beschwichtigend die Hand. »Schon gut. War nur ein Versuch. Das ist es also nicht nur, was du mit schrill gemeint hast.« Abermals ließ sie ein Seufzen hören. »Wie sieht dieser Plan aus? Ich nehme mal an, er hat etwas mit der Hexe zu tun, die du im Verdacht hast, eine ziemlich mächtige Heilerin zu sein? Und die du heute eigentlich hierherbringen wolltest.« J. J. schlug die Beine übereinander und verschränkte die Hände über dem Knie. Macs Schweigen ließ sie den Kopf neigen. »Ich dachte, du bist dir inzwischen sicher?«
»Ja und nein. Irgendetwas ist da an ihr. Und gleichzeitig kann ich es noch nicht mit absoluter Sicherheit sagen.«
» Du kannst es nicht mit absoluter Sicherheit sagen? Du? «
»Noch nicht!«
»Aber du bist dir sicher, dass sie dein Findling aus dieser Gasse ist?«
»Absolut.«
»Könnte es ein Nachhall deiner eigenen Magie sein? Oder unser aller?«
»Nein. Vor allem nicht nach so langer Zeit. Was auch immer an ihr ist, es ist definitiv etwas anderes. Deshalb will ich ja auch, dass sie jemand unauffällig im Auge behält.«
Den Ellbogen auf der Ecke des Tresens, räusperte David sich. »Aber du bist immer noch der Meinung, dass sie wirklich eine Puppenspielerin sein könnte?«
Mit einem schnellen Blick über die Schulter zu ihm hin nickte Mac. »Das ist zumindest das, was ich damals geglaubt habe, an ihr zu spüren: Die Gabe einer Heilerin und die Ahnung von etwas anderem, was eigentlich nur die Macht einer Puppenspielerin sein kann.«
»Eine Puppenspielerin?« J. J. zog die Brauen in die Höhe, sah von Mac zu David, weiter zu Markus und zurück zu Mac. »Und wann wolltet ihr mir das sagen?«
»Bei Gelegenheit.« Mac stellte den Fuß auf die Strebe zwischen den Stuhlbeinen.
Das ›Ja, klar‹ stand überdeutlich in J. J.s Gesicht. »Eine Puppenspielerin also.« Sie neigte den Kopf. »Die wievielte seit ich-weiß-nicht-wann?«
»Ziemlich lang.« Er lehnte sich ein Stück näher an die Lehne des Hockers heran. »Und ich habe nicht vor, eine Hexe mit dieser Gabe noch länger ohne Schutz da draußen allein zu lassen. Denn wenn es tatsächlich so ist, wie ich vermute, wird sie sich über kurz oder lang verraten.«
»Und wo komme ich dabei ins Spiel?« J. J. strich sich den knapp knielangen Kostümrock glatt.
Nachlässig hob Mac die Schultern. »Das Haus neben ihrem steht zum Verkauf. Ich möchte, dass du dort einziehst und sie im Auge behältst. Unauffällig. Als ihre Nachbarin und Freundin. Bring sie dazu, dir zu vertrauen.«
21
Christian Havreux war nicht da. Die Einzige, die sie – äußerst ungeduldig – erwartete, war Sushi. Die Botschaft aus ›Meau‹, Schnurren, Blicken und Vor-ihr-hin-und-her-Streichen war deutlich: »Ich habe Hunger! GANZ großen HUNGER!« Die Stirn gerunzelt, schloss Ella die Tür auf. Es passte gar nicht zu ihm, sich so massiv zu verspäten. Sollte sie sich Sorgen machen? Sushi flitzte vor ihr ins Haus und geradewegs in die Küche. Ella machte das Licht an, legte ihr Handy wie immer auf die Kommode im Wohnzimmer und folgte ihr dann in die Küche. Während sie die Näpfe mit Nass- und Trockenfutter füllte, lauschte sie immer wieder zur Tür. Es gab unzählige Möglichkeiten, warum er sich verspätete: ein Termin, der noch dazwischengekommen war,
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